Seit einem Jahr trainieren in der Inklusions-Fußballmannschaft von FC Bayern Alzenau regelmäßig 14 bis 18 Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Einer ist Yannik Schwab. Der 19-Jährige ist seit dem vergangenen Herbst in der Mannschaft aktiv. Am liebsten spiele er auf dem Flügel, sagt er. "Ich freue mich, dass ich hier spielen darf und das Wappen von Bayern Alzenau auf der Brust habe. Ich schieße gerne Tore. Das fühlt sich gut an", sagt er.
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Technikübungen, Taktik, Spielformationen
Das Training auf dem Platz in Alzenau-Michelbach beginnt für Yannik und seine Mitspieler wie üblich mit Aufwärmläufen und Stretching, danach machen die Spielerinnen und Spieler, angeleitet von Trainer Sven Heinl, in Zweiergruppen Technik- und Dribbelübungen. "Wir machen Training mit allen Übungen und Spielformationen, mit Taktiken – ganz normal", sagt Heinl. Allerdings muss er im Sommer gerade bei hohen Temperaturen die Intensität anpassen.
Angepasste Intensität
Nicht immer sieht man den Spielern ihre Einschränkung an, etwa weil sie einen Herzschrittmacher haben. Lena Gerlach ist seit einer Krebserkrankung weniger leistungsfähig, kommt aber wann immer es geht gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester zum Training. In der Mannschaft herrsche nicht so ein Druck wie in einer normalen Mannschaft. "Es geht vor allem um den Spaß", sagt sie. Das ist auch Trainer Heinl wichtig. "Natürlich wollen wir jeden fördern, aber eben so wie es geht."
Zu wenige Vereine aktiv
Was Sven Heinl nicht verstehen kann: Warum das Thema Inklusion im Breitensport so wenig Beachtung findet in den meisten Vereinen. Zwar gibt es in Bayern noch weitere Mannschaften, etwa in Nürnberg, Ingolstadt und München. Vielerorts gebe es aber immer noch Berührungsängste. Und die seien unbegründet und müssten in einem ersten Schritt abgebaut werden, findet er. Idealerweise sollten Vereine sich zum Anfang Unterstützung aus dem sonderpädagogischen Bereich suchen, vielleicht auch über einen sonderpädagogischen Arbeitgeber, aber weiter gäbe es da nichts zu beachten.
Herzliches Miteinander
Im Verein ist die Inklusionsmannschaft gut integriert und wird offiziell als dritte Mannschaft geführt. Dass hier weniger Leistungsdruck herrscht und das Miteinander meist sehr herzlich ist, hat auch Menschen ohne Beeinträchtigung motiviert, in der Mannschaft regelmäßig mitzukicken. Das Miteinander und der Zusammenhalt sind vorbildlich, findet Heinl. Das bestätigt auch seine Frau Marlene, die in vielen Funktionen die Mannschaft begleitet. "Es ist einfach ein Team. Sie spielen zusammen, sind auch in der Freizeit zusammen aktiv, tauschen sich aus. Das ist einfach ein Miteinander, egal ob der Mensch eine Beeinträchtigung hat oder nicht."
Turniere und Host Town bei den Special Olympics
Seit der Gründung haben die 14 Menschen mit und 5 ohne Beeinträchtigung schon an mehreren Wettkämpfen teilgenommen, wie der 1. Bayerischen Inklusionsmeisterschaft in Altensittenbach bei Nürnberg im vergangenen Oktober. Außerdem war Alzenau Host Town für die Special Olympics und unterstützte Sportlerinnen und Sportler aus Paraguay im Vorfeld des Wettkampfs bei ihren Trainingseinheiten.
Die Avengers von Alzenau
Yannik hat im Trainingsspiel mehrere Tore geschossen und ist dementsprechend stolz. Das Miteinander in seiner Fußball-Mannschaft, das ist für den 19-Jährigen ein bisschen so wie bei den Avengers-Superhelden aus den Comic-Verfilmungen: "Inklusion finde ich total cool. Das ist wie Marvel, jeder hat seine Fähigkeiten und man muss jedem seinen Ball anders zuspielen – einfach top!"
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