Altkleidersammlung
Bildrechte: stock.adobe.com/Fotoschlick
Audiobeitrag

Aus der Mode und nur ein paar Mal getragen, landen viele Kleidungsstücke schnell im Altkleidercontainer.

Bildbeitrag
>

Faire Mode kaufen oder Altes reparieren - was ist nachhaltiger?

Faire Mode kaufen oder Altes reparieren - was ist nachhaltiger?

Jede Person in Deutschland kauft laut Greenpeace jährlich 60 Kleidungsstücke. Jedes fünfte bleibt dann aber ungetragen – niedrige Preise, Rabattaktionen und Modetrends verleiten zum schnellen Kauf. Drei Würzburger zeigen, wie es anders gehen kann.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Neues Jahr, neues Ich - so sagt man ja. Mehr Sport machen, sparsamer leben oder mit dem Rauchen aufhören gehören laut einer aktuellen Umfrage zu den beliebtesten Vorsätzen für das neue Jahr. Genauso nachhaltiger leben, bewusster konsumieren: Viele nehmen sich etwa vor sich mehr vegetarisch oder vegan zu ernähren, weniger Auto, dafür mehr Fahrrad oder Bus zu fahren. Aber auch beim Thema Kleidung ist wohl bei vielen noch Luft nach oben mit Blick auf den nachhaltigen Umgang: Laut Verbraucherservice werden Kleidungsstücke schon nach drei Jahren ausrangiert - teilweise sogar schon nach einer Saison - weil sie dann nicht mehr modisch sind.

Startup für faire Mode aus Würzburg

Ein Würzburger Startup will zeigen: Das muss nicht sein. In einem Raum, etwa 30 Quadratmeter groß, in der Innenstadt soll das Umdenken beginnen. Überall Kartons bis unter die Decke. Ihr kleines Logistik-Zentrum, wie Britta Stoppelfeld und Matthias Jobst es liebevoll nennen. Von hier sollen ihre fairen, nachhaltigen Pullis, T-Shirts und Hosen unter dem Label Wote versendet werden.

Nachhaltig von der Herstellung bis zum Kunden

So nachhaltig wie möglich wollen sie ihr kleines Startup aufbauen. Angefangen bei den Stoffen, den Färbeverfahren, den Arbeitsbedingungen bis zum Lieferweg und zur Verpackung. Wer etwa einen Pullover über den Onlineshop kauft, bekommt den in einer Versandtasche aus Graspapier zugeschickt. Sie wollen bewusst mit den Gewohnheiten der großen Player aus der Modeindustrie brechen. "Wir wollen zeigen, dass es auch anders funktioniert, dass man mit weniger schlechtem Gewissen Klamotten kaufen kann", sagt Matthias Jobst.

Bildrechte: Carolin Hasenauer BR
Bildbeitrag

Britta Doppelfeld und Matthias Jobst in ihrem "Logistik-Zentrum".

Nicht gerade günstig

Pullis, Hosen, Mützen und T-Shirts aus zertifizierter Baumwolle, ohne Plastik, produziert in Europa unter fairen Arbeitsbedingungen – dass das Teil dann nicht fünf Euro kostet, ist nur logisch. "Wir sagen halt, es ist langlebig und authentisch, es soll lange gefallen. Dann finden wir, kann man lieber einmal 120 Euro ausgeben als drei mal 40 Euro."

Fast Fashion belastet die Umwelt

Denn laut aktuellen Umfragen kauft jede Person in Deutschland jährlich im Schnitt 60 neue Kleidungsstücke. Und jedes fünfte bleibt dann trotzdem für immer im Schrank liegen – niedrige Preise, Rabattaktionen und Modetrends verleiten zum schnellen Kauf. Fast Fashion nennt man diese Entwicklung, also schnelle Mode. Die Ökobilanz dieser Kleidung: schlecht. Der Wasserverbrauch ist riesig, der CO-Verbrauch hoch. Von den Arbeitsbedingungen ganz zu Schweigen. Britta und Matthias machen mit zeitlosen Schnitten und Farben sowie umweltfreundlichen Materialien vor, wie es anders gehen kann.

Second Hand und Second Life liegen immer mehr im Trend

Aber auch Second Hand Kleidung gewinnt immer mehr Fans, ob in Läden oder online. Der Verbraucherservice Bayern empfiehlt auch: die stoffliche Zweitverwertung von Pulli und Hose – neudeutsch nennt sich der Trend "Second Life".

Anne Salwiczek ist Schneidermeisterin in Würzburg. Neuanfertigungen gehören kaum noch zu ihrem Geschäft. Vielmehr kommen Kundinnen und Kunden, um zerschlissene Hosen oder Pullover reparieren zu lassen. "Oder manchmal sind die Kleidungsstücke aus der Mode, weil die Hose etwa lange weite Beine hat. Wenn wir daraus eine kurze machen, wirkt das schon ganz anders." Mal wird aus der Hose auch ein Rock oder aus dem Hemd ein Kleid.

Bildrechte: Carolin Hasenauer BR
Bildbeitrag

Anne Salwiczek in ihrem Schneiderei-Atelier in Würzburg.

Reparieren statt wegwerfen wird zur Lebenseinstellung

"Immer mehr junge Mädchen bringen Sachen von ihrer Oma her, die wir anpassen", sagt Anne. Ein Trend, wie sie beobachtet: Früher seien vor allem ältere Menschen gekommen, um Klamotten reparieren zu lassen – weil man nichts wegwerfen wollte. Heute gehört das für viele junge Menschen zur Lebenseinstellung dazu. Anne kann das gut nachvollziehen: "Man kann nicht immer kaufen und wegschmeißen und kaufen und wegschmeißen. Sonst platzt die Welt irgendwann oder das Meer quillt über."

Viele Möglichkeiten, um Kleidung bewusster zu konsumieren

Was am Ende tatsächlich nachhaltiger ist, das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und fängt bereits bei der Herstellung der Stoffe an: In Funktionskleidung sind Kunststoffe verarbeitet, während bei der Baumwoll-Herstellung Pestizide ins Grundwasser gelangen. Bei Färbemethoden werden noch immer giftige Inhaltsstoffe verwendet und die Arbeitsbedingungen in den Fabriken in Bangladesch sind katastrophal. Und die Frage der Nachhaltigkeit endet erst beim Verbraucher, eingepackt in Plastiktüten oder nicht.

Der Verbraucherservice Bayern etwa empfiehlt auf ein Öko-Siegel zu achten, wiederzuverwerten, zu tauschen, zu schenken oder schlicht weniger zu kaufen. Ganz allgemein lässt sich also sagen, dass Qualität in jedem Fall nachhaltiger ist als Quantität.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!