Eiszeitliche Mammuts in der Sonderausstellung in Kempten.
Bildrechte: BR / Tom Pösl

Eiszeitliche Mammuts in der Sonderausstellung in Kempten.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Eiszeit Safari Allgäu: Streifzug durch eisige Historie

Eiszeit zum Miterleben: Was über 15.000 Jahre vergangen ist, wird in einer Sonderausstellung in Kempten Realität. Die "Eiszeit Safari Allgäu" beleuchtet die Epoche in der Region – und wirft einen Blick in die Zukunft.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wie klingt eigentlich eine Flöte aus Geierknochen, wie sie während der Eiszeit als Musikinstrument benutzt wurde? Die klangvolle Antwort darauf liefert die Ausstellung "Eiszeit Safari Allgäu" im Marstall Kempten. Sie bietet nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern auch ein akustisches, wie das der Geierknochenflöte. Die hat fünf Tonlöcher und erklang so ähnlich bereits vor etwa 15.000 Jahren und früher. Diese musikalische Darbietung führt die Besucher direkt in die Lebenswelt der damaligen Bewohner des Allgäus und bietet einen Einblick in die kulturelle Seite der eisigen Epochen.

Gigantische Fauna der Eiszeit

Kuratorin Kerstin Batzel, die die Ausstellung zusammengestellt hat, führt durch die Fauna der Eiszeit. Sie stellt einen Riesenhirsch vor, mit einer Schulterhöhe von zwei Metern, sowie Steppenbisons mit einem Gewicht von bis zu 800 Kilogramm. Diese großen Tiere teilten sich den Lebensraum mit den damaligen Bewohnern des Allgäus. Die Nachbildungen der Tiere, insbesondere die der Mammuts – die entfernten Verwandten der heutigen Elefanten –, sind zentrale Elemente der Ausstellung. Batzel beschreibt die Anpassungen der Mammuts an die Kälte: "Der hat sich angepasst und deswegen viel Fell. Und auch hinten hatte das Mammut eine Afterklappe, um den Popo zu schützen vor der Kälte."

Interaktion und Kunst

Nicht nur die Tierwelt, sondern auch das Alltagsleben der Menschen wird in der Sonderausstellung veranschaulicht. Vor etwa 11.750 Jahren durchstreiften die ersten Menschen das Allgäu und trafen auf die großen Tiere der Eiszeit, wie Mammut, Wollhaarnashorn oder auch Rentier, mit denen sie sich den Lebensraum teilten. Die Menschen lebten als Jäger, Sammler und Nomaden im Allgäu. Wie sie damals wohnten, wird in der Ausstellung anhand einer Jurte erlebbar.

Besonders für Kinder gibt es viel zu entdecken: Felle, Knochen und Zähne zum Anfassen, sowie Künstler, die Stücke aus echtem fossilen Elfenbein schnitzen. Diese interaktiven Elemente der Ausstellung ermöglichen es den Besuchern, eine direkte Verbindung zur Vergangenheit herzustellen und die Geschichte des Allgäus auf eine sehr persönliche und handgreifliche Weise zu erleben. Künstler in der Ausstellung schnitzen nach überliefertem Vorbild vor Publikum Stücke aus fossilem Elfenbein.

Archäologin: "Müssen von Klimakatastrophe sprechen"

Die Ausstellung möchte zudem einen Blick auf die aktuellen Klimasorgen werfen. Archäologin Kerstin Batzel erklärt, dass die "Eiszeit Safari Allgäu" auch die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels im Allgäu verdeutlichen möchte. Batzel betont die Dringlichkeit: "Der Schwarzmilzferner, der letzte Gletscher im Allgäu, geht zunehmend zurück und auch wir sind von Starkwetter-Ereignissen betroffen. Es gab immer einen Klimawandel. Aber was wir jetzt erleben in der Schnelligkeit, da müssen wir wirklich von einer Klimakatastrophe sprechen." Die Ausstellung will somit eine Brücke zwischen der eisigen Vergangenheit und den klimatischen Herausforderungen der Gegenwart schaffen. Und anregen zum Nachdenken.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!