Zwölf Almen und Bergwirtschaften sind es, auf denen nun keine Diesel-Aggregate mehr laufen, kein Abwasser aller Art auf den Wiesen ausgebracht werden muss, und wo Trinkwasser sauber und ausreichend aus den Hähnen kommt. Welcher Alm-Gast macht sich schon groß Gedanken, wo das alles herkommt und was mit seinen Hinterlassenschaften passiert? Tatsächlich lieferten meist Diesel-Motoren den Strom, und Fäkalien blieben oben auf den Almen. Das ist nun Vergangenheit auf der Kampenwand.
Alle Beteiligten loben diesen Schritt zu weniger Emissionen und mehr Gewässerschutz. Simon Frank, der Bürgermeister der Gemeinde Aschau, stellt vor allem diese ökologischen Aspekte in den Vordergrund. Für die Bewahrung der Bergwelt sei dieser Schritt von großer Bedeutung.
Zehn Kilometer Rohre steil den Berg hinauf
Der Hauptstrang zieht sich vom Ortsteil Fuchslug bis zur Gori-Alm und verzweigt sich dort, um alle Almen zu erreichen. In einem etwa zwei Meter tiefen Graben wurden gleichzeitig Rohre für Trinkwasser-Zuführung, Abwasser-Abführung, die Stromleitung und das Glasfaserkabel verlegt, insgesamt über zehn Kilometer. In oft felsigem Gelände waren 830 Höhenmeter zu überwinden. Zwei Pumpstationen mussten eingerichtet werden, um Wasser bis zum höchst gelegenen Tank auf 1.530 Metern Höhe pumpen zu können.
Oberhalb der Almen gibt es nun drei Trinkwasser-Behälter, der größte fasst zwei mal 15 Kubikmeter. Sie sind darauf ausgelegt, einen Bedarf von 22 Kubikmetern täglich decken zu können. Mit zwei weitern Pumpanlagen wird die Abführung des Abwassers geregelt.
Peter Graf ist eigentlich der Wassermeister der Gemeinde Aschau, war aber während der Bauzeit als Projektbetreuer im Einsatz. Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, alle Leitungen durch das schwierige Gelände zu verlegen – etwas länger als geplant, aber Corona hat auch diesen Zeitplan durcheinandergewirbelt. Kleinere Verzögerungen gab es auch durch frühe Wintereinbrüche, berichtet Peter Graf, und auch die vereinbarte Rücksichtnahme auf Wildtiere wie Berghühner haben zu Verschiebungen von Baumaßnahmen geführt.
Wasser für die Viecher oder für die Gäste?
Die Möslarn-Alm gleich neben der Bergstation der Kampenwandbahn ist eine der zwölf Hütten, die im Ortsteil Staffelstein - benannt nach einem markanten Felsen unterhalb des Kampenwand-Gipfels - zusammengeschlossen wurden. Ihr Besitzer, Peter Fischer, sieht nur Vorteile in der Anbindung seiner Almwirtschaft an das Netz im Tal.
Gut 20 Viecher hält er im Sommer hier oben, seine Wirtschaft bietet 50 Gästen Platz. In regenarmen Monaten sei man oft vor der Entscheidung gestanden, für welchen Bereich man nun das knappe Wasser nutze. Kaum einer, sagt Peter Fischer, mache sich ja Gedanken, was hinter einer kleinen Handbewegung wie zur Klospülung steckt. Er ist froh, dass ihm auch die Entsorgung nun keine Sorgen mehr machen muss. Auch dass man auf seiner Alm wegen des Glasfaser-Anschlusses mit EC-Karte zahlen kann, hält er für den richtigen Schritt in die Zukunft.
Vorbild für andere Almgebiete?
Das geplante Kostenvolumen von 4,3 Millionen Euro konnte laut Bürgermeister Simon Frank eingehalten werden. Die Schlussrechnung sei noch nicht gestellt, man bewege sich aber im Budget. 75 Prozent übernimmt der Freistaat Bayern im Rahmen des Sonderprogramms Berghütten. Den Rest teilen sich die Gemeinde und die Anlieger. Frank meint, dass solche Erschließungen sicher auch für andere Almgebiete sinnvoll wären, eine Realisierung hänge aber vom Fördervolumen des Landes ab. Eine Kommune alleine könne so etwas nicht stemmen. Am Donnerstag wird das Leitungssystem mit einer kirchlichen Segnung feierlich eingeweiht.
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