Dolmetscherin Fatuma Osman Schinz
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Fatuma Osman Schinz übersetzt im Prozess in Würzburg für den Beschuldigten alles auf somali.

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Dolmetscherin des Würzburger Messerangreifers: "Absolut neutral"

Dolmetscherin des Würzburger Messerangreifers: "Absolut neutral"

Nur wenige Zentimeter trennen sie von dem Mann, der drei Frauen in der Würzburger Innenstadt getötet haben soll. Der muss sich aktuell vor Gericht dafür verantworten. Fatuma Osman Schinz, selbst einst geflohen, ist seine Dolmetscherin.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Ein Zeuge schildert, was er am Nachmittag des 25. Juni 2021 erlebt hat. Tumult am Barbarossaplatz, Menschen rufen, vor dem Kaufhaus liegt eine Frau regungslos am Boden, sie blutet. In den Mainfrankensälen in Veitshöchheim, wo der Prozess gegen den Messerangreifer einige Male stattfindet, ist es ganz still. Die Richter, Verteidiger, Anwälte der Nebenklage, Pressevertreter und Zuschauer hören aufmerksam zu. Der Messerangreifer selbst, in Fußfesseln, sitzt vorne links, den Kopf auf den Tisch gelegt. Nur wenige Zentimeter neben ihm: Fatuma Osman Schinz. Sie übersetzt jedes Wort für den Beschuldigten in seine Muttersprache Somali.

Dolmetscherin: "Man ist absolut neutral."

"Meine Meinung spielt im Gerichtssaal keine Rolle", sagt sie im Gespräch mit BR24. "Meine Aufgabe ist es nicht zu bewerten, sondern bei der Verständigung zu helfen." Unparteiisch zu sein sei eine der wichtigsten Eigenschaften als Dolmetscherin, aber "um ehrlich zu sein fällt mir das nicht immer leicht." Seit 2016 arbeitet Osman Schinz als vereidigte Dolmetscherin für Gerichtsprozesse. Außer ihr gibt es deutschlandweit nur 19 weitere für die Sprache Somali - nur fünf davon sind Frauen. In Bayern gibt es keinen einzigen vereidigten Dolmetscher für Somali.

Fatuma Osman Schinz hat selbst auf ihrer Flucht übersetzt

Fatuma Osman Schinz ist selbst Anfang der 1990er Jahre aus Somalia geflüchtet. Zunächst ins Nachbarland Kenia, wo sie schon als 15-Jährige in Flüchtlingslagern der UNICEF übersetzt hat. "Es war einfach ein schönes Gefühl, Menschen zu helfen, sich gegenseitig zu verständigen." In Deutschland hat die heute 43-Jährige ihren Schulabschluss gemacht, Deutsch gelernt und eine Ausbildung zur Dolmetscherin absolviert.

Freispruch oder Verurteilung: Jedes Wort muss exakt übersetzt werden

"Mich begeistert der Beruf, weil ich es als extrem wichtig empfinde, Menschen bei ihrer Integration zu helfen - ich kann aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, wie es ist, sich verständigen zu wollen, es aber noch nicht oder ohne Hilfe nicht zu können." Heute wird sie für Gerichtsprozesse deutschlandweit gebucht. Sie sagt, vor allem juristisches Grundwissen und medizinische Fachbegriffe sind wichtig, um in diesem Beruf zu arbeiten. Nur so könne sie alles exakt übersetzen: "Immerhin geht es bei Gericht um Freispruch oder Verurteilung - da muss jedes Detail stimmen."

Das Recht auf einen Dolmetscher

Als die Anfrage vom Landgericht Würzburg kam, hat sie nicht gezögert, den Auftrag anzunehmen. "Jeder hat das Recht auf Verteidigung - genauso hat jeder das Recht auf einen Dolmetscher", betont Osman Schinz und gibt zu, beim ersten Verhandlungstag doch etwas nervös gewesen zu sein: "Ich hatte schon erwartet, dass das öffentliche Interesse groß wird."

Wichtig sei es, das Gehörte nicht mit nach Hause zu nehmen

Die Schilderungen der Taten im Prozess um den Würzburger Messerangriff sind für den ein oder anderen Zuschauer kaum zu ertragen - sie verlassen den Saal. Osman Schinz dolmetscht aber auch andere Mordprozesse deutschlandweit. Wie sie das schafft? "Ich konzentriere mich darauf nur das Gesprochene zu übersetzen und den Inhalt in gewisser Weise auszublenden. Das hilft, sich abzugrenzen." Was Sie an ihrem Arbeitsplatz im Gericht hört und erlebt, versuche sie nicht mit nach Hause zu nehmen. Das sei auf lange Sicht ungesund.

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