Die Studie "Kriminalität und Sicherheitsempfinden 2020" des Bundeskriminalamts, die vor einigen Monaten vorgestellt worden ist, hat ergeben: Zwar ist für knapp die Hälfte der Befragten das Sicherheitsgefühl gleichgeblieben. Fast ebenso viele Studienteilnehmer fühlen aber genau das Gegenteil. Deutschland ist für sie - im Vergleich zum Vorjahr - unsicherer geworden.
"Unsicherheit ist ein Ausdruck von Angst", erklärt Prof. Dr. Peter Zwanzger von der Gesellschaft für Angstforschung e.V.. Und Menschen unterschieden sich eben nicht nur äußerlich voneinander, sondern auch in ihrem "emotionalen Erleben", in ihrem Angstempfinden. Dass sie die Realität unterschiedlich wahrnähmen, sei also erstmal nichts Ungewöhnliches.
Sachliche Information wichtig zur Einordnung
Menschen, die Sorge vor zunehmender Kriminalität haben, rät Prof. Zwanzger, sich umfassend und vor allen Dingen sachlich mit der Faktenlage auseinanderzusetzen. Ein Überfall, eine Attacke bedeute nicht automatisch, dass die Bedrohungslage insgesamt schlimmer geworden sei. Informationen hülfen den Menschen, ein Extremereignis einzuordnen. Eine vernünftige, nüchterne Auseinandersetzung mit Krisen sei wesentlich, um Ängste im Griff behalten zu können. Dies könne entscheidend dazu beitragen, Unsicherheit und in Folge Angst zu vermeiden. Kritisch sieht Zwanzger in diesem Zusammenhang aber den übermäßigen Konsum von Informationen auf den verschiedensten Kanälen.
Keine Angst vor der Angst
Das Gefühl der Angst bezeichnet Zwanzger als "lebensnotwendig", als eine der "wichtigsten Basis-Emotionen" des Menschen. Ausschlaggebend sei, mit diesem Mechanismus, der bei einer Gefahrenlage in Gang gesetzt wird, richtig umzugehen.
Problemlos möglich sei dies für die meisten, wenn eine Gefahr vorhersehbar und beherrschbar erscheint. Schwieriger werde es bei einer Terrorattacke oder Naturkatastrophen, die aus dem Nichts und völlig unerwartet eintreten. Im Umgang mit "irrationalen Ängsten", wie zum Beispiel die vor Dunkelheit oder bestimmten Tieren hat Angst-Experte Zwanzger einen pragmatischen Tipp: Tausende von Studien hätten gezeigt, dass eine Konfrontation mit dem "furchtauslösenden Reiz" Sinn macht. Eine langsame Annäherung über Bilder bis zur Begegnung mit der Spinne etwa führt dazu, dass die Angst sukzessive schwächer wird. "Wir verlernen die Angst", so Zwanzger.
Thema in der Münchner Runde: Wie sicher ist Bayern?
Gefühlte Unsicherheit auf der einen und die gegenteilige Faktenlage auf der anderen Seite, dieses Thema stand auch im Mittelpunkt der Münchner Runde zum Thema "Wie sicher ist Bayern?" Über 40 Prozent der Deutschen haben laut der ABUS Sicherheitsstudie 2022 nämlich das Gefühl, ihr Land sei - im Vergleich zum Vorjahr - unsicherer geworden und das bei insgesamt sinkenden Straftatenzahlen. Einen Grund dafür sieht die Extremismusexpertin Julia Ebner in bewusst gestreuten Falschmeldung, gerade in den sozialen Medien.
Im Video: Kriminologe Christian Pfeiffer in Münchner Runde
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