80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau haben heute Vertreter aus Politik, Bildung und Gesellschaft sowie Zeitzeugen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Mittelpunkt des Gedenkakts im Schloss Dachau war die Ansprache von David Husarek, dem Enkel eines KZ-Überlebenden.
Enkel eines KZ-Überlebenden: Für Erinnerung kämpfen
Husarek eröffnete seine Rede mit einem Gedicht seines Großvaters, dem KZ-Überlebenden Paul Husarek, der einer der ersten Initiativen vorstand, in der sich die befreiten Häftlinge organisierten und wesentlich zur Aufarbeitung der Gräueltaten beitrugen. Sein Großvater habe trotz eigener Traumatisierung Überlebenden geholfen und sich für die Erinnerung eingesetzt. An einem Ort des Grauens habe er sich entschieden, "für eine offene, gerechte und erinnernde Gesellschaft kämpfen". Sein Enkel mahnte in seiner Rede, den Schrecken der NS-Zeit nicht aus den Augen zu verlieren und "Menschenrechte, Toleranz, demokratisches Engagement täglich zu verteidigen". Eine solche aktive Gedenkarbeit müsse vor allem in den Herzen der Menschen stattfinden.
Aigner: "Perfide Verhöhnung der Opfer"
In ihrer Rede zum Auftakt des Gedenkaktes kritisierte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) auch die neuerlichen Provokationen der AfD sehr deutlich. Die Nazis etwa als Sozialisten darzustellen, sei eine "perfide Verhöhnung der Opfer". "Ich fürchte, dass wir das Versprechen 'Nie wieder' nicht halten konnten", sagte Aigner zudem im BR-Interview und bezog sich damit auf antisemitische Straftaten, die auch 2024 zunehmen. Umso wichtiger sei es, sich gegen Ausgrenzung und Anfeindung einzusetzen, forderte die Landtagspräsidentin.
Söder betont Wehrhaftigkeit der Demokratie
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) berichtete in seiner Rede, wie er beim Israel-Besuch nach dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober beeindruckt war von der tiefen Überzeugung und Leidenschaft, mit der sich die Betroffenen dort an den Wiederaufbau gemacht hätten. Mit einem ähnlichen Eifer müsse in Deutschland das Bekenntnis "Nie wieder" belebt werden. Auch er kritisierte die Versuche der AfD, die brutale NS-Vergangenheit Deutschlands herunterzuspielen. Die Befreiung der Konzentrationslager seien das Ende eines langen Wegs in die Gewalt gewesen. Heute seien alle gemeinsam in der Verantwortung, zu sich zu positionieren, wenn die Demokratie angegriffen werde, so Söder. Er forderte eine "klare Haltung" gegen Hass und Hetze: "Es geht um alles."
Karl Freller von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten schilderte in seiner Rede, wie sich ehemalige KZ-Häftlinge nach der Befreiung der Lager organisierten – damit einen wesentlichen Beitrag zur "juristischen und moralischen Aufarbeitung" leisteten. Er hob die Leistung von Zeitzeugen und Ehrenamtlichen hervor, damit Erinnerung an und Lehren aus der NS-Zeit nicht verloren gehen. Man müsse alles tun, damit die Geschichte nicht verblasse.
Vor dem Gedenkakt fand am Internationalen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau eine Kranzniederlegung für die Opfer statt, bei der auch die Überlebenden Charlotte Knobloch, Abba Naor, Ernst Grube sowie Eva Umlauf anwesend waren.
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