Vergangenen Donnerstag hatte die Polizei in Nordspanien die Leiche einer jungen Frau gefunden. Seit Tagen ist unklar, ob es sich um die 28-jährige Sophia aus Amberg handelt, die von Leipzig nach Hause trampen wollte.
BR24-User fragten sich auf Facebook, wie lange denn eine DNA-Analyse dauere. "Das muss doch jetzt langsam mal feststehen, wer das ist?!" schrieb der eine und wünschte der Familie viel Kraft. Ein anderer meinte: "So ein DNA-Test dauert seine Zeit. Das ist nicht wie im Fernsehen." Wie verhält es sich in der Welt realer Polizeiarbeit? Wir haben nachgefragt.
In die Ermittlungen zu dem Fall Sophia sind verschiedene Behörden involviert, in Spanien gehören dazu die Nationalpolizei, die baskische Polizei (weil die Leiche im Baskenland gefunden wurde) und Gerichtsmediziner. In Deutschland ermitteln federführend Polizei und Staatsanwaltschaft in Bayreuth. Sicher ist, dass zunächst in Deutschland ein DNA-Profil erstellt werden sollte, das zum Abgleich an die spanischen Behörden übermittelt wird.
Innerhalb von acht Stunden
"Ein DNA-Profil zu erstellen, dauert, wenn es schnell gehen muss, ungefähr acht Stunden", sagt eine Molekularbiologin vom Landeskriminalamt auf BR-Anfrage. "Das ist möglich, wenn man keine Pause macht." Das heißt: Der Analyseprozess, der in verschiedenen Schritten erfolgt, benötigt insgesamt diese etwa acht Stunden. Wenn die Zeit nicht so drängt, würde zum Beispiel ein Schritt, für den ein technisches Gerät drei oder vier Stunden benötigt, abends angestoßen und morgens würde man dann weiterarbeiten. Um die genannte Mindestzeit der acht Stunden zu schaffen, müssen die Labormitarbeiter dranbleiben, gegebenenfalls auch nachts und am Wochenende.
Mehr als acht Stunden dauert es auf alle Fälle, wenn erst noch die Probe gewonnen werden müssen: Sei es, dass Spuren von Kleidungsstücken oder aus einem Haus, das zum Tatort geworden ist, genommen werden müssen.
DNA-Analyse in vier Schritten
Als Ausgangsmaterial für ein DNA-Profil kommen Gewebeteile oder Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel in Frage. "Wir benötigen Zellen, die einen Zellkern haben", so die Wissenschaftlerin. Die Analyse erfolgt dann, vereinfacht dargestellt, in vier Schritten: 1. Die DNA, die gewissermaßen den individuellen Bauplan eines Menschen enthält, wird aus dem Zellkern genommen. 2. Typisierung: Anhand von 16 DNA-Merkmalen wird geschaut: Welches Merkmal hat die Person in den einzelnen Merkmalstypen? 3. Auswertung der Merkmale, die in einer grafischen Darstellung erfolgt. 4. Die Ergebnisse werden in eine Zahlenkombination umgewandelt und in eine Tabelle übertragen. Diesen Code bekommen dann die Ermittler, auf Wunsch auch als PDF-Dokument per E-Mail.
Fall Sophia: Hürden in den Ermittlungen
Im Fall Sophia wird das Ergebnis der DNA-Analyse also an die spanischen Behörden übermittelt. Diese wiederum können dann den Code mit dem genetischen Fingerabdruck vergleichen, den sie von der Leiche erstellt haben. "Stellt man eine Übereinstimmung fest, gilt die Leiche als identifziert", erklärt ein Polizeisprecher.
Die Voraussetzungen zu Ermittlungen in zwei verschiedenen Ländern sind jedoch kompliziert - und zeitaufwendiger. "Da ist zum einen die Entfernung und zum anderen die sprachliche Barriere", so der Polizeisprecher.
Des Weiteren haben die deutschen Ermittler keinen Einfluss darauf, wie die spanischen Behörden arbeiten. Zudem ist für die Zusammenarbeit relevant, ob gleich lautende oder ähnliche Gesetze auch in dem anderen Land wirksam sind.