In der fünften Generation baut die während des Zweiten Weltkriegs aus München nach Reisbach im Landkreis Dingolfing-Landau ausgesiedelte Familie Hauser klassische Gitarren von Weltrang, gespielt von Weltstars. Und auch die nächste Generation steht schon bereit.
Kritiker schwärmen
Der weltberühmte spanische Meistergitarrist Andrés Segovia und die bayerische Gitarrenbauerfamilie Hauser haben die klassische Konzertgitarre auf eine neue Ebene gehoben. Da sind sich Musikexperten heute einig. Gemeinsam haben der spanische Gitarrist und Hermann Hauser I in den 1930er Jahren das sogenannte Segovia Modell entwickelt. Eine der berühmtesten Gitarren der Welt, zu sehen im Metropolitan Museum of Modern Arts in der 5th Avenue in New York. Mit der eine neue Epoche im Gitarrenbau begann.
Wertvolle Hölzer für besonderen Klang
Bis heute werden die wertvollen Hauser-Gitarren in Reisbach nach diesem Vorbild gebaut, in feinster Handarbeit. In jeder Hauser-Gitarre vereinigen sich bis heute verschiedene Kontinente. Neben der hohen Handwerkstechnik ist das der Grund für den besonderen Klang dieser Instrumente. Verantwortlich dafür sind wertvolle Tonhölzer. Der Boden der Hauser-Gitarren ist aus Rio-Palisander. Holz aus dem brasilianischen Urwald, das heute durch das Cites-Artenschutzabkommen international geschützt ist und nicht mehr gehandelt werden darf. Hauser kann auf alte, legale Lagerbestände zurückgreifen. Die Decke mit dem Schallloch dagegen ist bei den Hauser-Gitarren urbayerisch. Die Fichte kommt aus dem Arbergebiet im Bayerischen Wald. "Aber man muss diese Hölzer, die aus verschiedenen Regionen dieser Erde kommen, auch aneinander gewöhnen, das braucht Zeit", erklärt der Instrumentenbauer. "Das am Äquator im brasilianischen Regenwald gewachsene Holz zieht in eine andere Richtung als die Fichte aus dem Bayerischen Wald." Und deshalb müsse man den Hölzern nach dem Verleimen Zeit geben, sich einander anzupassen. So lässt Hauser die Instrumente zwischendurch schon mal bis zu einem Jahr liegen, damit sich die Spannungen ausgleichen können. Er arbeitet immer parallel an verschiedenen Gitarren. Diese müssen sozusagen erst reifen, bevor sie weitergebaut werden können.
Wartezeiten bis zu sieben Jahre
Und die Kunden für solch hochwertige handgefertigte Instrumente brauchen neben dem notwendigen Geld vor allem Geduld. "Also Sie müssen heute mindestens - ich trau es mich fast nicht sagen - mit Wartezeit zwischen fünf und sieben Jahren rechnen. Je nachdem, welches Modell und welche Varianten gewünscht sind. Das ist nicht so einfach. Man kann sich solche Gitarren nicht ohne Ende aus den Ärmeln schütteln."
Nächste Generation steht bereit
Nicht nur Andrés Segovia, auch viele andere international erfolgreiche Konzertgitarristen wie Julian Bream oder Pepe Romero spielten und spielen Hauser-Gitarren. In der fünften Generation baut die Familie Hauser klassische Gitarren von Weltrang. Und auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: Erstmals mit einer Frau als Gitarrenbauerin in der Werkstatt in Reisbach.
Inzwischen hat Kathrin Hauser, Tochter von Herrmann III, als erste Frau in der Familie wie ihre Vorfahren die Staatliche Musikinstrumentenbauschule in Mittenwald absolviert und daheim in der Werkstatt in Reisbach die ersten Gitarren für Künstler gebaut. "Das war von klein an mein Wunsch, weil ich immer gesehen habe, wie die großen Künstler bei meinem Papa ein- und ausgegangen sind. Und wie der Papa dann aus Holz für die Künstler diese tollen Instrumente gebaut hat. Und das war es dann auch, was ich machen wollte."
Hauser-Gitarre im Museum - ein bisschen schade
Bis heute thront über allem die Hauser-Gitarre aus dem Jahr 1937. Ausgestellt im Museum of Modern Art in New York. Eigentlich müssten die Hausers ja stolz darauf sein. Auf ihr beruht bis heute jede Gitarre aus der Werksstatt Hauser, aber immer weiterentwickelt und genau abgestimmt auf den Künstler, der sie bestellt. Dass das 1937er Segovia-Modell heute im Museum of Modern Arts in New York ausgestellt ist, erfüllt Hermann Hauser III natürlich mit Stolz, er hat aber auch sein Problem damit: "Es gibt in vielen Museen heute Hauser-Instrumente zum Anschauen. Es ist nur ein bisschen schade, wenn die dann nicht mehr gespielt werden." Zu gerne würde er die unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in New York ausgestellte Segovia-Gitarre aus dem Jahr 1937 noch einmal hören. Denn Instrumente sind für ihn in erster Linie dafür da, gespielt zu werden.
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