Landwirtschaftliche Betriebe sind meist Familienbetriebe. Die wichtigsten Arbeitskräfte auf dem Hof sind in der Regel der Bauer und die Bäuerin und deren Familienangehörige. Auch wenn immer mehr kleine Höfe aufgeben, so gibt es noch die anderen, die wachsen und so viele Betriebszweige haben, dass die Arbeit ohne Angestellte nicht zu bewältigen ist. Die Mitarbeiter arbeiten entweder in allen Bereichen mit oder sie sind speziell für einen Teilbereich zuständig.
Herdenmanager sind gelernte Landwirte
Die 32-jährige Veronika Haselbeck etwa ist nur für die Rinderherde am Eggertshof in Freising zuständig. Sie ist also die "Herdenmanagerin". Das ist kein eigener Beruf. Letztendlich sind Herdenmanagerinnen oder Herdenmanager gelernte Landwirtinnen oder Landwirte. An Höfen ohne Angestellte hat überwiegend der Bauer oder die Bäuerin den Überblick über die Herde. Wichtig ist, dass einer "den Hut" aufhat und alle Termine und Aufgaben im Blick behält. Am Eggertshof ist Veronika Haselbeck für 120 Rinder verantwortlich.
Die Klauen pflegen, die Kühe künstlich besamen, die Kälber versorgen und enthornen, die ideale Fütterung zusammenstellen, die Milchleistung überwachen, den Melkroboter warten, mit dem Tierarzt sprechen oder die Geburten koordinieren - all das zählt zu ihren Aufgaben. Wie das alles geht, hat sie von ihrem Chef gelernt sowie in Kursen während ihrer Ausbildung zur Landwirtin.
Als Quereinsteigerin Landwirtin geworden
Zu der Ausbildung ist sie über Umwege gekommen. Denn: Veronika ist Quereinsteigerin. Sie ist nicht auf einem Hof aufgewachsen. Die 32-Jährige hat zuerst Ernährungs- und Reformfachberaterin gelernt und in einem Bioladen gearbeitet. Doch: Das war nicht der richtige Job für sie, erklärt sie: "Es ist Wahnsinn, wie die Leute über die Landwirtschaft schimpfen und ich aber das Gefühl gehabt habe, keiner kennt sich richtig aus. Und ich habe mich ja selbst nicht richtig ausgekannt und habe nie dagegen argumentieren können, irgendwas erklären können. Das hat mich darin bestärkt, dass ich den Ursprung kennenlernen will und wissen möchte, wie das alles läuft."
Landwirt/in ist ein Ausbildungsberuf
Mit 25 Jahren fängt sie schließlich die Ausbildung zur Landwirtin am Eggertshof in Freising an. Zu dieser Zeit hört dort gerade der Herdenmanager auf. Ihr Chef fragt sie, ob sie das übernehmen könnte. Ein Sprung ins kalte Wasser. Doch ihr Chef Michael Pellmeyer glaubt an sie – er hat viele Quereinsteiger angestellt: "Bei Quereinsteigern ist der Vorteil, dass sie eben nicht vom Hof sind. Das heißt: In den Arbeitsspitzen stehen sie für mich zur Verfügung und müssen nicht zu Hause am elterlichen Betrieb mitarbeiten oder beim Nachbarn. Jeder hat die Möglichkeit, Landwirtschaft zu lernen, zu studieren. Das ist mittlerweile ein ganz normaler grüner Beruf, wie viele grüne Berufe."
Insgesamt 25 Angestellte arbeiten am Eggertshof - manche in Voll-, andere in Teilzeit oder als Aushilfen in den Bereichen Ackerbau, Kompostierungs- und Biogasanlage und Milchviehhaltung. Es ist ein großer Betrieb, der weiter wächst. Der Stall soll vergrößert und die Ammenkuhhaltung ausgebaut werden. Das ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft: Es gibt immer weniger, dafür aber immer größere Höfe.
Geringe Löhne für angestellte Landwirte
Wie viel Veronika als gelernte Landwirtin verdient, will sie nicht verraten. Generell sind die Löhne von angestellten Landwirten vergleichsweise niedrig. Durchschnittlich 16 Euro brutto pro Stunde. Besser verdienen Landwirte, wenn sie noch einen Meister obendrauf satteln und dann zum Beispiel bei Landmaschinenherstellern, Stallbau- oder Pflanzenschutzmittelfirmen in der Beratung oder im Verkauf arbeiten. Doch Veronika sieht ihre Zukunft hier am Eggertshof. Manchmal träumt sie insgeheim zwar von einem eigenen Hof, doch sie sagt: "Aber wenn ich mir vorstelle, du hast immer die komplette Verantwortung, den Druck und den Ärger, das darf man auch nicht unterschätzen."
Außerdem kann die Alleinerziehende am Eggertshof in Teilzeit arbeiten. Mit einem eigenen Hof wäre das undenkbar. Doch dadurch, dass ihr Chef sehr kulant sei, der Melkroboter die Angestellten von festen Melkzeiten befreie und mehrere sich die Arbeit aufteilten oder sich gegenseitig ablösten, sei Teilzeit hier für sie möglich.
Im Audio: Veronika Haselbeck bei ihrem Arbeitsalltag als Herdenmanagerin
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