Die Hornknospen eines rund 3 Wochen alten Kalbs werden mit einem Brennstab verödet. Es hat zuvor drei Mittel gegen Schmerzen gespritzt bekommen.
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Die Hornknospen eines rund 3 Wochen alten Kalbs werden mit einem Brennstab verödet. Es hat zuvor drei Mittel gegen Schmerzen gespritzt bekommen.

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Enthornen ohne Schmerz: Örtliche Betäubung soll Pflicht werden

Enthornen ohne Schmerz: Örtliche Betäubung soll Pflicht werden

Damit die Verletzungsgefahr später geringer ist, werden bei Kälbern kurz nach der Geburt die Hornknospen verödet. Ein Vorgang, den Landwirte in Zukunft wohl nur noch mit Tierarzt und Lokalanästhesie durchführen dürfen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Wenn Kühe Hörner haben, besteht in Laufställen Verletzungsgefahr, für Artgenossen und Menschen. Viele Landwirte setzen auf genetische Hornlosigkeit. Oder: Sie veröden unter sechs Wochen alten Kälbern die Hornknospen, damit ihnen gar nicht erst Hörner wachsen. Dieses sogenannte Enthornen soll schmerzfrei sein. So schreibt es das aktuelle Tierschutzgesetz vor. Was genau dafür getan werden muss, ist noch nicht definiert. Das soll sich jetzt ändern. Laut dem Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes [externer Link] soll die Lokalanästhesie verpflichtend werden. Dafür bräuchte es dann zwingend eine Tierärztin oder einen Tierarzt. Denn nur sie dürfen eine örtliche Betäubung setzen.

Bauernverband gegen die verpflichtende Lokalanästhesie

Der Bayerische Bauernverband ist gegen die verpflichtende örtliche Betäubung. Die Begründung: Landwirte würden schon jetzt schonend veröden, nämlich mit Beruhigungs- und Schmerzmittel. Diese zwei Mittel vor dem Enthornen zu spritzen, ist üblich. Landwirte dürfen diese Mittel, deren Kosten sich auf rund 2,50 Euro belaufen, selbst verabreichen. Beim Enthornen selbst wird ein rund 600 Grad heißer Brennstab für höchstens 10 Sekunden auf die Hornknospe gehalten.

Schmerzausschaltung ist mit Lokalanästhesie effektiver

Um zu prüfen, wie stark die Schmerzen beim Enthornen sind, wurden in Studien die Cortisolwerte – also der Stress – der Kälber gemessen. Mit Beruhigungs- und Schmerzmittel sei der Stress laut Studien [externer Link] zwar geringer als ganz ohne Mittel. Doch mit einem zusätzlichen, dritten Mittel – der Lokalanästhesie – sei die Schmerzausschaltung nochmal effektiver und verringere auch die Wahrscheinlichkeit der späteren Erkrankung der Kälber. So steht es etwa im Abschlussbericht des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zur "Schmerzausschaltung beim thermischen Enthornen von Kälbern".

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Tierarzt Dr. Michael Schmaußer spricht sich für die verpflichtende Lokalanästhesie beim Enthornen aus - als dritte Spritze.

Tierärzte für die verpflichtende Lokalanästhesie

Tierarzt Dr. Michael Schmaußer aus Freising erklärt: "Am besten vergleichbar ist es mit einem Zahnarztbesuch. Bei einer Wurzelbehandlung, da gibt es ja auch eine Lokalanästhesie. Das ist sogar dasselbe Mittel. Man hält es aus. Man ist noch dabei. Man kriegt es mit, aber man merkt den Schmerz nicht."

Er sagt, aus tierärztlicher und Tierschutz-Sicht sei es zu begrüßen, dass neben Beruhigungs- und Schmerzmittel zusätzlich mit Lokalanästhesie enthornt wird. Die Studien hätten gezeigt, dass die Schmerzausschaltung so deutlich effektiver ist als ohne Lokalanästhesie.

