Planungsgespräch im Rathaus von Garmisch-Partenkirchen: Bürgermeisterin Elisabeth Koch und ihr Koordinator Maximilian Mayer zeichnen Wege nach auf einem riesigen Stadtplan. Seit dem Zugunglück vorletzte Woche hängt vieles an der Frage, ob die Bahnstrecke bis zum Gipfel repariert werden kann.
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Der Gipfel beansprucht fast alle öffentlichen Flächen im Kreisort. Mit Parkplätzen wird es eng, sagt Maxilimian Mayer. Bei ihm kommen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis zusammen. Beim letzten Anruf, den er bekam, ging es um eine Hochzeit, die ziemlich knapp vor dem Gipfel stattfinden sollte: "Die Hochzeit ist aufgrund der Coronapandemie, glaube ich, dreimal verschoben worden", sagt Mayer. Beim ihm komme nicht der Zorn gegen die Politiker an, sondern einfach die Probleme der Menschen vor Ort. Die beobachten seit Wochen mit Stirnrunzeln das riesige Polizeiaufgebot, das auf den Straßen im ganzen Landkreis Streife fährt.
Großaufgebot an Polizei und Diensthabenden
18.000 Polizistinnen und Polizisten werden den Gipfel zwischen dem Flughafen München und Schloss Elmau bewachen. 3.000 Journalisten und Journalisten aus aller Welt und die teilnehmenden Delegationen aus den G7-Staaten und den Gastländern Indien, Indonesien, Südafrika und Senegal werden den Ort am letzten Juni-Wochenende regelrecht fluten, so die Befürchtung. Die Begeisterung der Bevölkerung dafür hält sich in Grenzen.
Elisabeth Koch (CSU), Bürgermeisterin Garmisch-Partenkirchen, zitiert die Bedenken: "Ganz klar: 'Was soll denn der Schmarrn schon wieder?'", berichtet sie, und zählt weitere Kritikpunkte auf: "'Warum schon wieder? Das kostet so viel Geld!' Ja, stimmt, ist so. Aber ich bin eine Pragmatikerin. Es ist jetzt so: Das wird angenommen und das Bestmögliche herausgeholt.
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Ort vermietet Gebäude, fürchtet Demonstrationen
Dieses Bestmögliche bestehe darin, dass der Markt die "Filetstücke" seiner Gebäude vermietet habe. Kongresshaus, Eisstadion und Olympia-Skistadion an die Polizei, den Parkplatz der Hausbergbahn für das Pressezentrum an das Bundespresseamt. Die große Unbekannte ist die Anzahl und Zusammensetzung der Demonstranten, die gegen die G7-Staaten auf der einen Seite oder für mehr Klimaschutz auf der anderen Seite protestieren werden. "Aber wer kommt dieses Mal? Dazu kommen Gewaltbereite", fürchtet Koch: "Wir leben in Zeiten, wo es Menschen für notwendig erachten, sich mit ihren Handflächen auf die Straße zu kleben."
Für diese Klientel hat die Polizei vorgesorgt. 50 Arrestzellen sind im Bereich des Skistadions gebaut worden - auf der grünen Wiese, wo im Winter die Skispringer auf Weitenjagd gehen. Jürgen Dodell, Kriminalbeamter aus dem Vorbereitungsteam der Polizei, fängt einige Bedenken auf: "Also gerade diese Klimaaktivisten, die sich ankleben, die verhalten sich alle sehr friedlich. Und darum kommen wir da meistens nicht." Derartige Widerstandshandlungen würden zwar auf dem Gelände bearbeitet, aber auch möglichst schnell wieder entlassen.
Immenser Aufwand für hoffentlich gute G7-Gipfel-Ergebnisse
Nicht so schnell auf die andere Seite der Gitterstäbe kommen jene Demonstranten, die vor Ort von einem Schnellgericht abgeurteilt werden. Die bayerische Justiz hat alle Abteilungen mit Staatsanwaltschaft, Richtern und dem Arrestbereich in 260 Containern vor Ort zusammengefasst. "Unser Ziel ist es, die Leute nicht lang hier zu haben", sagt Kripo-Beamter Dodell, "sondern eigentlich, dass das eine kurzzeitige Verwahrung darstellt."
Wer sich strafbar macht, wird dann von dort gleich in ein anderes Untersuchungsgefängnis verlegt. 2015 waren es nur wenige Demonstranten, die in den zweifelhaften Genuss dieser Einrichtung kamen. Auch im Rathaus hofft man, dass der Gipfel durch andere Schlagzeilen in Erinnerung bleibt:
"Wir sind im Fokus der ganzen Welt. Und das zu einer Zeit, wo es in meinen Augen ganz dringend notwendig ist, dass Menschen miteinander reden. Dass zum Beispiel die Vertreter der G7-Staaten nebeneinander stehen und auch nach außen Einigkeit präsentieren." Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU)
Nebeneinander stehen und Einigkeit präsentieren: Das wünschen sich viele Menschen im Landkreis, nämlich dass die Ergebnisse des Gipfels den immensen Aufwand rechtfertigen.
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