An den Öffnungstagen von Donnerstag bis Samstag geben sich die Kunden im kleinen Geschäft im Traunsteiner Stadtteil Wolkersdorf die Klinke in die Hand. Der regional geröstete Kaffee, die zahlreichen Tipps zur richtigen Zubereitung und vor allem das familiäre Flair haben sich herumgesprochen. Die "Kleine Chiemgauer Kaffeerösterei" war vor 15 Jahren die erste Kaffeerösterei im Landkreis Traunstein. Inzwischen ist sie kein Geheimtipp mehr.
Liebe zum Kaffee quasi in die Wiege gelegt
Der gelernte Maschinenbauer und Datenverarbeitungskaufmann Werner Guntermann hatte den Kaffee schon als Kind in der Nase. Sein Großvater und auch sein Vater besaßen Cafés in Oberhausen und Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen. In der Kaffeeküche machte er seine Schulaufgaben. Kein Wunder also, dass Werner Guntermann schon früh zum leidenschaftlichen Kaffeetrinker wurde.
In den 1990er Jahren verschlug es Werner Guntermann und seine Frau Doris nach Traunstein. Gemahlenen Kaffee im Päckchen wollten beide nicht trinken, waren sie doch eine andere Qualität gewöhnt. So rösteten sie die ersten grünen Bohnen kurzerhand selber in einem Topf auf dem Küchenherd. Der gute Kaffee bei den Guntermanns machte bei den Freunden die Runde. Sie ermunterten das Ehepaar, eine eigene kleine Kaffee-Rösterei zu eröffnen. Bevor es aber soweit war, wurde viel ausprobiert und noch mehr über das Lieblingsgetränk der Deutschen, den Kaffee, dazugelernt. Zum Beispiel im ersten österreichischen Kaffeeinstitut in Wien, wo Interessierte auch heute noch viel über den Kaffee und das Rösthandwerk lernen können. Denn der Ausbildungsberuf des Industrierösters wurde Anfang der 1960er Jahre abgeschafft.
Schwierige Suche nach Nachfolger
Fast 15 Jahre hat das Ehepaar nun die Kaffeerösterei erfolgreich geführt und die Kunden beraten. In diesem Jahr wollten die Guntermanns sich zur Ruhe setzen. Doch die Suche nach einen Nachfolger gestaltete sich schwierig und dauerte lang: eineinhalb Jahre. Inserate in Fachblättern brachten nicht den erwünschten Erfolg, genauso wenig wie die Suche im Freundes- und Bekanntenkreis.
Doch wie so oft: Das Glück lag nicht weit, sondern auf der anderen Straßenseite. Den Nachbarn Andreas und Carolin Humhauser war der Kaffee ausgegangen und die "Kleine Chiemgauer Kaffeerösterei" hatte wegen Krankheit geschlossen. Als das Geschäft wieder geöffnet hatte, beklagten sie sich darüber bei den Guntermanns. Die meinten nur trocken: "Dann macht es halt selber". So kam, wie es kommen musste.
Das Glück liegt manchmal nur über der Straße
Andreas Humhauser, Datenmanager bei einer großen Firma in Traunreut, war von der Idee sofort begeistert, seine Frau Carolin, eine Kinderpflegerin, erbat sich drei Wochen Bedenkzeit. Aber seit einigen Monaten steht fest: Die Kaffeerösterei hat ab 1. September junge Nachfolger. Die bisherigen Besitzer geben ihnen gerne ihr umfangreiches Wissen weiter und helfen bei Krankheit oder Urlaub auch weiterhin aus. Für die Unterstützung sind die neuen Kaffeeröster in Wolkersdorf dankbar und es freut vor allem die langjährigen Stammkunden. Denn die müssen auch künftig nicht ihre Bohnen für den Frühstückskaffee mühsam selber rösten, sondern können ihn weiter regional einkaufen.
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