Holzskulptur von Josef von Nazareth im Erfurter Dom. Josef trägt Jesus auf dem Arm.
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Die Figur des heiligen Joseph erlaubt alternative Blicke auf das herkömmliche Rollenverständnis.

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Josefi: Ein neuer Feiertag für ein unterschätztes Rollenvorbild?

Josefi: Ein neuer Feiertag für ein unterschätztes Rollenvorbild?

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat vorgeschlagen, einen Feiertag zu streichen, um die aktuellen Krisenlasten zu finanzieren. Von katholischer Seite kommt dagegen ein ganz anderer Vorschlag. Wenn es nach diesem ginge, wäre heute frei.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Dem Heiligen Josef zu Ehren sollte der 19. März wieder zu einem Feiertag werden – so wie er es in Bayern bis 1968 war. Das hat der Münchner Publizist Heribert Prantl im katholischen Magazin "Innehalten" vorgeschlagen. Er rückt Josef in ein neues Licht und findet, der Heilige könnte zu mehr Menschlichkeit beitragen.

Von der belächelten Figur ...

Eine "Josefsehe", der sprichwörtlich "keusche Josef" – schon Redewendungen wie diese zeigen: Der Mann an Marias Seite hatte in der patriarchalen Gesellschaft lange einen schweren Stand. Dass er zu seiner Verlobten steht, obwohl die von einem anderen schwanger geworden ist, hat über Jahrhunderte die Theologie herausgefordert.

In der Bibel hat der Mann an Marias Seite nichts zu sagen. Er ist in der Heiligen Schrift so selten erwähnt, dass viele Exegeten - Personen, die die Bibeltexte auslegen - erklärten, er habe schlicht keine Rolle gespielt. Kirchenvater Hieronymus nahm sogar an, Josef sei schon vor der Geburt Jesu verstorben.

Josef sei der Antityp zum patriarchalen Männerbild, schreibt Prantl. "Deswegen belächelte man ihn mitleidig als heiliges Weichei, machte aus ihm einen alten, impotenten Mann". Niemand habe auf die Idee kommen sollen, dass Josef als Ehemann von Maria vielleicht doch der biologische Vater Jesu sein könnte. "Das ist Unfug, nach den biblischen Texten war er ziemlich viril, denn Jesus hat einen Haufen Brüder und Schwestern gehabt", so Prantl weiter.

... zum Rollenvorbild

Die Evangelisten legten Wert darauf, Josef als beherzten Mann zu zeigen, so Prantl. Das zeige sich etwa daran, dass Josef mit Maria und deren neugeborenem Kind nach Ägypten fliehe, um den Todesschwadronen von König Herodes zu entkommen. Laut Bibel hält Josef fest zu Maria und deren Kind, auch wenn es zumindest unklar ist, ob er tatsächlich der Vater ist.

Im Licht der Geschlechtergerechtigkeit erlaubt die Person des Heiligen Josef damit alternative Blicke auf das Rollenverständnis von Männern und Frauen.

Mit mehr Josefs würde die Welt menschlicher

Die Weihnachtsgeschichte sei der Abschied von klassischen Machtstrukturen, so Prantl. Sie lehre den Auf- und Ausbruch aus den überlieferten Verhaltensweisen. Josef sei ein Held, der eigentlich keiner habe sein wollen. "Eine josefinische Kirche wäre eine, die Frauen den Rang gibt, der ihnen gebührt." Es bräuchte eine "Vermehrung der Josefs in dieser Welt, dann würde sie menschlicher", so der langjährige Zeitungsautor.

Katholische Kirche setzte erst spät auf Heiligen Josef

Die katholische Kirche tat sich jahrhundertelang eher schwer mit dem Heiligen Josef. Erst 1889 empfahl mit Leo XIII. ein Papst ausdrücklich, ihn zu verehren. Als im 20. Jahrhundert die sozialdemokratische und sozialistische Arbeiterbewegung erstarkte, kehrte die Kirche als Antwort darauf den Arbeiter im Zimmermann Josef hervor. 1955 führte Papst Pius XII. als kirchliches Gegenstück zum weltweit am 1. Mai begangenen Tag der Arbeit am selben Termin den Gedenktag "Josef der Arbeiter" ein, zusätzlich zum Hochfest des Heiligen Josef am 19. März.

Der Josefstag am 19. März wird in Bayern vielerorts mit dem Starkbieranstich in Verbindung gebracht. Auch heuer veranstalten einzelne Brauereien dazu besondere Aktionen.

Audio: Josefi und Frühlingsbrauchtum mit Dorothea Steinbacher

Dorothea Steinbacher
Bildrechte: BR/Lisa Hinder
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Dorothea Steinbacher

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