Der Bund Naturschutz (BN) befürchtet in den nächsten Jahren durch Bauprojekte große Gebietsverluste für den Nürnberger Reichswald. Vor allem der geplante Bau der Höchstspannungsleitung durch die Firma Tennet wird von den Naturschützern in ihrer jährlichen Reichswald-Bilanz kritisch gesehen. Die Leitung soll von Raitersaich im Landkreis Fürth kommend südlich an Nürnberg vorbei bis nach Ludersheim bei Altdorf geführt werden – quer durch den Lorenzer Reichswald.
135 Hektar Wald in Gefahr
Nach Angaben des BN-Landesvorsitzenden Richard Mergner könnten dafür bis zu 135 Hektar Wald gerodet werden – das entspricht 75 Prozent der Fläche der Nürnberger Altstadt. "Das können wir auf keinen Fall zulassen", wird Mergner in einer Mitteilung des BN zitiert.
Wald für Straßenbau geopfert
Viel Waldfläche ist laut BN zuletzt durch Straßenbauprojekte verschwunden. Demnach wurde bereits an der A6 bei Langwasser und am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost großflächig gerodet. Auch an der Regensburger Straße und beim Ausbau des Knotens Wiener Straße-Marthweg seien bereits viele Bäume gefällt worden, so BN-Regionalreferent Daniel Mühlleitner.
Auch Naturschutzgebiete betroffen
In Zukunft würden im Verlauf des sechsspurigen Ausbaus der A73 im Nürnberger Süden und der Erweiterung der Anschlussstelle Fischbach an der A9 weitere Bäume fallen. Davon seien immer wieder auch Naturschutzgebiete betroffen, kritisiert der BN. Unter anderen hätten die Fällarbeiten in das "schon sehr kleine Naturschutzgebiet 'Sandgruben am Föhrenbuck' eingegriffen und dieses noch weiter verkleinert", so Mühlleitner.
Keine weiteren Fällungen gesunder Bäume gefordert
Insgesamt könnten so in naher Zukunft weitere 50 Hektar Wald verschwinden. Der BN fordert, dass es neben absolut notwendigen Fällungen alter und kranker Bäume keine Massenfällungen "von gesunden, unproblematischen Bäumen unter Verweis auf die Verkehrssicherung geben" darf, so BN-Vorsitzender Mergner. Das sei kein Gegenstand der Verkehrssicherungspflicht ist.
Auch Klimawandel schwächt Reichswald
Daneben macht auch der Klimawandel dem Reichwald zu schaffen, erklärt Mergner weiter. Immer mehr Kiefern würden derzeit an den Nachwirkungen des Hitzesommers von 2015 eingehen. Von diesem "Kiefernsterben" sei der Reichswald zwar vergleichsweise weniger stark betroffen. Angesichts neuer Hitzewellen sei jedoch damit zu rechnen, dass das zum großen Teil aus Kiefern bestehende Waldgebiet hart getroffen wird.
Protest mit Kundgebung am Reichswaldfest
Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, will der BN am kommenden Samstag (21.07.18) eine Kundgebung im Reichswald durchführen. Im Rahmen des am Wochenende stattfindenden Reichswaldfestes sollen zahlreiche Waldschutzinitativen gegen die Rodungen demonstrieren, teilt der BN mit.