Drei Monate verhandelte das Landgericht Passau den "Mordfall Freyung". Heute fällt das Urteil. Um 14 Uhr werden die Richter der Großen Strafkammer verkünden, wie lange Dominik R. ins Gefängnis muss. Der 23-Jährige wird beschuldigt, im Oktober vergangenen Jahres seine Ex-Freundin in deren Wohnung in Freyung (Lkr. Freyung-Grafenau) brutal erstochen zu haben.
Die Forderungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung
Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes. Der Angeklagte habe "von Eifersucht getrieben" seine Ex-Partnerin getötet - heimtückisch und aus niederen Beweggründen, weil sie die On-Off-Beziehung endgültig beenden und sich auf eine andere Beziehung einlassen wollte. Auch die Nebenklagevertreter sprachen sich für eine lebenslange Haft aus.
Die Verteidiger dagegen bewerten die Bluttat als Totschlag und halten eine zwölfjährige Freiheitsstrafe für angemessen. Verteidiger Holm Putzke in seinem Plädoyer: "Es muss eine Spontantat gewesen sein, ein affektunterlegtes Geschehen."
Fall sorgte für Aufsehen
Der Mordfall hatte vor einem Jahr bundesweit Schlagzeilen gemacht. Dominik R. soll die Leiche der getöteten Ex-Freundin in einem Müllsack verpackt in der Wohnung versteckt haben. Der Leichnam wurde erst gut zwei Wochen danach von der Mutter der Getöteten gefunden. Der Angeklagte setzte sich mit dem gemeinsamen 18 Monate alten Sohn Luca mit einem Auto in Richtung Spanien ab. Über soziale Medien hatte er bei Bekannten und Verwandten den Eindruck erwecken wollen, Lisa H. wäre noch am Leben. Ein Spezialkommando der spanischen Polizei nahm ihn in Loret de Mar fest. Dominik R. hatte sich inzwischen auch eine bizarre Tätowierung stechen lassen: "Gracias por todo" ("Danke für alles"). Darüber standen der Geburts- und der Todestag der Getöteten.
In einem von den Verteidigern vorgelesenen Geständnis gab der 23-Jährige zu, die junge Frau getötet zu haben. Allerdings soll die Bluttat im Laufe eines heftigen Streits passiert sein. Lisa H. habe ihn und seine Mutter beleidigt und ihn sogar mit einem Messer bedroht, hieß es in der Einlassung des Angeklagten. Außerdem ließ Dominik R. erklären, dass er am Tatabend eine Flasche Wodka getrunken habe und erheblich alkoholisiert gewesen sei.