Die beiden extrem heißen Dürresommer 2018 und 2019 haben die Böden in Bayern nachhaltig ausgetrocknet. In Bayern fiel im Juni 2019 nur halb so viel Regen als im langjährigen Mittel (1961 -1990), in einigen Regionen Frankens blieben sie wochenlang ganz aus. Bei tagelang anhaltenden Temperaturen von über 30° Celsius wurden die Bodenwasserspeicher vor allem in den Regionen Frankens bis Ende September komplett aufgebraucht.
Bodenwasserspeicher in Bayern längst nicht aufgefüllt
Nachdem im Oktober 2019 bayernweit überdurchschnittlich viel Regen fiel (plus 35 Prozent) und auch im November und Dezember ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung stand, haben sich die Bodenwasserspeicher wieder zu füllen begonnen.
Laut aktuellen Berechnungen der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ist der für die Pflanzen verfügbare Bodenwasserspeicher in den bayerischen Mittelgebirgen (Spessart, Frankenwald) sowie im Allgäu fast vollständig aufgefüllt. In der Münchner Schotterebene und auch im Steigerwald sind die Bodenwasserspeicher zu etwa 80 Prozent aufgefüllt. In Unterfranken hat sich der Bodenwasserspeicher bislang allerdings nur etwa zu 60 Prozent erholt, im südlichen Jura bei Riedenburg sogar nur zu einem Drittel.
Unterschiedliche Niederschläge in den Regionen
Die Niederschlagsmengen fallen regional sehr unterschiedlich aus. Während die Böden im Alpenraum und im Allgäu aufgrund ihrer insgesamt höheren Niederschlagsmengen auch trockene Perioden verkraften können, machen sich Trockenperioden in den sowieso schon regenarmen Regionen Frankens stärker bemerkbar.
Gleichzeitig sind immer größere Niederschlagsextreme zu beobachten. Sintflutartige Regenfälle, Hagelereignisse und orkanhafte Gewitterschauer schaden der Vegetation oftmals eher, als dass sie die erhoffte Erleichterung bringen.
Pflanzen kommen an tiefer liegendes Grundwasser schlecht heran
Für das Pflanzenwachstum ist vor allem das oberflächennahe Wasser bis einen Meter Tiefe relevant. Das je nach Bodenbeschaffenheit meist unterhalb von fünf bis sechs Meter liegende Grundwasser spielt für die Vegetation nur da eine Rolle, wo es in maximal zwei bis vier Meter Tiefe liegt und beispielsweise von tiefer wurzelnden Bäumen aufgenommen werden kann.
Entscheidend für die Landwirtschaft ist das "pflanzenverfügbare Wasser", also das Wasser, das die Pflanze tatsächlich aus den Poren des Bodens aufnehmen kann. Man spricht dabei auch von der "nutzbaren Feldkapazität", also dem Wasser, das der Boden für mehrere Tage halten und tatsächlich der Vegetation zur Verfügung stellen kann.
Dichte Böden haben beispielsweise sehr kleine Poren, die das Wasser durch Adhäsionskräfte so stark festhalten, dass die Pflanzenwurzeln es nicht aufsaugen können. Sehr große Poren dagegen lassen das Wasser in tiefere Bodenschichten versickern, sodass es für die Wurzeln auch nicht mehr verfügbar ist. So ist es auch zu erklären, dass Niederschlagsdefizite auf Böden, die die Feuchtigkeit gut speichern können, weniger gravierend ausfallen als auf Böden, die das Wasser nicht halten können.
Genügend Wasser für die Frühjahrsbepflanzung
Momentan sind die Pflanzen in Winterruhe. Entscheidend für die Landwirte war der Regen im Oktober 2019: Nach reichlichen Niederschlägen konnte die Saat gut aufgehen, die oberen Bodenschichten bis 60 Zentimeter Tiefe sind derzeit bayernweit gut mit Wasser versorgt.
Nun hoffen die Landwirte auf ein feuchtes Frühjahr mit ausreichend Niederschlägen, damit sich Wintergerste und Weizen gut weiter entwickeln können. Wenn die Pflanzen erst einmal Wurzeln gebildet haben, überstehen sie auch einmal eine Zeit der Trockenheit.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!