Fastenredner rät CSU: Balkanroute statt Jakobsweg gehen
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Schafroth rät CSU: Balkanroute statt Jakobsweg gehen

Schafroth rät CSU: Balkanroute statt Jakobsweg gehen

Spott für den "Schauspieler" Söder, Häme für den "überforderten" Freie-Wähler-Chef Aiwanger und die grüne "Tofu-Jeanne-D'Arc" Schulze: Fastenredner Maximilian Schafroth teilt bei seiner Nockherberg-Premiere gegen alle aus.

Keine Mönchskutte wie einst bei Bruno Jonas, keine Mama Bavaria wie zuletzt bei Luise Kinseher: Der neue Fastenprediger Maximilian Schafroth geht bei seiner Nockherberg-Premiere andere Wege: "Ich hab mich bewusst gegen eine Rolle entschieden", sagt er in seiner Rede in der Paulaner-Festhalle und stichelt gleich mal gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: "Kein aufgesetztes Schauspiel, das ist Dein Kompetenzbereich, lieber Markus."

Schafroth kommt zwar zunächst im Lodenjanker auf die Bühne, legt den "Filz-Kittel" aber schnell ab: "Ich will heute ganz normal zu euch sprechen, ich Maxi Schafroth, in aller Natürlichkeit, aber des geht in diesem Kittel nicht, man schlüpft den in den Kittel rein - und man wird komisch, man verfilzt."

Scheuer, "der Charakterdarsteller"

Nach acht Jahren Lusie Kinseher hat heuer erstmals Maximilian Schafroth das legendäre Politiker-Derblecken übernommen. Er gießt seinen Spott über alle Parteien aus, zuweilen auch bissig, wenn auch nicht ganz so scharfzüngig wie der eine oder andere seiner Vorgänger. Es sind nicht durchweg die Untiefen der Politik, die Schafroth auslotet, immer wieder scherzt er über das Naheliegende.

Neben Söder attestiert er zum Beispiel auch dem Bundesverkehrsminister ein Schauspieltalent: Andreas Scheuer (CSU) sei sogar ein Charakterdarsteller: "Du spielst glaubhaft einen Audi-Mitarbeiter, der so tut als wäre er der Verkehrsminister."

"Mann, Frau, Thermomix"

Die ersten verbalen Nadelstiche des neuen Fastenpredigers richten sich gegen die größte Partei im Freistaat. "Wenn die CSU behauptet, sie wäre eine christliche Partei, dann kann ich als Allgäuer Ex-Ministrant auch behaupten, dass ich ein Schweigemönch bin."

Mit Blick auf Söders Bemühungen um eine Erneuerung der Partei spottet er: "Ihr seid sozial, dynamisch, grün, urban. Da ist alles drin. Das erinnert mich so ein bissl an unsere alte Dorfwirtschaft. Die haben auch kurz vor der Insolvenz noch mal eine ganz dicke Speisekarte gedruckt." Und Bayerns CSU-Familienministerin Kerstin Schreyer sieht Schafroth als Beweis dafür, dass konservative und moderne Genderpolitik zusammengehen: "Die bayerische Familie hat drei Geschlechter: Mann, Frau, Thermomix."

Der Minister im "Ökostrom-Solarium"

Dem bayrischen Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger fühlt sich Schafroth allein schon durch seine eigene dörfliche Herkunft verbunden. "Ein 78-Seelen-Dorf, ein grünes Ortsschild, wo man mit 130 ungebremst durchrasen kann, kein Internet, dreistellige Telefonnummern, hohe Erbgut-Überschneidungen - der Hubert nickt verständnisvoll."

Er selbst verstehe das Phänomen Aiwanger gut, versichert der Fastenredner. "Die Welt wird immer komplizierter, immer vernetzter, keiner checkt mehr irgendwas." Und da stehe dann im Sturm der Globalisierung der Aiwanger Hubert, "und die Leute denken sich, jawohl, da ist noch einer überfordert". Aiwangers Parteifreund Thorsten Glauber wiederum sei ein "authentischer Umweltminister, der fährt ein Elektro-Auto, der geht nur ins Ökostrom-Solarium".

"Die Balkanroute rückwärts laufen"

Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze betitelt Schafroth als "Klima-Heldin" und "Tofu-Jeanne-D'Arc": "Du bewegst Dich wahrscheinlich im Schlaf noch schneller als der Ludwig Hartmann auf dem Hometrainer", spottet er über sie und ihren Co-Frakktionsvorsitzenden. Mit Blick auf die Kritik, die Schulze kürzlich für ihren Los-Angeles-Flug geerntet hatte, empfiehlt er der Grünen-Politikerin einen Parteientausch. "Bei der FDP, hätt's keinen gejuckt. In der FDP ist es keine Schande, wenn man fliegt. In der FDP ist es eine Schande, wenn einem das Flugzeug nicht gehört."

Überhaupt: So ein Parteientausch wäre für den Fastenprediger auch für andere eine gute Lösung. "Das wäre gut für Euch alle "- sich einfach mal in den anderen hineinzuversetzen. So könnten CSUler vielleicht mal "statt dem Jakobsweg die Balkanroute rückwärts laufen, um zu spüren, wie der andere fühlt." Und Söder, der doch Demut lernen wolle, könne für einen Tag zur SPD. Einzig für die AfDler wäre ein Parteientausch laut Schafroth nicht geeignet. Denn für diese könnte es schlecht ausgehen, "wenn die Sea-Watch nicht gerade vorbeikommt".

"Der Katholik mit der Lizenz zum Abschieben"

Besonders bissig wird Schafroth vor allem dann, wenn es um die Asylpolitik der CSU geht. An Innenminister Joachim Herrmann gerichtet sagt er: "Sag mal, sind da Fernseher in den Ankerzentren drin? Dann werden die Leute das ja vielleicht sehen." Daher könne man beide Seiten jetzt miteinander bekannt machen: 'Liebe Asylsuchende, dear Asylum Seekers: This is Bavarian Innenminister Herrmann. A noble man (...) or as we say: Der Katholik mit der Lizenz zum Abschieben."

Am Ende wird Schafroth dann auch ohne Mönchskutte ein wenig zum Fastenprediger. Ob man gute Politik mache oder nicht, das erkenne man daran, "ob man sich wohlfühlt bei dem Gedanken, der Betroffene der eigenen Politik zu sein", philosophiert der Schwabe und lässt einen Appell folgen: "Verliert die Empathie nicht."