"Wir haben so viele Nachfragen nach Führungen zu den Eberhofer-Drehorten, dass wir sie gar nicht mehr alle bedienen können", erzählt Frontenhausens Bürgermeister Franz Gassner (CSU) dem Bayerischen Rundfunk. Deshalb wird es bald einen digitalen Guide zu den Filmkulissen in Frontenhausen geben und eine große Freiluftausstellung über das "Making of" der Eberhofer Kult-Kinofilme.
Der Auftrag ging am Dienstag an den auch international erfolgreichen Macher großer Freiluft-Dauerausstelllungen Peter Syr. Er hat unter anderem die große Freiluftausstellung zu den Michel-aus-Lönneberga-Filmen im schwedischen Småland konzipiert.
Frontenhausen wurde über Nacht berühmt
"Vor zehn Jahren wussten wir noch gar nicht, dass es Filmtourismus gibt", sagt Bürgermeister Gassner in seiner niederbayerischen Bescheidenheit. Doch seit der erste Eberhofer-Film von Autorin Rita Falk in die deutschen Kinos kam, reisen immer mehr Besucher nach Niederbayern. Denn das fiktive Niederkaltenkirchen, in dem die Kinofilme um den kauzigen Dorfpolzisten Franz Eberhofer spielen, ist in Wirklichkeit der Markt Frontenhausen im Landkreis Dingolfing-Landau.
Inzwischen kommen Filmtouristen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, um die Drehorte und den Franz-Eberhofer-Kreisverkehr zu sehen – den bekanntesten Kreisverkehr in der deutschen Filmgeschichte. Der Tourismusverband Ostbayern mutmaßt sogar, es handele sich um den "wohl bekanntesten Kreisverkehr Deutschlands". Inzwischen stehen mittendrin und überlebensgroß Dorfpolizist Franz Eberhofer und sein Kumpel Rudi Birkenberger verewigt in Stahl im Kreisverkehr.
Ein Selfie mit Eberhofer und Birkenberger
In nackten Zahlen ist der Filmtourismus in der 4.300 Einwohner zählenden niederbayerischen Gemeinde zwar nicht zu messen. "Aber es sind jeden Tag welche da, man sieht sie ja – bewaffnet mit Fotoapparaten und Leberkässemmel" erzählt Frontenhausens Bürgermeister augenzwinkernd. Außerdem habe man immer mehr Anfragen von Gruppenreisen, die Führungen zu den Filmkulissen im Ort wollen.
Das beliebteste Motiv scheint nach wie vor der Kreisverkehr zu sein. Dort stehen fast immer Fans der Kult-Filme und machen Selfies oder Gruppenbilder mit dem Franz Eberhofer und Rudi Birkenberger aus Stahl. "Es kommen auch viele mit Wohnmobil zum Kreisel", erzählt Bürgermeister Gassner. "Wir haben oft Sorge, dass was passiert, weil so viel los ist. Andererseits ist es schön, wenn die Leute so begeistert sind".
Wer nach Niederkaltenkirchen will, landet in Frontenhausen
Frontenhausen ist inzwischen bundesweit bekannter als manch andere niederbayerische Stadt. Dabei hilft natürlich: Wer beispielsweise auf Google Maps das fiktive Niederkaltenkirchen aus den Eberhofer-Filmen eingibt, wird automatisch nach Frontenhausen geleitet. "Wir sind eine touristisch interessante Destination geworden", freut sich Gassner.
Damit die Filmtouristen auch die gewünschten Informationen bekommen, soll bis zum Winter der neue digitale Guide mit QR-Codes an den Drehorten in Frontenhausen fertig sein. Und im Sommer nächsten Jahres soll die große Freiluftausstellung mit vier Meter hohen Stelen stehen, auf denen die Besucher dann Hintergründe zum "Making-of" der Krimis geliefert bekommen.
Fans kommen auch zu den Dreharbeiten
Frontenhausen profitiert ohne Zweifel vom Filmtourismus. Besonders Metzger mit den "Eberhoferleberkässemmeln", Bäcker und Gastronomen im Ort. Inzwischen gibt es sogar den "Kreisel-Gin" aus Frontenhausen, entstanden als Schnapsidee von ein paar Hobby-Schnapsbrennern aus der Region.
Aber Frontenhausen muss natürlich auch etwas zurückgeben. Bei den Dreharbeiten müssen Teile des Ortes immer wieder abgesperrt werden. Auch die Schauspieler müssen dann - anders als in den Anfangszeiten - von den Fans teilweise abgeschirmt werden. Dafür darf mancher Frontenhausener in den Kult-Filmen als Statist auftreten.
Umbenennung in "Niederkaltenkirchen" – keine Option
Aber Forderungen von außen, sich gleich in "Niederkaltenkirchen" umzubenennen, kommen die Frontenhausener nicht nach. "Wir lassen uns unsere Identität nicht nehmen", sagt Bürgermeister Franz Gassner voller Selbstbewusstsein. Nur eines haben sie gemacht an den Ortschildern: Dort stehen inzwischen an den vier großen Zufahrten zusätzliche Tafeln mit der Aufschrift "Frontenhausen, das echte Niederkaltenkichen".
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