Der Gasdurchfluss an der Verdichterstation Waidhaus ist seit Freitag auf niedrigem Niveau. Einer der beiden Gasnetzbetreiber dort hat bereits seine Rohre zugedreht und leitet von Waidhaus gar kein Gas mehr an Kunden weiter. Das zeigen Daten der Transparenzplattform des Verbands Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas. Die Gasmenge an dem Übergabepunkt in der nördlichen Oberpfalz war in der vergangenen Woche stetig zurückgegangen, nachdem Russland die Gasflüsse über die Ostseepipeline Nord Stream 1 gedrosselt hatte.
Stetiger Rückgang der Liefermenge
Seit Freitag verharrt die Liefermenge bei etwa einem Drittel des Wertes von vor einer Woche (13.06.). Aktuell sind es nur noch rund 200 Millionen Kilowattstunden täglich, statt wie noch am Montag vor einer Woche über 600 Millionen.
Die Verdichterstation Waidhaus versorgt als Eingangstor für russisches Erdgas Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz und via Belgien die britischen Inseln. Das russische Erdgas benötigt für die rund 6.000 Kilometer nach Waidhaus etwa zehn Tage.
Bundesnetzagentur: "Lage ist angespannt"
Die Bundesnetzagentur spricht in ihrem aktuellen Lagebericht Gasversorgung von Sonntagmittag von einer angespannten Lage und empfiehlt, so viel Gas wie möglich einzusparen. Die Gasversorgung in Deutschland sei im Moment aber stabil.
Fehlendes Gas wird anderweitig beschafft
Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet. Die betroffenen Gasabnehmer können die ausbleibenden Lieferungen laut Bundesnetzagentur zurzeit anderweitig am Markt beschaffen. Es könne auch Gas eingespeichert werden.
Die Gasflüsse aus der Ostseepipeline Nord Stream 1 sind laut Bundesnetzagentur auf etwa 40 Prozent der Maximalleistung gedrosselt worden. Der russische Konzern Gazprom hatte dies mit Verzögerungen bei der Überholung einer Gasturbine von Nord Stream begründet. Siemens Energy kann die Turbine wegen der gegen Russland verhängten Sanktionen derzeit nicht aus Kanada zurückliefern.
- Zum Artikel: Gasspeicher-Füllstand: Wie lange reichen 57 Prozent?
Gespräche über Lieferung der Turbine
"Die kanadische Regierung befindet sich in aktiven Gesprächen mit Deutschland über die fraglichen Turbinen, und wir arbeiten an einer Lösung", sagte ein Sprecher des kanadischen Ministers für Naturressourcen.
Die Großhandelspreise sind in Folge der Lieferreduzierung spürbar gestiegen und haben sich laut Bundesnetzagentur auf höherem Niveau eingependelt. Die Gasspeicher in Deutschland sind derzeit laut Lagebericht etwa zu 57 Prozent gefüllt. Das sei deutlich mehr als in den Jahren 2015, 2017, 2018 und 2021.
Hinweis: In einer früheren Version stand, die Verdichterstation leite kein Gas mehr weiter. Es ist jedoch der Netzbetreiber GRTgaz Deutschland.
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