Morgens am Rottachsee: Minus 5 Grad, die Sonne spitzelt über das Dach des schwarzen Campervans auf dem Parkplatz mit Blick auf den See. Die Schiebetür geht auf und Christian Maier grinst aus seinem Bus. "Willkommen bei mir dahoim!", sagt er und lacht.
Leben im Van - ein Traum
Seit vier Monaten lebt Christian Maier in dem Camper, den er liebevoll "Klaus-Dieter" nennt. Lange schon war das Leben im Van für ihn ein Traum. Nachdem er und seine Freundin sich im November getrennt hatten, setzte er diesen Traum in die Tat um. "Meine familiäre Veränderung hat alles dazu beigetragen, den Schritt zu wagen und zu sagen: 'Ja, komm! Mach’s einfach! Schau, wie Du das findest.' Und ja: Bis zum jetzigen Zeitpunkt wird jeder Tag schöner", schwärmt Christian Maier.
Wohnen auf sechs Quadratmetern
Den schwarzen Lieferwagen hat der Outdoor-Fan selber zu Camper umgebaut. Eine Kochzeile, ein Bett, eine Sitzecke und ein Klo versteckt unter einem der Sitzkissen – auf sechs Quadratmetern hat Maier alles, was er zum Wohnen und Leben braucht. Solarzellen auf dem Dach liefern den Strom, eine Standheizung die nötige Wärme. Nur eines ist nicht ganz so gemütlich: "Die Dusche findet draußen statt", erzählt Christian. "Bei jedem Wetter. Bei allen Temperaturen."
Christian hat sein Leben "entrümpelt"
Selbst Homeoffice klappt im Camper: Christian Maier arbeitet für eine Oberallgäuer Bergschule und plant internationale Touren. Das geht mit Handy und Laptop auch vom Van aus. Für das Leben und Arbeiten im Camper hat sich der 35-Jährige von allen unnötigen Dingen getrennt. Für ihn hat das etwas Befreiendes. "Bei jedem Mal entrümpeln fühlt man sich ein Stück weit besser. Und wenn man mal das ganze Leben entrümpelt - dann fühlt sich das richtig, richtig frei an", sagt der 35-Jährige.
Wichtig: Nichts hinterlassen
Jeden Tag sucht sich Christian Maier schöne, neue Plätze aus, wo er stehen darf. Er liebt die Nähe zur Natur. Deshalb hinterlässt er auch ganz bewusst nirgendwo seinen Müll: "Alles, was ich im Van habe, bleibt im Van und es wird nichts in der Natur entsorgt." Als einziges hinterlasse er vielleicht Reifenspuren. "Und sonst nix!"
Doch nach einer Sache sehnt sich der 35-Jährige aller Camper-Romantik zum Trotz dann doch: "Nach einer schönen warmen Dusche mit Wasser länger als 20 Sekunden", sagt er und lacht. "Das ist die einzige Sehnsucht, die da vielleicht irgendwann mal rauskommt." Seine Entscheidung, in den Camper zu ziehen, hat Christian Maier aber auch nach vier Monaten noch nicht bereut. Und er will lange noch in "Klaus-Dieter" wohnen.
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