Auswirkungen für die Landwirte: Mehrkosten, weniger Flexibilität

Derzeit ist noch unklar, wann das neue Tierschutzgesetz in Kraft tritt. Doch würde die Lokalanästhesie verpflichtend werden, hätten die Landwirte Mehrkosten und weniger zeitliche Flexibilität. Landwirte dürfen selbst enthornen. Während ihrer Ausbildung erlangen sie die nötige Sachkunde dazu. Die Einführung einer verpflichtenden Lokalanästhesie würde weniger zeitliche Flexibilität bedeuten und sei aufgrund des bestehenden Tierärztemangels unrealistisch, schreibt eine Sprecherin des Bayerischen Bauernverbands.

Tierarzt: Kosten für Lokalanästhesie seien überschaubar

Tierarzt Dr. Michael Schmaußer sieht das anders. Tierärzte seien zeitlich zwar gut ausgelastet, doch um kurz eine Spritze zu setzen, sei Zeit. Vor allem dann, wenn er ohnehin zur regelmäßigen Bestandsbetreuung oder wegen anderer Maßnahmen am Hof ist, könnte er dann die Lokalanästhesie verabreichen. Das Enthornen selbst dürfen die Landwirte weiterhin selbst machen. Das spart Geld, weil der Tierarzt nach Arbeitszeit bezahlt wird: Pro Viertelstunde rund 22 Euro. Würde der Tierarzt hingegen alle Arbeitsschritte des Enthornens übernehmen, würde das pro Kalb rund 32 Euro kosten. Eine Summe, die für den Laien vielleicht wenig klingen mag, jedoch für Landwirte eine relevante Erhöhung der Kosten bedeutet – und das bei ohnehin niedrigen Kälberpreisen.

Lokalanästhesie bei Bio und Tierwohlprogrammen vorgeschrieben

In den Fällen, in denen schon jetzt mit Lokalanästhesie und Tierarzt enthornt wird, bekommen die Landwirte derzeit einen finanziellen Ausgleich dafür. Bio-Landwirte zum Beispiel. Bioverbände schreiben das so vor – einer von vielen Gründen, warum Bio-Produkte teurer sind.

Auch wenn Anton Schmaußer, konventioneller Milchviehhalter aus dem oberpfälzischen Beratzhausen, enthornt, ruft er einen Tierarzt – in diesem Fall seinen Bruder Tierarzt Michael Schmaußer, der die örtliche Betäubung spritzt. Bei dem Landwirt schreibt nämlich die Molkerei, die er beliefert, die Lokalanästhesie jetzt schon vor – im Rahmen eines Tierwohlprogramms. Dafür bekommt der Landwirt einen höheren Milchpreis.

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Nach dem Enthornen wird die Brandwunde üblicherweise mit einem blauen Antibiotikaspray behandelt. Wichtig für die Wundheilung.

Wunde muss nach Enthornen gut beobachtet werden

Ob das Enthornen für die Tiere wirklich schmerzfrei ist, hänge auch davon ab, wie gut die Landwirte die Brandwunde in den darauffolgenden Tagen beobachten. Wichtig sei, laut Tierarzt Michael Schmaußer, dass die Wunde direkt nach dem Enthornen mit einem Wundspray behandelt wird, und dass darauf geachtet wird, dass Fliegen keine Eier in die Wunde legen. Aus seiner Sicht wäre auch eine zweite, spätere Gabe von Schmerzmitteln sinnvoll, damit das Kalb auch während des Verheilens der Wunde keine Schmerzen spürt.

Viele Landwirte setzen auf Hornlos-Zucht statt enthornen

Um den Tieren grundsätzlich das Enthornen zu ersparen, setzen viele Landwirte schon jetzt auf die genetische Hornlos-Zucht. So macht das auch der Landwirt Anton Schmaußer aus der Oberpfalz. Er will das Enthornen eigentlich vermeiden und züchtet deshalb mit Bullen, denen keine Hörner wachsen. Doch in rund einem Drittel der Fälle komme eben doch mal ein Kalb mit Hornanlagen auf die Welt, erklärt der Landwirt. Dann müsse eben enthornt werden, denn eine gemischte Herde mit unbehornten und behornten Tieren will Anton Schmaußer nicht. Unter den Kühen soll bei Rangkämpfen sozusagen "Waffengleichheit" herrschen.

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