In den Krankenhäusern in Niederbayern ist die Lage nach Behördenangaben besorgniserregend. Ärzte appellieren an die Bürgerinnen und Bürger, sich impfen zu lassen. "Die Kapazitäten auf den Intensivstationen sind quasi erschöpft, eine heimatnahe Versorgung ist nicht mehr in allen Fällen möglich", teilte der Landkreis Straubing-Bogen mit. Landräte und Oberbürgermeister informierten sich am Freitag mit Vertretern der Regierung von Niederbayern online über die Lage in den Kliniken.
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Intensivstationen ausgelastet
Das Fazit der Mediziner: Die Lage sei deutlich schlimmer als im vergangenen Winter, auch weil weniger Personal vorhanden sei. "Die Notfalleinweisungen, nicht nur an Covid-Patienten, steigen stetig, die Intensivstationen sind immer vollständig ausgelastet", sagte Ralf Hau, ärztlicher OP-Manager des Donau-Isar-Klinikums Deggendorf. Jede Kapazitätserhöhung, die zur Behandlung von Covid-Patienten erforderlich sei, gehe zu Lasten von anderen Patienten.
"Wenn die Prognosen zutreffen, dass in 14 Tagen mehr als die Hälfte der Intensivpatienten Covid-19-Patienten sein werden, dann wird es uns endgültig überrollen", warnte Christian Ernst, Ärztlicher Leiter für Krankenhauskoordinierung im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Straubing. Ernst geht davon aus, dass immer öfter Patientinnen und Patienten in andere Regierungsbezirke oder gar deutschlandweit verlegt werden müssen.
Nur noch bestimmte planbare OPs möglich
Der Katastrophenfall in Bayern sei aus nachvollziehbaren Gründen ausgerufen worden, ergänzte Hannes Häuser, Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter des Klinikums Straubing. Planbare Operationen mit nachfolgender Intensivstationsbehandlung könnten nur noch für dringendste Fälle durchgeführt werden. Leider sei der absolute medizinische Engpass in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen. Oftmals hätten Angehörige für die Verlegung von Patienten kein Verständnis und kämen mit juristischen Drohungen.
Eindringlicher Impfappell
"Wir können alle Unentschlossenen nur maximal zur Impfung aufrufen und alle anderen zur Auffrischungsimpfung", sagt Christian Ernst vom ZVR. Nur ein flächendeckender Impfschutz könne schwere Verläufe verhindern. Durch die schweren Verläufe würden die Intensivstationen für alle über viele Wochen hin blockiert. Sie versetzen die Intensivstationen "in einen nie dagewesenen Katastrophenmodus".
Wegen Personalmangels können Betten nicht belegt werden
Die Situation sei nicht vergleichbar mit den Wellen im vergangenen Winter. "Sie ist deutlich schlimmer", sagt Ernst. Gerätschaften und Betten stünden im Intensivbereich zur Verfügung, aber das Personal ist deutlich weniger geworden. In Straubing sind aktuell bereits durch die Personalverschiebungen mehr als 50 Betten des Klinikums nicht belegbar. In Deggendorf sind von 32 Intensivbetten aktuell nur 23 belegbar.
Personal an der Belastungsgrenze
Hannes Häuser bezeichnete es als "extrem frustrierend für das Personal", dass überwiegend ungeimpfte Patienten eine Intensivtherapie bräuchten. "Unsere jüngste ungeimpfte Covid-Patientin auf der Intensivstation war unter 18 Jahren." Geimpfte Patienten, die hospitalisiert werden müssten, wiesen deutlich weniger schwere Verläufe auf und befänden sich überwiegend auf der regulären Covid-Station des Klinikums. Das noch vorhandene Personal sei physisch und psychisch an der Belastungsgrenzer. Trotz permanenter medialer Präsenz des Pflegemangels würden keine Maßnahmen zur Entlastung eingeleitet.
Schlechte Perspektive
"Die Perspektivlosigkeit lässt weitere Pflegekräfte abwandern und gefährdet die Versorgung von Patienten in der aktuellen Situation dramatisch. Potenzielle Bewerber für Ausbildungsberufe werden durch die gegebenen Umstände abgeschreckt", so Angela Schwarz von den Arberlandkliniken in Viechtach und Zwiesel.
Erfahrungen, die auch Robert Betz, Vorstand der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf kennt: "Die Pflegefachkräfte auf den Intensivstationen arbeiten jetzt wieder über ihr Limit hinaus. Unterstützt werden sie, wie in allen Klinken des ZRF Straubing mit Intensivbetten, vom Anästhesiepersonal, das durch das Herunterfahren von planbaren Operationen freigesetzt wurde. Aber auch diese Reserven sind begrenzt und keine Dauerlösung. Ein Notfall-OP-Betrieb muss weiterhin aufrechterhalten werden und der wiederholte fachfremde Einsatz von Personal schürt Unzufriedenheit und weitere Abkehr von den gerade so dringend benötigten Berufen."
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