18.03.2025, Russland, Moskau: Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt am Jahreskongress der Russischen Union der Industriellen und Unternehmer teil.
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Putin spricht mit Trump und lässt ihn im Wesentlichen auflaufen

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Putin spricht mit Trump und lässt ihn im Wesentlichen auflaufen

Putin spricht mit Trump und lässt ihn im Wesentlichen auflaufen

Der Kremlchef hat Trump auflaufen lassen: Eine 30-tägige Waffenruhe werde es nur geben, wenn der Westen Waffenlieferungen an Kiew einstellt. Luftangriffe auf Energieeinrichtungen werden hingegen beendet. Trumps Fazit: Ein "sehr gutes Gespräch".

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Das einzige Zugeständnis, das Wladimir Putin dem US-amerikanischen Präsidenten während ihres ausgiebigen Telefonats machte, kleidete der Kreml anschließend in zwei Sätze, die deutlich machen sollten, dass es Putin gewesen sei, der Trump mit seinem Entgegenkommen einen Gefallen getan habe. In der Kreml-Erklärung heißt es, Donald Trump habe Putin vorgeschlagen, "dass die Konfliktparteien gegenseitig 30 Tage lang von Angriffen auf Energieinfrastruktureinrichtungen absehen sollten". Putin habe "positiv auf diese Initiative reagiert" und dem russischen Militär "umgehend den entsprechenden Befehl" erteilt.

Kein schneller Deal

Damit endete auch die Übereinstimmung. Die hohen Erwartungen, die der US-Präsident und seine Berater an rasche Ergebnisse des Telefonats mit Putin geweckt hatten, etwa dass man "dem Frieden so nahe wie noch nie" gekommen sei, erfüllten sich nicht. Über alles andere, so beschied der Kreml-Chef dem auf einen schnellen "Deal" hoffenden US-Präsidenten, solle später verhandelt werden: "Es wurde vereinbart, dass Verhandlungen zur weiteren Ausarbeitung der spezifischen Einzelheiten eines solchen Abkommens aufgenommen werden sollten." Es sei ein sehr gutes und nützliches Gespräch mit Putin gewesen, so Trump. Umgehend, so das Weiße Haus, würden amerikanische und russische Verhandlungsteams in Saudi-Arabien ihre Arbeit aufnehmen.

Putin listete hingegen seine Bedingungen detailliert auf, die im Wesentlichen eine dauerhafte militärische Schwächung der Ukraine vorsehen.

Putin lehnt eine sofortige Waffenruhe ab

Verpackt in einen blumig formulierten Dank an Trump für "seinen Wunsch, zur Erreichung des edlen Ziels der Beendigung der Feindseligkeiten und der menschlichen Verluste beizutragen", kam der Kreml in seiner Zusammenfassung des Telefonats mit Trump auf das zu sprechen, was in der Mitteilung des Weißen Hauses nicht aufgeführt wurde: Um eine "wirksame Kontrolle über einen möglichen Waffenstillstand entlang der gesamten Kontaktline" – immerhin mehr als 1.000 Kilometer – zu gewährleisten, müsste der Westen seine Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen, ferner keine Geheimdienstdaten mehr mit Kiew teilen, die für die ukrainische Luftabwehr sowie für den Drohnenkrieg entscheiden sind.

Auch müsste die Ukraine "die Zwangsmobilisierung" stoppen, und somit die Fähigkeit verlieren, sich mit eigenen, neuen Kräften gegen den fortgesetzten Angriffskrieg Russlands wehren zu können. Zudem gehöre zur "wirksamen Kontrolle" des Waffenstillstands ein "Regimewechsel" in Kiew, den Putin schon seit langem fordert und der zwischenzeitlich auch von Trump angesprochen wurde. So versäumte der Kreml nicht zu erwähnen, dass Putin Trump auf die "ernsten Risiken hingewiesen" habe, die mit der "Unfähigkeit des Kiewer Regimes zur Einhaltung von Vereinbarungen verbunden sind". Und schließlich die Kernforderung des Kremls: Es müssten die "Ursachen der Krise" beseitigt werden. Das ist das Synonym Moskaus für die Entwaffnung und Unterwerfung der Ukraine.

Selenskyj will mit Trump sprechen

Die Ukraine werde den US-Vorschlag unterstützen, die Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur zu beenden, sagte der ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj während seines Aufenthalts in Finnland. Er wolle mit Trump sprechen und im Detail erfahren, "was die Russen den Amerikanern und was die Amerikaner den Russen angeboten haben."

Mit massivstem politischem und militärischem Druck hatte Trump den ukrainischen Präsidenten in den vergangenen Wochen dazu gebracht, ohne jede Sicherheitsgarantie einer sofortigen, umfassenden Waffenruhe zuzustimmen. Selenskyj willigte ein.

Expertin: Trump hat offenbar "nicht viel von Putin verlangt"

Ob und welche Forderungen der US-Präsident an Putin gerichtet hat, ist bislang nicht bekannt geworden. Trump habe offenbar "nicht viel von Putin verlangt, obwohl Russland in sein souveränes Nachbarland einmarschiert ist", analysiert die US-amerikanische Professorin Susan Colbourn von der Duke University. Es sei sehr aufschlussreich, dass Putin genau beim Thema Angriffe auf die Energieinfrastruktur seine Bereitschaft zu einem Waffenstillstand signalisiert habe. Denn "das ukrainische Militär hat Russlands Kriegskapazität sehr effektiv geschwächt", wie die Nachrichtenagentur Reuters die US-Wissenschaftlerin zitiert.

In den vergangenen Wochen und Monaten hatte die Ukraine ihre Angriffe mit Langstreckendrohnen auf russische Treibstoffdepots, Industrieanlagen und Munitionslager intensiviert. Dabei seien im Februar rund zehn Prozent der russischen Raffineriekapazitäten zerstört worden. Ebenfalls hätten ukrainische Langstreckendrohnen die Druschba-Pipeline angegriffen, durch die russisches Erdöl nach Ungarn, Tschechien und Slowakei gepumpt wird.

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