Deutschlands bester Schäfer im Leistungshüten
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Schäfer Julian Schulz

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Der Beste im Leistungshüten: Rhön-Schäfer lebt für seine Tiere

Der Beste im Leistungshüten: Rhön-Schäfer lebt für seine Tiere

Julian Schulz aus dem unterfränkischen Ginolfs besitzt über 1.000 Rhönschafe – die größte Herde Deutschlands – und ist noch dazu bundesweit der beste Schäfer im Leistungshüten. Nach Wolfsrissen blickt der Schäfer sorgenvoll in die neue Saison.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Der Beruf des Schäfers hat Julian Schulz von klein auf gefesselt. Er stammt aus einer Schäferfamilie in der Lüneburger Heide und hat mit 17 Jahren die Ausbildung begonnen, seitdem nimmt er auch an Wettbewerben teil und trainiert dafür regelmäßig mit seinen Hütehunden. Schäfer und Tiere müssen ein eingespieltes Team sein. Mit Hündin Daisy hat er 2023 die Goldene Schippe beim Bundesleistungshüten, der "Bundesliga" der Schäferei, gewonnen. "Dieser Erfolg mit einem selbst gezüchteten Hund – darauf bin ich schon stolz", so Schulz.

Die Kunst des Hütens

Beim Bundesleistungshüten bekommt Julian Schulz unterschiedliche Aufgaben mit einer Schafherde von rund 300 Tieren. Die muss von den Hunden zum Beispiel aus einer umzäunten Wiese, über eine enge Brücke oder am Rand einer Straße geführt werden. Mensch und Tier kommunizieren über Laute, aber auch mithilfe von Zeichen über längere Entfernungen.

Die Kunst des Hütens bezweckt vorrangig, die Schafherde durch sinnvolle Hüteweise zur optimalen Futteraufnahme und somit zum größtmöglichen Zuwachs zu bringen. Und das unter besonderer Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Weideflächen und der Witterung.

Frühstück für die Rhönschafe

Nun hat Julian Schulz die Nacht wieder im Schafstall verbracht. In den Wochen vor Ostern kommen rund 600 Lämmer zu Welt. Der Schäfermeister ist Hebamme im Dauereinsatz. Am Morgen dann die große Aufregung: Ein Lamm ist verschwunden. Es ist erst einen Tag alt.

Gleichzeitig blökt der Rest der Herde – 1.100 Wollknäuel mit schwarzen Köpfen haben Hunger und machen sich im Stall bemerkbar. Sie können es kaum erwarten, dass Kraftfutter und Heu in den Futterraufen verteilt werden. Für den Moment stellt Schulz die Suche ein, der Stall muss mit Stroh neu eingestreut werden. Er bekommt Unterstützung von Ehefrau Carmen und Stallbursche Sascha Gründl.

Eine Liebe fürs Leben

Julian und Carmen haben sich gesucht und gefunden – kommen jeweils aus einer Schäferfamilie in der vierten Generation. 2011 funkte es beim Bundesleistungshüten. "Ich habe immer gesagt, dass ich niemals einen Schäfer heiraten werde, weil ich einfach weiß, was dranhängt. Aber irgendwie geht es doch nicht ohne", sagt Carmen Schulz. Die beiden haben inzwischen zwei Töchter, die mit den prämierten Hütehunden aufwachsen. "Manchmal ist es mittlerweile wirklich so, dass die Hunde bald besser hören als die Kinder", sagt Julian Schulz schmunzelnd. Obwohl seine Schafherde so groß ist, hat der Schäfermeister stets jedes Tier im Blick.

Das verlorene Lämmchen lässt Schulz keine Ruhe. Er sucht nochmal alles ab und findet schließlich das frisch geborene Tier unter der Futterraufe. Die Herde ist wieder vollzählig.

Große Sorgen nach Wolfsangriffen

Der Vollerwerbsschäfer blickt sorgenvoll in die neue Saison: Seit 2021 schlagen Wölfe immer wieder zu – der Schreck sitzt tief. "Wenn man das wirklich mal erlebt hat, diese Risse draußen, das ist Horror", sagt Schulz. Im vergangenen Herbst zum Beispiel war eine Herde aus 140 Schafen und Ziegen nach einem mutmaßlichen Wolfsangriff in der ganzen Rhön verteilt. Einzelne Tiere fand Schulz tot auf.

Geschützt waren die Tiere eigentlich mit einem Elektrozaun. Die Schäferfamilie erhöht jetzt die Sicherheitsvorkehrungen: Live-Kameras, ein höherer Zaun und vier Herdenschutzhunde.

Landschaftspflege auf vier Beinen

Nach Ostern beginnt die nächste Lammzeit. Dann erwartet Julian Schulz Nachwuchs von 300 Schafen. Ende April geht es für die Herde dann raus aus dem Stall, in die Rhön – zur Landschaftspflege auf vier Beinen. Julian Schulz bewirtschaftet mit seinen Tieren rund 120 Hektar Schafweide, kommt aber abends nach Hause und betreibt damit eine ortsgebundene Hüteschäferei.

Außerdem wird fleißig mit den Hunden trainiert. Denn das nächste Bundesleistungshüten findet vom 13. bis 15. September 2024 im hessischen Kirchhain statt. Und der beste Schäfer Deutschlands möchte wieder zeigen, was er und seine Tiere alles leisten können.

Dieser Artikel ist erstmals am 31.03.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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