Grundschülerinnen und -schüler auf einem Pausenhof (Symbolbild)
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Ganztagsbetreuung für Grundschüler: "Stiefmütterlich behandelt"?

Ganztagsbetreuung für Grundschüler: "Stiefmütterlich behandelt"?

Grundschulkinder haben ab 2026 bundesweit einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Für Bayern fordert die Landtags-FDP deshalb einen deutlich schnelleren Ausbau der Angebote – und kritisiert die Situation im Freistaat.

Ob Ganztagsklasse, Hort oder Mittagsbetreuung in der Schule – für viele Grundschüler endet der Schultag nicht schon um zwölf oder eins am Mittag. In Bayern werde die Ganztagsbetreuung aber stiefmütterlich behandelt, kritisiert Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der Landtags-FDP. Der Freistaat sei "bundesweit Schlusslicht", was den Ausbau von Ganztagsangeboten in Grundschulen betreffe, sagt er. Zwischen den bayerischen Regionen gebe es darüber hinaus eine deutliche Schwankung.

Neben Ganztagsangeboten und Mittagsbetreuung an den Schulen selbst spielen vor allem die Horte eine zentrale Rolle. Insgesamt nutzten laut Kultusministerium im vergangenen Schuljahr rund 55 Prozent der Erst- bis Viertklässler in Bayern eine Form der Ganztagsbetreuung. Die Nachfrage ist größer: Längst nicht alle Eltern erhalten für ihr Grundschulkind den gewünschten Betreuungsplatz für die zweite Hälfte des Tages.

Ganztag: Fischbach fordert Ausbau "mit aller Energie"

Spätestens ab 2026 muss sich das ändern - dann gibt es bundesweit einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschüler. Die Ziele: mehr Bildungsgerechtigkeit sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. FDP-Politiker Fischbach fordert von der Staatsregierung, den Ausbau im Freistaat schon jetzt "mit aller Energie voranzutreiben", bevor die durch den Rechtsanspruch entstehende bundesweite Nachfrage das Personalangebot weiter verknappe. Überhaupt, das Personal: Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Ausbildungsplätze, erleichterter Quereinstieg, gezielte Anwerbung ausländischer Fachkräfte - das und mehr wollen die Liberalen.

Auf den Personalmangel verweisen auch andere. Bayerns Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU) äußerte schon vor einigen Monaten scharfe Kritik am Bund: "Man verspricht etwas, das man nicht einhalten kann." Seinen Angaben zufolge fehlen allein für die Startphase des Rechtsanspruchs bundesweit 60.000 Personalstellen. Auch das bayerische Sozialministerium nannte zuletzt die Bewältigung des Fachkräftemangels als Hauptaufgabe, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bis 2026 zu erfüllen.

Bayerns Sozialministerin Trautner optimistisch

Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) zeigte sich dennoch zuletzt optimistisch, dass der Ausbau bis 2026 gelingt. Die Staatsregierung sei in Vorleistung gegangen und habe ein Programm für 10.000 zusätzliche Betreuungsplätze für Grundschulkinder aufgelegt. Der Druck von vielen Eltern und der Opposition ist groß: SPD und Grüne im Landtag drängen ebenfalls seit langem auf einen massiven Ausbau der entsprechenden Betreuungsplätze.

Die FDP sieht neben fehlendem Personal auch hausgemachte bayerische Probleme. Die bestehenden Förderprogramme seien größtenteils zu bürokratisch, die Zuständigkeiten zwischen Kultus- und Sozialministerium nicht klar geregelt – und Geld vom Bund werde zu langsam abgerufen. Dabei helfe eine Ganztagsbetreuung besonders Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern, sagt Fischbach. Konkret fordert er unter anderem neue Förderinstrumente, die Zuständigkeit in einer Hand - und einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Bayern schon 2025 auch für Fünft- und Sechstklässler.

Grundschüler: Rechtsanspruch schrittweise ab 2026

Wobei: "Nur" Ganztagsbetreuung ist der Landtags-FDP zu wenig – sie fordert Ganztagsbildung. Die Schule solle zum Sozial- und Lebensraum mit mehr individueller Förderung werden, sagt Fischbach.

Auch die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, verlangte zuletzt: Die Qualität müsse im Mittelpunkt stehen. Noch ist dafür Zeit: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gilt ab 2026 zunächst für Erstklässler - und soll bis 2029 jährlich um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden.

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