9.00 Uhr morgens in Langenzenn im Landkreis Fürth: Im Kulturhof ist Treffpunkt für die ehrenamtlichen Helfer, die beim Bautrupp mitmachen wollen. 30 Menschen haben sich an diesem Tag zusammengefunden. Klaus Roscher ist quasi ihr Chef. Er teilt die Helfer in kleine Gruppen ein und legt fest, was zu tun ist.
Neun bislang unbewohnte Wohnungen sollen in den kommenden Wochen so hergerichtet werden, dass mehrere geflüchtete Großfamilien hier einziehen können. Alles finanziert aus Spenden. Die Helferinnen und Helfer haben alle Hände voll zu tun. Aber sie machen das gern. Sie streichen, ziehen Wände ein, installieren Küchen und sammeln Möbel.
Firmen aus der Region unterstützen die Ehrenamtlichen
Wenn klar ist, wer was zu tun hat, schwärmen die Ehrenamtlichen aus. Klaus Roscher startet mit einem kleinen Trupp am anderen Ende der Stadt. Vor einem der Häuser wartet schon der Transporter eines örtlichen Küchenstudios. Der Betreiber hat kürzlich eine Küche verkauft, sein Kunde hat die alte, gebrauchte Küche gespendet. Die soll gleich abgeladen werden.
Schon in den vergangenen Wochen haben Klaus Roscher und die anderen das Haus grob instandgesetzt. Zwei Wohnungen sollen entstehen. "Wasser, Strom, Heizung ist hier schon fertig. Jetzt kommt noch diese Einbauküche mit rein", erklärt Roscher. Nächste Woche könne die erste Familie einziehen. Alexander Schramm, der Küchenexperte, macht Druck. "Lasst uns weitermachen, die Leute wollen doch hier so schnell wie möglich einziehen." Schramm will einen kleinen Beitrag leisten, um den Flüchtlingen zu helfen. Deshalb ist er jetzt mit seinem Lkw da und hat die Küche gebracht. "Die werden wir jetzt schön saubermachen und dann oben im ersten Stock einbauen."
140 Geflüchtete in einer Turnhalle
Knapp 140 Ukrainer leben in der Turnhalle des örtlichen Wolfgang-Borchert-Gymnasiums, ohne Privatsphäre. Deswegen arbeitet der Bautrupp unter Hochdruck daran, die leerstehenden Wohnungen zu sanieren und mit gespendeten Möbeln einzurichten. Vor allem die Flüchtlinge, die besonders schützenswert sind, sollen so schnell wie möglich aus der Turnhalle herausgeholt werden, erklärt Lena Goos, die auch mithilft und gerade das Schlafzimmer im Erdgeschoss inspiziert. Hier steht ein Doppelbett, die Lampen hängen schon. Ein kleiner Raum mit Tür. Direkt dahinter das Wohnzimmer. Alles ist frisch gestrichen. Gerade waren Menschen da, die ein graues Ecksofa und einen Couchtisch vorbeigebracht haben. Ein großer Spiegel liegt auf dem Sofa, der muss noch angebracht werden. Die Gardinen hängen bereits. Es soll ordentlich und gemütlich sein, wenn die Flüchtlinge hier einziehen, meint Lena Goos. Sie steht in engem Kontakt mit Helfern, die sich um die Flüchtlinge in der Turnhalle kümmern und die schon jetzt überlegen, wer von ihnen hier einziehen könnte. Natürlich wollten alle Menschen raus aus der Halle, aber das sei leider nicht möglich, sagt Goos. "Wir schauen: Wer ist krank, wer ist schwanger, wer ist alt, wer hält es dort einfach nicht mehr aus?"
Den Geflüchteten helfen, eine Herzensangelegenheit
Am anderen Ende der Stadt wurde gerade ein Kühlschrank gespendet, Klaus Roscher muss noch entscheiden, wo er hinkommt. Jarek Machalsky hat eine Baufirma in Nürnberg. Er zieht in einer anderen Wohnung gerade Trockenwände ein. Für ihn ist das hier eine Herzensangelegenheit. "Meine Frau ist auch aus der Ukraine. Wir leiden alle mit, und wenn wir irgendwie helfen können, dann tun wir das gern.", sagt Machalsky.
Stadt Langenzenn ist stolz auf ihre Bürger
Alle Wohnungen gehören der Stadt Langenzenn. Sobald sie fertig renoviert sind, sollen sie an Flüchtlinge für eine geringe Miete vermietet werden. Quadratmeterpreis etwa drei Euro. Bürgermeister Jürgen Habel geht davon aus, dass die Miete vom Staat übernommen wird. Alle Geflüchteten aus der Ukraine hätten Anspruch auf Sozialleistungen. Der Satz decke problemlos eine reguläre Miete. Die Bürger in Langenzenn renovieren aber nicht nur, sie haben auch schon fast 150 Menschen in ihren eigenen Häusern aufgenommen. Wer hier helfen kann, der tut es einfach.
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