Wolfi Fischer hat den Kampf um "sein Heiligtum" gewonnen. So nennt er das Haus, in dem er wohnt. Gekämpft hat er nicht nur um sein Haus, sondern auch für die Zukunft seiner Mieterinnen und Mieter.
Der gebürtige Münchner erlangte einst als Schauspieler Bekanntheit, unter anderem mit der Rolle des Wachtmeisters in der BR-Serie "Café Meineid". Mittlerweile hat er sich aber vor allem als sozialer Vermieter einen Namen gemacht. 1873 kaufte sein Ururgroßvater ein Anwesen mit Grund im Münchner Stadtteil Neuhausen - inzwischen ist es rund 16 Millionen Euro wert.
Immobilien nicht den Spekulanten überlassen
Fischer könnte sein Haus also für ein Vermögen verkaufen und sich selbst ein Leben in Luxus ermöglichen. Genau das will er aber nicht: "Für mich ist ausschlaggebend, dass dieses Haus nie in den Besitz von irgendeinem Investor oder Millionär kommt, der das dann einreiht in sein Monopoly-Spiel - und meine Leute auf die Straße setzt."
Sechs Wohnungen befinden sich in dem denkmalgeschützten Haus in der Nymphenburger Straße, eine davon bewohnt der 83-Jährige selbst. Zu dem Anwesen gehören auch ein Atelierhäuschen und eine Schreinerwerkstatt im Hinterhof.
Viele Jahre hat Wolfi Fischer sich Gedanken darüber gemacht, was nach ihm aus seinem Haus und den Mietern werden soll. Eins war ihm dabei schon immer wichtig: Ein reines Renditeobjekt – wie viele andere Wohnimmobilien in München - sollte sein Haus nicht werden. Doch wie konnte er das auch für die Zukunft sicherstellen?
Stiftung erhält Mietshäuser als bezahlbaren Wohnraum
Dann stieß er auf die gemeinnützige Stiftung "Daheim im Viertel". Dahinter steckt Christian Stupka, der sich seit mehr als 30 Jahren für bezahlbares Wohnen in München einsetzt und unter anderem die Genossenschaft Wogeno mitgegründet hat.
"Hauseigentümer, die das Interesse haben, dass ihre Mieterschaft und ihre Immobilie eine langfristige gediegene Zukunft haben, können uns diese Immobilien übertragen und wir bewirtschaften sie dann", so Stupka. Der Stiftung werden Immobilien testamentarisch überlassen oder sie erwirbt sie - aber nur dann, wenn die Besitzer deutlich unter dem Marktwert verkaufen. So hat Wolfi Fischer sein Haus für zwei Millionen Euro verkauft. Finanziert werden diese Ankäufe unter anderem über Kredite, bewirtschaftet werden die Häuser dann von einer Genossenschaft.
Wegen der anerkannten Gemeinnützigkeit ist "Daheim im Viertel" von der Erbschafts- und Schenkungssteuer befreit. Im Gegenzug verpflichtet sich die Stiftung dazu, die Immobilien nicht weiterzuverkaufen und den günstigen Wohnraum für die Mieterinnen und Mieter zu erhalten. In München ist das besonders wichtig, denn nirgendwo in Deutschland sind die Mieten so hoch wie hier. Bei Neuvermietungen lag 2023 die Durchschnittsmiete für eine unmöblierte Neubauwohnung bei 23,82 Euro pro Quadratmeter – kalt.
Erleichterung bei den Mietern
Wolfi Fischer ist nicht der einzige Immobilienbesitzer, der seine Mieter auf diesem Weg langfristig vor überteuerten Mieten schützen möchte. Rudolf Haller hat seine beiden Mietshäuser im Gautinger Ortsteil Buchendorf bereits Anfang des Jahres an "Daheim im Viertel" übertragen. Seine Mieter sind erleichtert: "Es ist einfach grundsätzlich wichtig, dass man die Sicherheit hat. Nicht dass man einfach irgendwann auf der Straße steht", sagt Margarete Duris, die in einer der elf Wohnungen lebt.
Wirtshaus geht ebenfalls an Stiftung
Rudolf Haller ging es aber nicht nur um seine Mieter. Er wollte auch, dass der Landgasthof, der zu dem Gebäudekomplex gehört, weiter betrieben wird. Das Wirtshaus befand sich seit 1850 in Familienbesitz und ging nun ebenfalls an die Stiftung. Die schützt also nicht nur Mieterinnen und Mieter, sondern hilft auch gegen das Wirtshaussterben. Christian Stupka zeigt sich zufrieden: "In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, in den Dörfern Wirtschaften aufrechtzuerhalten, freut es uns, dass dieses Lokal hier so gut geführt wird. Und dass wir dazu beitragen können, dass es so bleibt."
Über die Frage, wie Mieten wieder bezahlbar werden, diskutiert auch "jetzt red i" am Mittwoch, 13.11., um 20:15 Uhr im BR Fernsehen.
In der ersten Fassung des Artikels hieß es, dass der Eigentümer, Wolfi Fischer, sein Haus verschenkt. Tatsächlich erhält er zwei Millionen Euro, das liegt allerdings deutlich unter dem Marktwert. Wir haben die Formulierung entsprechend angepasst.
Im Video: Verzweifelte Wohnungssuche in München
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