"Wir brauchen nun als CSU (...) einen personellen Neuanfang. Unser Parteivorsitzender wäre jetzt gut beraten, den Weg frei zu machen für einen neuen Parteichef und Ministerpräsidenten", schreibt der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bezirkstag von Mittelfranken, Peter Daniel Forster, auf Facebook. Forster ist auch Kreisvorsitzender des CSU Kreisverbandes Nürnberg-Süd. Seiner Ansicht nach sollte "die Basis der CSU (...) entscheiden, wer die Nachfolge antritt – geordnet und diszipliniert".
Bereits zuvor hatte der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Nürnberg-West, Jochen Kohler, auf seiner Facebook-Seite geschrieben:
"Wir haben uns in den letzten Wochen an den diversen Wahlkampfständen viel anhören können, ja müssen. Ein 'Weiter so' kann es nicht geben! Auch wenn Herr Seehofer selber gesagt hat, dass er 'keine Sekunde' an einen Rücktritt denke, wir tun dies! Für einen personellen Neuanfang!" Jochen Kohler, Chef des Kreisverbands Nürnberg West
"Demontage" Joachim Herrmanns
Ähnliche Forderungen waren schon am Tag nach der Wahl aus dem Ortsverband Großhabersdorf (Landkreis Fürth) gekommen. Der Ortsverbandsvorsitzende Thomas Zehmeister begründete seinen Aufruf auf Facebook mit folgenden Worten:
"Ständige Wendungen in der Haltung zur Schwesterpartei, die Demontage unseres Spitzenkandidaten Joachim Herrmann durch das Vorschalten eines Herrn aus Übersee und das Vernachlässigen vieler sich 'zurückgelassen Fühlender' führen wir als Hauptgründe des schlechten Abschneidens bei der Bundestagswahl an." Ortsverbandsvorsitzender Thomas Zehmeister
Seehofer solle nun den Weg für einen personellen Neuanfang frei machen. Zehmeister handelt nach eigenem Bekunden in Absprache mit den Mitgliedern seines Ortsverbands.
Erinnerung an Stoibers Sturz
Bemerkenswert ist, dass diese Rücktrittsforderungen aus dem Landkreis Fürth und der Stadt Nürnberg kommen. Gabriele Pauli, die als CSU-Rebellin bekannt wurde und Edmund Stoibers Sturz als CSU-Chef und Ministerpräsident mit einleitete, kam aus dem Landkreis Fürth. Und Seehofers Dauerkonkurrent Markus Söder kommt aus Nürnberg.
Das desaströse Ergebnis der CSU bei der Bundestagswahl wurde bereits im CSU-Vorstand diskutiert. Seehofer sagte danach dem Bayerischen Rundfunk, es habe "nicht den Hauch einer Personaldebatte" gegeben. Der Parteichef wisse aber, dass es brodelt, sagte im Anschluss ein Vorstandsmitglied.
Viel Gesprächsbedarf
Morgen tritt die CSU-Fraktion erstmals nach der Sommerpause zusammen. Die Sitzung wurde um eineinhalb Stunden vorverlegt - auf 8.30 Uhr. Die Begründung: Nach dem Wahldebakel gebe es viel Gesprächsbedarf.