Windlichter, Gläser, Vasen, Eierbecher – selbst hergestellt und alles aus Altglas: Darauf haben Martin Beucker und seine Frau Ute aus Steinbach bei Aschaffenburg vor fünf Jahren gesetzt. Der Weg in die Selbstständigkeit war schwer für die Familie, auch wenn alles vielversprechend begonnen hat: Die Beuckers hatten ein finanzielles Polster, weil Papa Martin einen hochdotierten Managerposten in der Kleiderbranche hatte. Den hat er an den Nagel gehängt und hat mit viel Kreativität und Courage alles auf eine Karte gesetzt: Nachhaltigkeit und Upcycling. Ihr Drei-Seiten-Hof hat viel Platz geboten. Die Familie hat dort eine Werkstatt und einen Hofladen eingerichtet. Doch dann kam die Corona-Pandemie.
Ein steiniger Weg durch die Corona-Pandemie
"Wir kamen von einer Messe, die Auftragsbücher waren gut voll. Wir haben die Aufträge schnell abgearbeitet, doch dann waren die Läden zu", erzählt die 53-jährige Ute. "Mit null Einkommen sitzt du dann da und sagst dir: Schöner Mist." Die Familie habe damals Existenzängste gehabt und habe sie auch heute noch, so Ute Beucker weiter. Erst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg und die Inflation – die Kauflaune der Leute sei getrübt.
Viele zeigten Unverständnis für ihren Sprung in die Selbstständigkeit mit Altglas. Bei Restaurants und Weingütern nach Leergut zu fragen, sei zunächst unangenehm gewesen. Doch mittlerweile haben die Beuckers feste "Zulieferer" und bekommen auch Flaschen von Edel-Caterern.
Martin Beucker fertigt fast 100 Upcycling-Produkte am Tag
Fast 100 Upcycling-Produkte stellt Martin Beucker jeden Tag her. Insgesamt 115.000 waren es in den letzten fünf Jahren. So lange gibt es das Familienunternehmen "MaBe" nun schon – benannt nach Martin Beucker. "Viele bringen ihre Hochzeitsflasche, Taufflasche oder was auch immer zu uns und wollen sie quasi konservieren, einer neuen Bestimmung zuführen", erklärt Martin.
Zudem mache "MaBe" auch Industriearbeiten oder stelle Vogelfutterstellen und Windlichter her. Neulich habe der Oberbürgermeister von Ludwigsburg Gläser für die Empfänge dort bestellt – der Nachhaltigkeitsaspekt habe eine große Rolle gespielt.
Viele Start-Ups scheitern – Familie Beucker hat es geschafft
Laut verschiedenen Erhebungen scheitern 70 bis 80 Prozent aller Start-Ups innerhalb der ersten drei Jahre. Warum es die Beuckers schon so lange schaffen? Sie hatten zum Start ein finanzielles Polster und viel Platz für ihr Familienunternehmen. Sie haben sich breit aufgestellt und ein gutes Netzwerk aufgebaut.
"Wir haben auch auf Messen gesetzt und machen inzwischen bis zu 70 Prozent der Umsätze mit Händlern", so Martin Beucker. "Online sind wir sehr präsent, Ute ist gut unterwegs auf Social Media." Von der Nordsee bis zum Bodensee sind die nachhaltigen Deko-Artikel aus Unterfranken mittlerweile zu finden. Es ist interessant, "dass wir aus irgendeinem Grund im Norden Deutschlands wesentlich bekannter sind, als hier in der Gegend oder auch im Süden. Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil es ein sehr puristisches, klares Produkt ist", vermutet Martin Beucker.
Familie Beucker schätzt Work-Life-Balance
Das Leben des ehemaligen Managers hat sich komplett gewandelt. Lange Zeit war er nur am Wochenende zuhause. Jetzt kann er mal spontan einen Fahrradreifen der Kinder wechseln und nimmt am Familienleben teil. Bereut hat er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. "Früher, als Martin einen hoch dotierten Job hatte, hatten wir natürlich keine Geldsorgen, aber dafür war er auch nicht da", meint Ute. "Ich war alleine mit den vier Kindern. Und wir hatten uns nicht. Seit wir das hier machen, lernen wir uns ganz anders kennen und wertschätzen."
Zwei Kinder sind bereits ausgezogen und studieren. Eduard und Egon wohnen noch zuhause. "Die Kinder haben den Ferienjob direkt vor der Haustür, lernen Verantwortung, bekommen alles hier mit. Jeder muss hier alles können", lautet Martins Devise. Eduard ist stolz, dass die Produkte, bei denen er geholfen hat, andere Menschen glücklich machen. Und Egon freut sich, dass er im Hofladen die Produkte der Familie verkaufen kann.
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