Der starke Flüchtlingszustrom in den vergangenen beiden Jahren hat das Jobcenter in der oberpfälzer Kreisstadt Cham vor große Herausforderungen gestellt. Bei einer Arbeitslosigkeit von gerade mal zwei Prozent werden dort inzwischen mehr als 600 anerkannte Asylbewerber betreut, berichtet Jobcenter-Geschäftsführer Josef Beer. Er hat daher nicht lange gezögert, ein Model aus anderen EU-Ländern zur besseren Flüchtlingsbetreuung umzusetzen.
Lotse führt Flüchtlinge durchs Jobcenter
Wesentlicher Bestandteil des Konzepts: Als Lotse durch die fremde Jobcenter-Welt führt kein anderer als ein früherer Asylbewerber. Der mehrsprachige Syrer Mustafa Barazi sondiert seit einem halben Jahr zunächst an einem Empfangscounter die Probleme der Flüchtlinge und vermittelt sie schließlich an Spezialvermittler - je nachdem, ob es um ein Praktikum, eine Lehre, einen Job oder um Weiterbildung geht.
Sprachbarriere ist die größte Hürde
Barazi ist die Rettung für viele Flüchtlinge, deren Übersetzungsapp vor Wörtern wie Zahlungsweg oder Rechtsbehelfsbelehrung kapituliert. Der 26-jährige Syrer lebt seit zwei Jahren in Deutschland, spricht Arabisch und Englisch. Er hilft auch, wenn es eigentlich gar nicht das Jobcenter betrifft, sondern beispielsweise ein Anruf bei der Krankenkasse oder der Bank nötig ist. Damit hält er den eigentlichen Arbeitsvermittlern wie Sebastian Barth den Rücken frei.
Unterstützung vom Bund
Die Kosten für Mustafa Barazis Job trägt zu 85 Prozent der Bund, zu 15 Prozent der Landkreis. Das Ganze lohnt sich, sagt Beer: 114 anerkannte Asylbewerber haben schon einen Job, 32 einen Ausbildungsplatz, querbeet durch alle Branchen vom Gastronomiehelfer bis zum Zahntechniker.