"LoLaSat" wird der Testsatellit heißen, mit dem die S4 GmbH (Smart Small Satellite Systems) aus Würzburg im Auftrag der Europäischen Raumfahrt-Agentur ESA die erdnahen Umlaufbahnen in etwa 300 Kilometer über der Erde erforschen soll. Denn dieser Bereich spielt für weltweite Kommunikations-Netzwerke eine immer wichtigere Rolle. Denn hier ist die Verzögerung der Signallaufzeiten - englisch Latency - wesentlich geringer, als bei den üblichen Satelliten. Daher auch der Name "LoLaSat": Low Latency communication Satellite.
Schnelles Internet ohne lange Laufzeiten
Traditionell befinden sich Kommunikationssatelliten wie Fernsehsatelliten viel weiter entfernt - im geostationären Orbit, etwa 36.000 Kilometer über der Erdoberfläche. Allerdings stoßen viele Satellitenverbindungen so an ihre Grenzen: Durch den großen Abstand der Satelliten zur Erdoberfläche haben die Signale eine verhältnismäßig lange Laufzeit. Auch wenn es sich bei den dadurch entstehenden Verzögerungen nur um Sekundenbruchteile handelt, kann das enorme Auswirkungen haben - beim unfallfreien autonomen Fahren vernetzter Fahrzeuge etwa. Der Testsatellit "LoLaSat" soll das aber möglich machen und auch den Weg für Internet via Satellit und Augmented Reality ebnen.
Neuer Orbit, neue Perspektiven
Denn durch die Wahl niedrigerer Orbits können die Laufzeiten – die Latenzen - verkürzt werden kann Es bestehen bereits Konstellationen im mittleren Erdorbit, etwa 8.000 Kilometer über der Erdoberfläche. Weitere befinden sich im niedrigen Erdorbit in etwa 500 bis 1.200 Kilometern Höhe im Aufbau. In dem neuen Projekt der ESA mit der Würzburger S4 GmbH soll jetzt ein Satellit auf einer noch niedrigeren Flugbahn im sogenannten sehr niedrigen Erdorbit in einer Höhe von etwa 200 bis 300 Kilometern ausgesetzt werden.
Wirtschaftliches Potenzial der "LoLaSat-Mission"
Neben der kürzeren Signallaufzeit wird laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch der Start des Satelliten einfacher und durch die geringe Entfernung zur Erde sei für die Kommunikation weniger Energie nötig. Kommunikationstechnologien, die bereits auf der Erde zum Beispiel für 5G-Anwendungen eingesetzt werden, könnten dadurch günstiger werden. Der CEO von S4 GmbH, Prof. Dr. Norbert Menke, verspricht sich von der "LoLaSat-Mission" enormes wirtschaftliches Potenzial, wenn durch eine Multi-Satellitenformation eine globale Abdeckung für das künftige Internet der Dinge erreicht werde. "Es ist toll, dass wir durch diesen ESA-Auftrag hier bahnbrechende Innovationen anstoßen können!"
Geplanter Start für 2023
Das Konsortium um die S4 GmbH aus Würzburg hat laut der Pressemitteilung jetzt die Aufgabe, einen kleinen Satelliten zu bauen, zu starten und mehrere Monate im niedrigen Erdorbit zu betreiben, um verschiedene Experimente durchzuführen. Das Start-up übernimmt die Leitung des Konsortiums, legt das System aus, baut es und wird den Raketenstart beschaffen. Der weltweit agierende Anbieter für Kommunikationsnutzlasten TESAT Spacecom aus Backnang bei Stuttgart wird die innovative Kommunikationstechnologie des Satelliten entwerfen und bauen. Das Zentrum für Telematik aus Würzburg - ein Schwesterunternehmen der S4 GmbH - ist für die benötigten Bodentechnologien und den Betrieb des Satelliten zuständig. Läuft alles nach Plan, soll der Testsatellit 2023 in den Weltraum starten.
Die Grundlagen für den Nano-Satelliten wurden 2005 mit dem ersten deutschen Pico-Satelliten UWE-1 an der Uni Würzburg gelegt und dann sukzessive zu dem heutigen LoLaSat weiterentwickelt. Im September 2020 wurde in ähnlicher Bauart bereits die Formation NetSat, bestehend aus vier Satelliten, in den Orbit gebracht. Hier konnten bereits wertvolle Erfahrungen für LoLaSat gesammelt werden.
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