Luis aus Unterwössen geht jeden Tag um 5.30 Uhr eine halbe Stunde zu Fuß zu seiner Arbeitsstelle, egal ob es stürmt oder schneit. So hatte sich der 18-Jährige seine Ausbildung nicht vorgestellt. Denn vor einigen Monaten hatte er mit dem Führerschein begonnen und die theoretische Prüfung auch bestanden.
Um den Führerschein endgültig in den Händen zu halten, fehlen ihm nur noch wenige Fahrstunden. Doch die sind durch die Corona-Regeln der Staatsregierung vorläufig auf Eis gelegt.
Ein negativer Test reicht nicht mehr
Seit Wochen gilt im Freistaat auch für Fahrschulen 2G: Wer Theorie- oder Fahrstunden absolvieren will, muss geimpft oder genesen sein. Luis hat Bedenken vor den Folgen der Corona-Impfung, ist ungeimpft und will es auch bleiben. Zu einem Corona-Schnelltest vor jeder Fahrstunde wäre er gerne bereit, doch was bis Ende November noch möglich war, geht nicht mehr.
- Zum Artikel: "Kontroverse Diskussionen um Corona-Impfpflicht für alle"
2G trifft Fahrschüler und Fahrschulen
Der Traunsteiner Fahrschulbesitzer Timo Lochner hatte sich Schnelltests und Masken besorgt und seine Mitarbeiter schulen lassen, um die Fahrschüler zu testen. Von den rund 150 Schülern der Fahrschule ist ein Drittel nicht gegen Corona geimpft.
Der geimpfte Fahrschulleiter will keinen verurteilen, jedem seine persönliche Entscheidung pro oder kontra Impfung lassen. Dennoch wäre ein Schnelltest vor jeder Fahrstunde auch für ihn und seine Mitarbeiter eine sichere Möglichkeit, eine Fahrstunde mit Maske durchzuführen, sagt er.
Wie ihm geht es auch anderen Fahrschul-Kollegen im Landkreis Traunstein. Auch sie haben ungeimpfte Fahrschüler, die ihre Fahrausbildung bis auf Weiteres aussetzen müssen.
Klare Haltung im Bayerischen Gesundheitsministerium
Warum 2G gilt und für Ungeimpfte nicht vor jeder Fahrstunde ein Test ausreicht, können einige Fahrlehrer und Fahrschüler nicht verstehen. Auf Nachfrage teilt das Bayerische Gesundheitsministerium dem BR schriftlich mit, dass es in Schulungsräumen und Autos ein nicht unerhebliches Ansteckungsrisiko gebe. Den besten Schutz davor biete eine Impfung.
Eine Ministeriumssprecherin erläutert: "Diese Möglichkeit (Anm. der Impfung) besteht seit 16. August 2021 auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Vor diesem Hintergrund ist es zumutbar, dass Personen in der Konsequenz ihrer freien Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, die hiermit verbundenen Nachteile hinzunehmen haben."
Druck auf junge Menschen wächst
Gerade am Land wird ein Führerschein zum Teil von Arbeitgebern als Voraussetzung für eine Anstellung gewünscht. Der Traunsteiner Fahrschulbetreiber Timo Lochner glaubt, dass ungeimpfte Fahrschüler darauf hoffen, dass die 2G-Regel im Frühjahr wieder aufgehoben wird.
Lochner selbst glaubt nicht daran. Er mutmaßt, dass der Führerschein ein Druckmittel sei, um die Impfungen bei jungen Menschen voranzutreiben. Er vermutet, dass sich der eine oder andere Fahrschüler absichtlich mit dem Corona-Virus anstecke, um den Genesenen-Status zu erhalten - und dann den Führerschein machen zu können.
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