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Die verzweifelte Suche nach einem Kita-Platz in München

Die verzweifelte Suche nach einem Kita-Platz in München

Für viele Eltern in München ist es ein harter Kampf: die Suche nach einem Betreuungsplatz. Die Vergabe soll über den Kita-Finder und nach objektiven Kriterien laufen. Doch wer hartnäckig den Kontakt sucht, scheint bessere Chancen zu haben.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit am .

"Eigentlich will ich mein Kind genießen - ich muss aber ständig dran denken, ob wir einen Krippen-Platz bekommen!" Bis zum 1. September kann Teresa Komann noch warten. Doch dann feiert ihre Tochter Helena ihren ersten Geburtstag, und ihre Elternzeit ist abgelaufen. Aktuell teilt sie sich mit ihrem Mann Leopold nach dem Modell "Elternzeit Plus" die Kinderbetreuung, beide können gleichzeitig bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten. Aber die Elternzeit läuft im September aus.

Das Problem: Bei den Unter-Dreijährigen ist die Situation besonders angespannt. In der Landeshauptstadt ein bekanntes Problem, fast genauso dringlich wie Parkplatzsuche oder Wohnungsnot. Nur etwa jedes zweite Kind von 0 bis drei Jahren hat im vergangenen Jahr in München einen Krippen-Platz bekommen. Das beunruhigt Teresa Komann. Denn sie arbeitet gerne, und möchte ihren Job als Lektorin nicht verlieren. "Was soll ich jetzt machen - jede Woche alle fünf Wunsch-Kitas abklappern?"

So funktioniert der Kita-Finder

Eltern, die in München einen Platz in einer städtischen Einrichtung suchen, oder in einer, die von der Stadt gefördert wird, müssen über den "Kita-Finder" gehen. Die Online-Plattform bietet eine Übersicht über alle 1.402 Kindertageseinrichtungen im Münchner Stadtgebiet. Von 84.555 Plätzen werden nach Angaben des Bildungsreferats 67.087 im Kita-Finder vergeben, also etwa 80 Prozent.

Stichtag für die Bewerbung um einen Krippenplatz zum 1. September 2018 war der 11. April. Familie Komann hat sich insgesamt sechs Krippen angeschaut am Tag der Offenen Tür, und sich dann online für fünf beworben. Nach dem Stichtag schicken die Einrichtungsleitungen kontinuierlich Zusagen raus, die für zehn Tage gültig sind. Wird der Platz nicht angenommen, bekommt ihn eine andere Familie.

Wer im Juni noch immer keine Zusage hat, erhält Post über das Elternportal des Kita-Finders und soll über seine Optionen aufgeklärt werden. Bis September soll jedes Kind einen Platz haben, sagt das Bildungsreferat.

Wer Vollzeit arbeitet, hat die besten Chancen

Bei den Besichtigungen der Kinderkrippen hat Teresa Komann das Personal als sehr freundlich erlebt. Irritiert hat sie die Empfehlung einer Leiterin, die Buchungszeiten für ihre Tochter zu erhöhen. "Wir wollen jetzt 6-7 Stunden buchen, unsere Chancen auf einen Krippenplatz würden aber steigen, wenn wir 8-9 Stunden angeben würden, sagte die Erzieherin." Doch die junge Mutter möchte selbst entscheiden, wie viele Stunden am Tag sie ihr Kind betreuen lässt- sie selbst möchte ja auch noch Zeit mit Helena verbringen.

Für Beatrix Zurek, Leiterin des Bildungsreferates der Stadt München, hat die Arbeitszeit der Eltern absolute Priorität. "Wer einen Vollzeit-Job hat, ist in der Dringlichkeit weiter oben als jemand mit einem Halbtags-Job. Der Umfang der Berufstätigkeit ist ausschlaggebend." Dazu kommen noch andere Kriterien wie Geschwister-Bonus und soziale Notwendigkeit, und dann haben auch noch die jeweiligen Einrichtungen ihre eigenen Satzungen.

Klinken putzen - Kontakte pflegen?

Den endgültigen Betreuungsvertrag schließen die Einrichtungen vor Ort mit den Eltern ab – also treffen Menschen auf Menschen. Mutter Claudia aus München-Untergiesing ist fest davon überzeugt, dass sie den Krippenplatz für ihre Tochter nur durch Kontaktpflege bekommen hat. "Ich habe schon vor der Schwangerschaft Krippen angeschaut. Ich habe immer und immer wieder am Tag der Offenen Tür meine Wunsch-Einrichtungen besucht und meinen Namen in der Besucherliste eingetragen - so lange, bis die Leiterin gesagt: Ihr Gesicht kenne ich jetzt." Und tatsächlich: Zum 1. Geburtstag von Alice hat Claudia von der städtischen Krippe eine Zusage bekommen - und kann seitdem wieder arbeiten. Der Anruf kam von der Krippe direkt - obwohl die Platzvergabe offiziell über den "Kita-Finder" München läuft.

Teresa Komann hat sogar von einer Kita-Leiterin am Tag der Offenen Tür den Tipp bekommen, nochmal eine Email an die Krippe zu schreiben, um ihren Wunsch nach einem Platz Nachdruck zu verleihen- was sie verwirrt hat. "Wie soll ich mich nun verhalten? Soll ich täglich anrufen – oder wöchentlich? Das ist doch zermürbend."

Ganz anders sieht das Beatrix Zurek vom Bildungsreferat: Sie wünscht sich Gleichbehandlung. "Das Klinkenputzen darf eigentlich nichts bringen, derjenige, der fünfmal am Tag der Offenen Tür da war, darf nicht mehr Chancen haben als einer, der sich die Einrichtung nur einmal angeschaut hat."

Mutter Claudia, die nun einen Krippenplatz hat, empfiehlt jedoch: "Immer wieder hingehen, dranbleiben, den persönlichen Kontakt pflegen - in den Kitas arbeiten auch Menschen."