Bildrechte: BR/Herbert Ebner
Bildbeitrag

Eichstätt

Bildbeitrag
>

Bistum Eichstätt legt Finanzen auf den Tisch

Bistum Eichstätt legt Finanzen auf den Tisch

Nach dem Finanzskandal im Februar will das Bistum Eichstätt heute seine Finanzen offenlegen. Möglicherweise hat das Bistum bis zu 50 Millionen Euro verloren. Wie ist der Stand der Ermittlungen? Von Tobias Betz

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Dallas, Texas, vor fast zwei Jahren: Der Anwalt Ulrich Wastl sucht im Auftrag des Eichstätter Bischofs nach 60 Millionen US-Dollar. Das Geld aus dem Eichstätter Kirchenvermögen soll hier in Form von Immobilien stehen, die Diözese war der Meinung, es gut anzulegen. Als Ulrich Wastl zumindest die Flächen findet, ist er erleichtert. Doch ob die Millionen in den USA komplett verbrannt sind ist nach wie vor unklar. 

Im Februar wird das Schlamassel bekannt, Ulrich Wastl sagt der Presse: "Das gesamte Konstrukt war darauf ausgelegt, die hiesigen Aufsichtsmöglichkeiten zu umgehen.“ Es geht um Bestechung, Korruption und ein Vermögen von umgerechnet 50 Millionen Euro. Das Bistum sieht sich in der Opferrolle. Ausgebeutet vom angeblich unwissenden ehemaligen Vize-Finanzdirektor und seinem gierigen Geschäftspartner. 

Verlust von 50 Millionen Euro?

Im Herbst 2015 kündigt der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke eine "Transparenzoffensive" an. Wirtschaftsprüfer sollen eine Bilanz nach den Regeln des Handelsgesetzbuches vorlegen. Schon im Mai 2016 werden sie stutzig. Sie stoßen auf die US-Kredite, zu denen es kaum seriöse Unterlagen gibt. Vom zweiten Finanzdirektor, der die riskanten Kredite für die Diözese eingefädelt hat, trennt sich das Bistum im September 2016. 

Doch es wird immer deutlicher, dass das Ganze nicht nur ein schlechtes Investment war, sondern ein Fall für den Strafrichter. Als die Staatsanwaltschaft München Anfang Februar 2018 bekannt gibt, dass der ehemalige Mitarbeiter des Bistums in U-Haft sitzt, wächst das Problem zu einem handfesten Skandal. Erst im Laufe der Tage und nach lauter Kritik äußert sich Bischof Gregor-Maria Hanke:

"Uns ist bewusst, dass das System, wie wir mit unserem Geld umgehen, professionalisiert werden muss. Dass wir mutig und entschieden Compliance-Strukturen weiter dort umsetzen müssen, wo es noch nicht geschehen ist." Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, im Februar 2018

Im Mai gibt die Staatsanwaltschaft München bekannt, dass die Folgen der Zockereien für die katholische Kirche wesentlich glimpflicher verlaufen sein könnten als ursprünglich gedacht. Gesicherter Vermögensschaden bisher: eine Million US-Dollar, sagen die Ermittler. Doch das Bistum geht weiterhin von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich aus. Der Unterschied: Das Bistum hat einen zivilrechtlichen, die Staatsanwaltschaft einen strafrechtlichen Schaden im Blick. 

Wurde das Bistum abgezockt?

Der beschuldigte ehemalige Finanzdirektor des Bistums ist mittlerweile aus der U-Haft entlassen worden, das Ermittlungsverfahren läuft aber weiter. Sein Anwalt Ulrich Ziegert erhebt in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk schwere Vorwürfe gegenüber dem Bistum, es sei von Anfang an auch bei den riskanten Anlagegeschäften mit dabei gewesen: "Das ist eine Legendenbildung, dass diese Diözese konservativ angelegt hat. Sie hat eben nicht konservativ über Jahre hinweg angelegt. Und das auch unter der Federführung des Bischofs.“

Circa 10 Prozent Rendite soll das erklärte Ziel gewesen sein, behauptet der Anwalt des Beschuldigten. Das bestreitet das Bistum Eichstätt vehement. Dort heißt es, man wurde abgezockt. In diesem Duell kann aber nur einer Recht haben. Welche Verantwortung Bischof Hanke trägt, wird sich wohl erst mit dem Abschluss der Ermittlungen zeigen.