Eine Videowand mit einem Testbild ist im Olympiastadion während des Aufbaus der Sportanlagen für die European Championships Munich 2022 zu sehen.
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Eine Videowand mit einem Testbild ist im Olympiastadion während des Aufbaus der Sportanlagen für die European Championships Munich 2022 zu sehen.

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ECC22: Wie Religionen das Sport-Mega-Event in München begleiten

Es wird die größte Sportveranstaltung in München seit den Olympischen Spielen 1972: die European Championships. Neun Europameisterschaften in einem großen Event. Auf dem Programm stehen: Beachvolleyball, Klettern, Leichtathletik - und Gottesdienste.

Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

Neun Europameisterschaften in einem großen Event: Die "European Championships Munich 2022" werden die größte Sportveranstaltung in München seit den Olympischen Spielen 1972. Wettkämpfe gibt es in den Disziplinen Beachvolleyball, Klettern, Leichtathletik, Turnen, Triathlon, Tischtennis, Kanu-Rennsport, Radsport und Rudern.

  • Zum Artikel: European Championships: Die Eröffnungsfeier im Livestream

Religiöse Veranstaltungen neben Sport-Programm

Neben dem Sportprogramm wird es aber auch Gottesdienste geben. Dies sei der Tradition der Olympischen Spiele vor 50 Jahren geschuldet, sagt Tanja Stiehl, Pfarrerin bei der evangelischen Landeskirche, die zu den Organisatoren gehört. Die Olympiade 1972 hätte "viel buntes Leben hervorgebracht". Damals gab es auch einen sogenannten kirchlichen Dienst.

"Wir haben uns überlegt, was kann es für eine Botschaft geben bei solchen Meisterschaften, die an diese Tradition erinnern? Und deswegen gibt es auch ein religiöses, interreligiöses Begleitprogramm bei den European Championships." Tanja Stiehl, Pfarrerin

Zusammen mit katholischen, jüdischen, muslimischen und weiteren Religionsgemeinschaften, haben sie ein spirituell-religiöses Programm auf die Beine gestellt, dass eine Friedensbotschaft aussenden soll.

Orgelmatineen, Vorträge zu Bibel und Synagogenführungen

Auf der Homepage des Sportevents finden sich Grußworte des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, des Regionalbischofs für München und Oberbayern der Evangelisch-Lutherischen Kirche, Christian Kopp, aber auch der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern, Charlotte Knobloch und des Imams der Moschee des Münchner Forums für Islam Belmin Mehic.

Die Organisatoren haben also ernst gemacht, mit dem Wunsch, nicht mehr nur die Kirchen, sondern die großen Religionsgemeinschaften in München repräsentieren zu lassen. Trotzdem ist das Programm noch stark christlich geprägt: Es gibt Orgelmatineen, Vorträge zum Thema "Bibel und Bewegung", den großen All Nations Gottesdienst und vieles mehr. Aber eben nicht nur: Wichtiger Programmpunkt sind auch die zwei Synagogenführungen, die die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern organisiert.

Beginn einer jüdischen Sportbewegung im 19. Jahrhundert

"Der jüdische Sport als Sportbewegung hat seine Anfänge im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts", erklärt Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Dies sei ein Teil der Entwicklung hin zu Integration und Assimilation in die Mehrheitsgesellschaft gewesen.

Manche Juden hätten es geschafft, in die allgemeinen Sportvereine einzutreten. Aber es habe viele Sportvereine - geprägt im Geist von Turnvater Jahn - gegeben, die Juden nicht aufnehmen wollten, sagt Presser. "Die Alternative war: Wir gründen unsere eigenen Sportvereine und machen Abteilungen auf für Fechten, für Boxen, für verschiedene andere Aktivitäten. Das alles fand aber in der Nazizeit ein ganz tragisches Ende."

Das und noch viel mehr wird Ellen Presser in den Synagogenführungen zu den European Championships erzählen. Es soll um die jüdische Sportgeschichte in Deutschland gehen, aber auch darum, wie man heute jüdischen Sportlerinnen und Sportlern entgegenkommen kann, zum Beispiel in dem man Veranstaltungen nicht auf den Schabbat legt.

Friedensbotschaft vor Hintergrund des Anschlags 1972

Das interreligiöse Begleitprogramm nimmt zwar nicht direkt darauf Bezug, doch auch der Anschlag auf israelische Sportler während der olympischen Spiele 1972 war Thema in den Vorbereitungen. Deswegen ist es den Organisatorinnen wichtig, eine Friedensbotschaft auszusenden. Dazu hat auch Künstler Maximilian Prüfer mit dem White Flag-Projekt beigetragen.

In einem Video schwingt er eine überlebensgroße weiße Friedensfahne. Tanja Stiehl erklärt die Bedeutung: "Die weiße Flagge, die er schwingt, die ist ja sehr groß - übermenschlich groß. Das ist sehr anstrengend. Und das, denke ich, haben wir gerade in dieser Zeit jetzt gelernt, die Arbeit für den Frieden, die ist anstrengend. Frieden kommt nicht einfach nur so, für Frieden muss man was tun."

Das interreligiöse Begleitprogramm in der Stadt München soll ein Schritt auf dem Weg dorthin sein.

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