Insgesamt 30 komplett eingerichtete Hotelzimmer werden auf der Baustelle des Hotels Krone in Oettingen in nur vier Tagen verbaut.
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Insgesamt 30 komplett eingerichtete Hotelzimmer werden auf der Baustelle des Hotels Krone in Oettingen in nur vier Tagen verbaut.

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Hotel-Bau in vier Tagen: Großprojekt Hotel Krone in Oettingen

Hotel-Bau in vier Tagen: Großprojekt Hotel Krone in Oettingen

30 Hotelzimmer in vier Tagen: In Oettingen hebt ein Baukran fertig eingerichtete Hotelzimmer in die Baustelle. Das Ungewöhnliche: Die Stadt Oettingen selbst ist Bauherr. Das Hotel Krone ist die teuerste Investition in der Geschichte der Stadt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Grüne, bodentiefe Vorhänge, ein großes Fenster, Blick vom Bett ins Grüne auf einige Bäume am Rand der Oettinger Altstadt – einzig das Gerüst und der Baustellenlärm stören die Idylle noch. Ansonsten ist das Hotelzimmer fertig und könnte bewohnt werden. Diese Baustelle hat Seltenheitswert: Denn die 30 Hotelzimmer sind komplett vorgefertigt und werden als Module verbaut. In nur knapp vier Tagen ist so in Oettingen der größte Teil des Neubaus des Hotels Krone sprichwörtlich aus dem Boden gestampft worden.

Selbst die Klobürste ist schon im Zimmer

Martin Götz, Projektmanager der Stadt Oettingen, erlaubt einen kurzen Blick in eines der Module, das wirklich wie ein bezugsfertiges Hotelzimmer aussieht. "Das ist das Prinzip dieser Modulbauweise: Sie sehen die Steckdosen, die Vorhänge, das Bett, die Matratze und die Heizkörper, die schon hier im Zimmer sind." Auch das Bad ist schon drin – selbst die Klobürste. Die beauftragte Zimmerei hat die Hotelzimmer in der Werkshalle gefertigt und per Schwertransport zur Baustelle gebracht.

Was für die Eröffnung noch fehlt

Ein Autokran hievt dann jedes Zimmer an seine richtige Position, wo es nur noch befestigt werden muss. Nur die Rauchmelder müssen am Schluss noch montiert werden. "Der Elektriker muss also noch einmal rein, ansonsten kommt in diesen Raum bis zur Eröffnung niemand mehr", sagt Projektmanager Martin Götz.

Die Sanierung des Hotels kostet mehr als 22 Millionen Euro

Der Neubau ist Teil des Gesamtprojekts Hotel Krone in Oettingen. Vor fünf Jahren musste das 600 Jahre alte Gebäude wegen statischer Probleme gesperrt werden. Massive Eingriffe in die Bausubstanz in den letzten Jahrhunderten hatten dazu geführt, dass sich das Fachwerkgebäude 70 Zentimeter Richtung Westen geneigt hatte. Die Stadt kaufte das denkmalgeschützte Haus und saniert es jetzt, für 22,4 Millionen Euro – das teuerste Projekt in der Geschichte der Gemeinde. "Und ich gehe auch davon aus, dass es das größte Projekt in der Zukunft jemals sein wird. Das ist für so eine kleine Kommune wie Oettingen eine Herausforderung insgesamt", sagt Bürgermeister Thomas Heydecker (SPD).

Mehr Gäste in der Stadt und ein Festsaal für die Oettinger

Immerhin: 15 der mehr als 22 Millionen Euro sind staatliche Fördergelder. Trotzdem: Ein Hotel zu bauen, ist nicht unbedingt die Aufgabe einer Gemeinde. Bürgermeister Thomas Heydecker erklärt es so: "Wir erhalten dadurch wieder Übernachtungsmöglichkeiten, was natürlich die touristische Attraktivität unseres Standortes stärkt und – auch ganz wichtig für die lokale Bevölkerung – wir haben endlich wieder einen Veranstaltungssaal, einerseits für städtische Veranstaltungen, aber auch für private Feiern und das ist tatsächlich nach wie vor in dem Gebiet hier Mangelware."

Detailgenaue Reparatur des 600 Jahre alten Fachwerks

Die "Krone" prägt das Stadtbild von Oettingen. Sie steht direkt neben dem Rathaus. Auf der Baustelle des Altbaus ist detailgenaue Handarbeit statt großer Modulbauweise gefragt. Über Monate hinweg setzen Zimmerleute das Fachwerk wieder instand. Zu sehen ist das an den Übergängen zwischen historischen, dunklen Holzbalken und den neuen, noch hellen eingepassten Stücken.

Große Fenster im Barock wichtiger als gute Statik

Über die Jahrhunderte hatten die Besitzer das Gebäude jeweils so umgebaut, wie es für sie passend war – mit teils gravierenden Folgen. Beispiel während des Barock: Als damals große Fenster in Mode kamen, wurden tragende Holzbalken des Fachwerks einfach durchgesägt, um Platz zu schaffen. Die Statik des Gebäudes aber nur mit einer mittelmäßigen Hilfskonstruktion gestützt. Diese Bausünden werden nun repariert und die "Krone" wieder in seinen Zustand von vor 600 Jahren versetzt.

Stadtmauer im Hotel-Neubau integriert

Auch der Hotel-Neubau ist kein kompletter Neubau. Im Erdgeschoss bilden Reste der 800 Jahre alten Stadtmauer von Oettingen eine Außenwand. "Viele Leute sagen: Wie kann man denn so viel Geld in so ein altes Gemäuer stecken", so Projektmanager Götz, "aber wenn Sie es einmal abreißen, dann ist es unwiderruflich weg. Und das andere ist, es macht einen unglaublichen Charme aus, wenn Sie eine 800 Jahre alte Mauer in einen vollkommen modernen Holzmodulbau integrieren. Das macht ja Architektur interessant", fügt er hinzu. Läuft alles nach Plan, soll der gesamte Gebäudekomplex Ende 2024 fertig sein.

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