Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz und der Bund Naturschutz in Bayern rufen anlässlich der bundesweiten Aktion "Earth Night" dazu auf, am Freitag ab 22 Uhr unnötige Beleuchtungen abzuschalten. Denn wegen des vielen Lichts in der Nacht würden massenweise Insekten sterben. Die Aktion soll ein Bewusstsein dafür schaffen.
Die Erde wird immer heller
"Lichtverschmutzung" heißt das Phänomen, wenn die Nacht durch künstliches Licht aufgehellt wird. Lichtverschmutzung gilt als besondere Art der Umweltverschmutzung, erklärt die Organisation "Paten der Nacht" [externer Link]. Besonders viel davon entstehe, wenn zum Beispiel die Lichtquellen in der Nacht nach außen nicht abgeschirmt sind, Objekte im Dauermodus angestrahlt werden oder Licht "nur zur Zierde" brennt.
Und die Verschmutzung wird immer größer, erklärt die Organisation: Mit dem Aufkommen der Straßenlaternen ging es los und "jeder weitere Technologiesprung intensivierte diese Aufhellung." Je energieeffizienter Licht wird, desto inflationärer werde es eingesetzt, bemängelt die Organisation. Zehn Prozent werde die Nacht pro Jahr weltweit heller, in Europa seien es sechs Prozent.
Am Freitag geht das Licht aus
Wenigstens eine dunkle Nacht im Jahr wünscht sich die Initiative "Earth Night". Ab 22 Uhr ruft sie daher am Freitag dazu auf, das Licht zu reduzieren oder ganz abzuschalten. Das sei auch ein wichtiger Beitrag zum Energiesparen und damit zum Klimaschutz, stellen die Naturschützer fest. An der Aktion beteiligt sich unter anderem die Stadt Forchheim und schaltet für ein Wochenende die Beleuchtung der Kaiserpfalz, der St. Martinskirche, des Nürnberger Tors, der Stadtmauer sowie aller Denkmäler ab, teilt die Stadt mit.
Deshalb schadet das viele Licht
Die Folgen der Lichtverschmutzung belasten das komplette Ökosystem. Denn fast alle Organismen auf der Erde richten sich nach dem Hell-Dunkelrhythmus. Wach- und Schlafphasen, aber auch andere Prozesse wie die Reparatur der Zellen seien an das Licht - und deren Abwesenheit - gekoppelt.
Gerät der Rhythmus außer Takt, führt das bei Menschen zu Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen. Nachtaktive Lebewesen, und das seien laut "Paten der Nacht" über die Hälfte, werden durch das Licht geblendet und irritiert und so von dem abgelenkt, was sie eigentlich in der Nacht so tun: Futter suchen oder Pflanzen bestäuben zum Beispiel.
Bei Pflanzen kommt es durch den gestörten Rhythmus zu Störungen bei der Produktion von Nektar und Duftstoffen. Deshalb kann es zum Beispiel vorkommen, dass Bäume, die unter Straßenlaternen stehen, im Herbst ihre Blätter zu spät abwerfen und Frostschäden erleiden.
Insektenpopulationen in Gefahr
Bei der diesjährigen Earth Night legen die Verbände den Fokus auf die Auswirkungen auf die Insekten. Von den in Deutschland vorkommenden Insektenarten sind etwa 70 Prozent nachtaktiv. Viele von ihnen seien bereits gefährdet, warnen die Naturschützer. Das Problem: Die Insekten werden von dem Licht angezogen, umfliegen die Lichtquelle bis zur Erschöpfung. "Ganze Insektenpopulationen können so in der Stadt in kurzer Zeit zusammenbrechen", sagt der Landesbeauftragte des Bund Naturschutzes in Bayern, Martin Geilhufe.
Ungefähr 70 Prozente aller Tierarten in Deutschland sind Insekten. Darunter sind wiederum 42 Prozent gefährdet oder bereits ausgestorben, erklärt das Bundesumweltministerium. Die Gründe dafür seien "vielfältig und insgesamt komplex". Pestizide, Monokulturen und Lichtverschmutzung hätten aber starken Einfluss.
Folgen für das gesamte Ökosystem
Sterben immer mehr Insekten, hat das auch Einfluss auf andere Lebewesen, nicht zuletzt den Menschen. Insekten dienen anderen Tieren als Nahrungsgrundlage, erklärt das Bundesumweltamt. Gibt es weniger Insekten, gibt es also auch weniger Fledermäuse, Igel oder Dachse.
Und auch für die menschliche Nahrung sind sie wichtig, denn Blüten werden nicht nur von Bienen, sondern auch von Schwebfliegen, Schmetterlingen, Fliegen, Käfern und Wespen bestäubt. Das Bundesumweltamt erklärt: "In Deutschland wären beim Ausfall der Bestäubungsleistungen insbesondere der Obst- und Gemüseanbau, aber auch großflächig angebaute Ackerkulturpflanzen, wie Raps, Sonnenblumen oder Ackerbohnen, betroffen."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!