Die Gäste sitzen direkt am Weinberg, es gibt fränkische Spezialitäten und eine Live-Band – eigentlich ein ganz gewöhnliches Weinfest. Mit einem Unterschied: Es gibt ausschließlich alkoholfreien Wein. Rund 600 Menschen kamen am Donnerstagabend vorbei, aus unterschiedlichen Gründen: Viele wollen oder dürfen etwa keinen Alkohol trinken, oder sie möchten etwas Neues ausprobieren. Das Publikum ist bunt gemischt von Jung bis Alt, unter ihnen Familien, Schwangere und sogar ein Junggesellinnenabschied.
Eine Wein-Alternative für alle
Hinter dem Konzept des alkoholfreien Weinfests steckt Luca Dahms, Winzer in der vierten Generation. Als er seinem Vater Jürgen Dahms erzählte, dass er alkoholfreien Wein herstellen möchte, war dieser zunächst skeptisch – aber auch stolz, dass sein Sohn als Winzer tätig werden möchte. Im Jahr 2022 gründete Luca dann gemeinsam mit Freunden das Unternehmen Senzowine.
Die Gäste beim Weinfest sind sich einig: Der alkoholfreie Wein schmeckt zwar anders als gewöhnlicher, aber gut. Luca selbst sieht das ähnlich.
"Ich würde sagen, das Gefühl, der Genuss, ist schon das gleiche. Der Kenner wird den Unterschied trotzdem merken. Uns geht's aber nicht darum, den Wein zu verdrängen, sondern eine Alternative zu schaffen." Luca Dahms, Winzer
Teures Herstellungsverfahren
Das Fest fand direkt auf der Peterstirn in Schweinfurt statt, umgeben von Weinreben. Auch die Schweinfurter Weinprinzessin Julia Häckner war vor Ort. Sie unterstützt die Idee vom alkoholfreien Wein: "Man kann einfach jeden abholen, ob mit Familie oder ohne – jeder kann dabei sein."
Bis zum alkoholfreien Weinfest war es ein weiter Weg – unter anderem durch die aufwändige Weinherstellung. Damit der Wein alkoholfrei wird, muss der Alkohol nach dem Gären wieder entzogen werden. "Es ist so, dass Alkohol eigentlich erst ab 79 Grad verpufft – da wäre aber jeder Wein tot", erklärt Luca Dahms. "Deshalb machen wir das Ganze mit einem Vakuumverfahren, da verpufft der Alkohol schon bei 28 Grad."
So kann der Alkohol zwar schonend entzogen werden, doch das Verfahren birgt mehrere Nachteile. Zum einen gehen beim Prozess 30 Prozent der Flüssigkeit verloren. Den Alkohol zu entziehen, ist demnach teurer, was auch die Preise hebt. Zum anderen verbraucht das Verfahren mehr Energie als die Herstellung von gewöhnlichem Wein, was zulasten der Umwelt geht.
Weniger Alkoholkonsum in Europa
Die Idee von alkoholfreien Getränken kommt nicht von ungefähr: Die Deutschen trinken laut dem Statistischen Bundesamt weniger Alkohol als früher. Damit ist Deutschland nicht allein; europaweit zeichnet sich dieser Trend ab. Laut dem Deutschen Weininstitut [externer Link] zählt dazu auch der Weinkonsum. Im Jahr 2023 wurde, im Vergleich zum Vorjahr, pro Kopf eine Flasche weniger Wein getrunken.
Das Deutsche Weininstitut sieht dafür zwei Gründe. Einerseits die zunehmend ältere Bevölkerung, die weniger Alkohol verträgt. Andererseits die jüngeren Generationen, die im Schnitt weniger Alkohol trinken als früher.
Mit Konzepten wie dem alkoholfreien Wein wollen Winzer dieser Entwicklung entgegensteuern. Das erste alkoholfreie Weinfest in Schweinfurt wird also vermutlich nicht das letzte gewesen sein.
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