Tannheimer Hütte
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Ersatzbau in 1.700 Metern Höhe: Neue Tannheimer Hütte eröffnet

Ersatzbau in 1.700 Metern Höhe: Neue Tannheimer Hütte eröffnet

Eigentlich sei die Erschließung der Alpen abgeschlossen, sagt der Deutsche Alpenverein. Nur in die Jahre gekommene Hütten dürfen erneuert werden. Für rund 2,3 Mio. Euro wurde die seit 2018 geschlossene Tannheimer Hütte neu gebaut und jetzt eröffnet.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Die alte Hütte konnte die strengen Auflagen hinsichtlich Arbeits- und Brandschutz nicht mehr erfüllen und wurde daher 2018 geschlossen. Zwei Jahre später beschloss die Sektion Allgäu-Kempten des Deutschen Alpenvereins (DAV) dann einen sogenannten Ersatzneubau. Nach diversen Verzögerungen wurde die alte Hütte 2023 abgerissen und anschließend mit dem Neubau begonnen, der nun feierlich eingeweiht wurde.

Fokus auf nachhaltigem Bauen

Die neue Hütte wurde an alter Stelle in Holzbauweise errichtet und bietet weiterhin 22 Schlafplätze in vier Vierer- und einem Sechserzimmer. Viel Wert legte die Sektion beim Bau auf Nachhaltigkeit: 76 Prozent der verbauten Materialien seien nach Angaben der Verantwortlichen kompostierbar. Dank der Materialseilbahn konnten zudem Hubschrauberflüge reduziert werden. Außerdem wurde laut Sektions-Geschäftsführer Michael Turobin-Ort nur das Nötigste an Beton verbaut und ausschließlich regionales Material verwendet. Die Philosophie der Sektion sei laut Turobin-Ort "eine Hütte mit wenig Technik und Komfort zu bauen, die von den Gästen angenommen wird."

Dass die Wertschöpfung zudem möglichst bei lokalen Firmen geschieht, war ein weiteres Anliegen der Sektion. Die Kompetenz der ausführenden Holzbaufirma wurde mehrfach hervorgehoben. Zudem bedankte sich Turobin-Ort bei der Tiroler Gemeinde Nesselwängle sowie der lokalen Bergrettung für die Unterstützung beim Bau des "Schmuckkästchens", wie DAV-Sektionsvorstand Klaus-Peter Wildburger die neue Hütte bezeichnet.

Alte Bekannte und schöne Erinnerungen

Dass dieses Kleinod in gute Hände übergeben wird, stellt die Sektion sicher, indem sie ein Wirtspaar mit besonderem Bezug zur Hütte engagierte. Andrea Walch war bereits Ende der 1980er-Jahre Wirtin auf der alten Tannheimer Hütte. Gemeinsam mit ihrem Partner Dietmar Köhlbichler, beide aus dem namensgebenden Tal, hat sie den Betrieb bereits im August dieses Jahres ohne viel Aufsehen aufgenommen. Bei der feierlichen Einweihung machte sich dieser Probebetrieb bemerkbar. Die Abläufe funktionieren, die Wirte lobten die durchdachte Planung von Küche und Hütte.

Die ersten Rückmeldungen der Gäste seien "fast ausschließlich positiv", so das Wirtepaar. Was ungewöhnlich ist, denn fast jeder Gast verbindet mit der alten Hütte schöne Erinnerungen. Wie auch Roland Stierle, Präsident des Deutschen Alpenvereins, für den die Hütte in den 1970er-Jahren erste Anlaufstelle für seine Kletterversuche waren. Auch er kann dem "schlichten, aber eleganten Holzbau mit der prächtigen Aussicht auf die Tannheimer Berge" viel abgewinnen.

Ein Traum geht in Erfüllung

Ein Mann, der sich besonders um den Neubau Tannheimer Hütte verdient gemacht hat, wurde bei der Einweihung explizit hervorgehoben. Der ehemalige Vorsitzende der Sektion Allgäu-Kempten Harald Platz. Er versprach den Mitgliedern das Vorstandsamt so lange zu bekleiden, bis die Tannheimer Hütte steht. Zwar übergab er das Amt 2023 an Wildburger, zu diesem Zeitpunkt war der Neubau der Hütte aber bereits auf einem guten Weg. Für Platz und auch viele andere Sektionsmitglieder geht daher mit der Eröffnung auch "ein Wunschtraum in Erfüllung".

Dass die Sektion den teuren Neubau überhaupt stemmen konnte, ist wohl auch dem Umstand zu verdanken, dass sie mit Rappenseehütte und Kemptner Hütte zwei der am besten besuchten DAV-Hütten betreibt, welche den Betrieb der Tannheimer Hütte mitfinanzieren. Denn diese ist auch eine Investition in die Jugend, die dort von der Halle an den Fels herangeführt werden soll. Aus diesem Grund gibt es auf der Hütte auch einen Seminarraum mit Übungskletterwand.

Noch bis Anfang November geöffnet

Wer sich noch in diesem Jahr selbst ein Urteil über den Neubau bilden möchte, sollte sich beeilen, die Tannheimer Hütte ist noch bis zum 3. November geöffnet. Dann geht die erste, verkürzte Saison unter den Wänden von Gimpel und Köllenspitze zu Ende.

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