Rund 120 Bürgerinnen und Bürger waren nach Bad Aibling im Landkreis Rosenheim gekommen, um mit Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) und dem FDP-Landesvorsitzenden Martin Hagen zu diskutieren: Welche Lösungen gibt es, um den Betreuungsnotstand in Kitas in den Griff zu bekommen?
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Verzweifelte Suche nach Kita-Platz
Laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie fehlen in Bayern aktuell rund 62.000 Kita-Plätze. Stark betroffen von der "Mangelware Kita-Platz" ist die Stadt Rosenheim. Bei der Bürgerdiskussion "jetzt red i" berichten Eltern von ihrer, manchmal seit Jahren andauernden, Suche nach einem Betreuungsplatz für ihre Kinder. Verzweiflung und Wut sind bei vielen groß. Der Vorwurf an die Politik: Das Problem sei seit vielen Jahren bekannt, die Gesamtsituation sei eine "Krise mit Ansage".
Familienministerin sieht Verbesserungen
Ein Vorwurf, den Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) nicht auf sich sitzen lassen will. Scharf betont die „messbaren Erfolge“ der letzten Jahre beim Gesamtangebot. Seit 2018 seien in Bayern 80.000 neue Kita-Plätze geschaffen worden. Insgesamt gebe es 114.000 Beschäftigte in der Kinderbetreuung und damit 80 % mehr als noch vor zehn Jahren. Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren sehr stark und zu schnell gestiegen, um ihn sofort bedienen zu können. Ein Argument, das FDP-Landeschef Martin Hagen nicht gelten lässt: Seit zehn Jahren bestehe für Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz und noch immer könne dieser nicht erfüllt werden.
Betreuungsmangel hat Auswirkungen auf die Volkswirtschaft
Was die Leute vor Ort außerdem massiv ärgert: Durch fehlende Kinderbetreuung sei eine Berufstätigkeit beider Eltern oft nicht oder nur eingeschränkt möglich. Der Arbeits- und Fachkräftemangel würde sich so verstärken. Der Betreuungsmangel sei ein "Brandbeschleuniger für den Fachkräftemangel", so Alexandra Mayer-Karle, die als Ärztin im örtlichen Krankenhaus arbeitet. Abgesehen davon, dass viele Familien auch auf zwei Einkommen angewiesen seien. Dafür gibt es Zustimmung von FDP-Chef Martin Hagen: Fehlende Kinderbetreuung und der daraus resultierende Fachkräftemangel sei ein "Teufelskreis, den wir durchbrechen müssen." Die bayerische Staatsregierung habe in den vergangenen Jahren finanzielle Mittel leider oft falsch investiert und den Kita-Ausbau nicht ausreichend im Blick gehabt.
Aus- und Weiterbildung zentral
Familienministerin Scharf betont erste Erfolge des "Bündnis für frühkindliche Bildung", dem Kommunen, Träger, Staatsregierung und Eltern angehören. So seien etwa durch ein Gesamtkonzept, das den Fokus auf berufliche Weiterbildung legt, schon jetzt 700 neue Kräfte vorhanden, die den Personalmangel in den Kitas mit abfedern. Klar sei aber auch, dass mehr Fachpersonal nötig sei, um den Mangel an Kita-Plätzen in den Griff zu bekommen. Die Familienministerin setzt auf Aus- und Weiterbildung, auch für interessierte Quereinsteiger, und betont gleichzeitig, wie wichtig Qualität bei der Kinderbetreuung sei. Grundsätzlich der richtige Ansatz, meinen Rednerinnen von verschiedenen Einrichtungsträgern, die sich bei "jetzt red i" zu Wort melden. Wichtig sei dabei, dass die Träger auch finanzielle Mittel zur Verfügung hätten, um Personal zu schulen und über Jahre zu entwickeln.
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