Zwei Menschen trinken in einer Gastwirtschaft aus Biergläsern alkoholfreies Bier.
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Zwei Wirte in der Fränkischen Schweiz haben seit Januar alkoholische Getränke von ihrer Karte gestrichen.

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Nüchtern im Wirtshaus: Fränkischer Gasthof verbannt Alkohol

Nüchtern im Wirtshaus: Fränkischer Gasthof verbannt Alkohol

Immer mehr Menschen versuchen zeitweise komplett auf Alkohol zu verzichten. Aber funktioniert "alkoholfrei" in bayerischen Wirtshäusern? Zwei Wirte in der Fränkischen Schweiz haben seit Januar alkoholische Getränke von ihrer Karte gestrichen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im urigen Gasthaus "Zur Sägemühle" in Großenohe in der Fränkischen Schweiz sieht alles aus wie in einem normalen Wirtshaus. Die Gäste essen Schnitzel und trinken Bier. Doch eine Sache ist anders: Auf der Karte stehen nur alkoholfreie Biere, Weine und Cocktails. Alkohol schenken die Wirte in dem Gasthof seit Anfang Januar nicht mehr aus. Das hat einen ernsten Grund, denn der Gastwirt und Koch Vladimir Kloz war jahrelang Alkoholiker.

  • Zum Artikel: Alkoholfreies Bier im Trend – aber nicht für jeden geeignet

Nach Alkoholentzug wieder im Wirtshaus

An Neujahr habe sich ihr Mann entschlossen, einen Entzug zu machen, erzählt Ehefrau und Wirtin Kerstin Gößl. "Nach elf Tagen hat er gesagt, er geht wieder nach Hause, denn wir müssen schließlich in der Wirtschaft weiterarbeiten." Seitdem bieten die Wirte, die das Gasthaus seit 2019 führen, keinen Alkohol mehr an. Doch für diese Idee gab es in den sozialen Medien Gegenwind, erzählt die 48-jährige Wirtin. Es sei eine Bevormundung, habe ein User zum Beispiel bei Facebook geschrieben, so Gößl lächelnd. "Aber unterm Strich ist jede Speisekarte eine Bevormundung, denn ich kann als Gast nur das bestellen, was in der Speisekarte steht."

Auf der Karte stehen fast 20 unterschiedliche Sorten an alkoholfreien Bieren, auch alkoholfreien Wein und Campari gibt es in der Gaststätte. "Die Leute können einfach ein bisschen durchprobieren und verschiedene Sorten Bier trinken, ohne Angst zu haben, nicht mehr heimfahren zu können", sagt die Wirtin. Während Gößl an der Bar steht und die Gäste bedient, bereitet Vladimir Kloz in der Küche bayerische Spezialitäten zu. Er will trocken bleiben und ist überzeugt vom neuen alkoholfreien Betrieb. "Hier riecht keiner nach Alkohol. Hier ist kein Risiko", so der 46-jährige Tscheche.

Das Gastro-Ehepaar hatte auch in den vergangenen Jahren schon Ideen, die es in bayerischen Gaststätten früher so nicht gab. Auf ihrer Karte finden die Gäste vegane Gerichte, sowie gluten- und laktosefreie Lebensmittel. Im Gasthaus sind fast alle Tische besetzt. Ein Gast meint, nach dem Wandern sei ein alkoholfreies Getränk sowieso die bessere Wahl.

Alkoholkonsum führt zu zahlreichen Krankheiten

In Deutschland werden pro Kopf jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Allein in Bayern wurden laut einer Auswertung der Barmer Krankenkasse im Jahr 2022 rund 217.000 Menschen ambulant oder stationär mit einer Alkoholsucht behandelt. Alkoholkonsum ist an der Entstehung von mehr als 200 Krankheiten beteiligt, so das Bundesgesundheitsministerium. Vor allem Krebs, wie zum Beispiel Darm, Leber- und Mundhöhlenkrebs werde durch Alkohol ausgelöst. Im Jahr 2016 starben in Deutschland 19.000 Frauen und 43.000 Männer an einer ausschließlich auf Alkohol zurückzuführenden Todesursache.

Die Hersteller von Bier und Wein bieten eine immer größere Auswahl alkoholfreier Produkte an. Kein anderes Segment in der Brauwirtschaft hat in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke, teilte der Deutsche Brauer-Bund im vergangenen Jahr mit.

Im Audio: Wie funktioniert "alkoholfrei" in bayerischen Wirtshäusern?

Eine Frau schenkt Bier aus einer Flasche hinter der Bar in ein Pilsglas ein. Im Vordergrund stehen Getränkeflaschen mit der Aufschrift "Alkoholfrei".
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Nüchtern im Wirtshaus: Ein fränkischer Gasthof ohne Alkohol

Dieser Artikel ist erstmals am 2. Februar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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