Der 13-jährige Adrian ist heute der Staatsanwalt im Amtsgericht in Neumarkt. Sein Klassenkamerad Tizian darf auf dem Richterstuhl Platz nehmen. Bei der Aktionswoche #keinhandytäter dürfen sie unter anderem einen Prozess nachspielen, in dem es um den Vorwurf des Verbreitens sogenannter Kinderpornografie geht. Insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen der Mittelschule West, der Knabenrealschule und des Willibald-Gluck-Gymnasiums machen bei der Aktion mit.
Fiktive Anklage wegen strafbarem Content
Der Fall, den die Jugendlichen vor Gericht durchspielen sollen, ist zwar fiktiv, aber dennoch nah an der Realität. In dem Spielprozess ist der 16-jährige Max M. angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, mit seiner 13-jährigen Freundin geschlafen, dies gefilmt und anschließend das Video verschickt zu haben. Darum ist er in dem fiktiven Prozess unter anderem wegen der Verbreitung von Kinderpornographie angeklagt.
Staatsanwalt: "Oft fehlt Unrechtsbewusstsein"
Die Zahl solcher Fälle sei gestiegen, sagt Sebastian Pelkofer von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Vor allem auch, weil die technischen Möglichkeiten mehr geworden seien. Schnell sei im Chat dann eine Äußerung oder ein Bild verschickt, welche strafbar ist.
Besonders auffällig, laut dem Juristen: Oft fehle es den Jugendlichen an Unrechtsbewusstsein. "Wenn das dann so virale Sticker sind, die kinderpornografisch sind, dann empfinden die Jugendlichen das als lustig oder schockierend, aber machen sich gar keine Gedanken, dass das strafbar sein könnte." Der Spielprozess soll den Jugendlichen darum die Tragweite mancher Inhalte bewusst machen.
Aktion soll Medienkompetenz stärken
Ziel der Präventionskampagne unter dem Motto #keinhandytäter ist es, über die Gefahren der Handynutzung aufzuklären und die Medienkompetenz der Jugendlichen zu stärken. Die Polizei Neumarkt hat die Aktionswoche organisiert und sich dafür Unterstützung mehrerer Behörden und Institutionen geholt. Unter anderem hat die Opferhilfe Weißer Ring über Cyber-Mobbing und dessen Folgen aufgeklärt.
Influencer Marvin Sperber unterstützt Präventionswoche
Der Influencer Marvin Sperber hat die Aktion der Neumarkter Polizei unterstützt. Haben die Schüler alle drei Stationen geschafft, bekamen sie ein Video des Content Creators. Dem 24-jährigen aus dem baden-württembergischen Esslingen folgen auf seinen Social-Media-Kanälen insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen. Als ausgebildeter Anti-Mobbing Coach hält er regelmäßig Vorträge an Schulen zu den Themen Mobbing und Rassismus.
Die Polizei Neumarkt zieht nach der Aktionswoche ein positives Fazit. Erstmals habe man eine Präventionskampagne in dieser Größenordnung aufgestellt und könne sich vorstellen, diese regelmäßig zu wiederholen.
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