Gottesdienste, aber auch Prozessionen und Kreuzwege: Katholische und evangelische Christen in Bayern haben am Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Die Gottesdienste des Karfreitags, die zur vermuteten Todesstunde Jesu um 15 Uhr stattfanden, haben einen sehr ernsten Charakter. Zudem gibt es einige Besonderheiten, die es so nur einmal im Jahr gibt: Die Glocken in den Kirchen schweigen, der Tabernakel, in dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden, ist leer, ebenso der Altar. Im Mittelpunkt der Aktionen, die teils auch im Fernsehen übertragen werden, steht das Leiden und das Sterben Jesu, das in der Bibel überliefert ist.
Furchtbare Bilder: Kardinal Marx spricht in Predigt Ukraine-Krieg an
Auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stand im Fokus. Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, sagte in seiner Predigt: "Wir leben in einer Zeit des Krieges in Europa, wir sehen diese furchtbaren Bilder." Am Kreuz werde sichtbar, "nicht, wer mit Panzern über andere Länder herfällt", gehe als Sieger vom Platz.
Im Kreuz sei vielmehr die geheimnisvolle Barmherzigkeit Gottes sichtbar. "Das Kreuz ist für uns ein Zeichen der Hoffnung, wir sollten als Christinnen und Christen in diesem Land Zeugen der Hoffnung sein. Geben wir nicht auf, dieses Zeugnis allen Menschen zu schenken", sagte Marx am Karfreitag im Liebfrauendom.
"Wehrt euch dagegen!" - Landesbischof Bedford-Strohm appelliert an Christen
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm forderte Christinnen und Christen in Russland erneut dazu auf, den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht länger hinzunehmen: "Wehrt euch dagegen! Lasst uns alle gemeinsam Wege heraus aus diesem Verderben für die ukrainische und die russische Nation finden!"
Die Passionsgeschichte habe auch nach 2000 Jahren noch eine große Kraft, sagte er in der Münchner Matthäuskirche. "Sie berührt uns so sehr, weil all das vorkommt, was wir selbst aus unserem Alltag kennen, womit wir selbst kämpfen."
Seit 1658: Karfreitagsprozession in Lohr am Main
In Lohr am Main in Unterfranken versammelten sich bei Regenwetter zahlreiche Menschen, um an den Leidensweg Jesu zu erinnern. Frauen und Männer trugen rund eine Stunde lang zum Teil jahrhundertealte überlebensgroße Figuren durch die Gassen der Kleinstadt, die das Abendmahl bis zur Kreuzigung zeigen.
Seit 1658 ziehen die Angehörigen von Handwerkerinnungen und ihre Nachfahren schweigend durch die idyllische Fachwerkstadt. Diese Karfreitagsprozession gilt nach Angaben der Veranstalter als eine der ältesten im deutschsprachigen Raum. Pandemiebedingt war die Prozession mit jährlich Tausenden Zuschauern in den vergangenen drei Jahren nicht in der üblichen Form abgehalten worden.
Kurzfristige Absage: Papst Franziskus nicht am Kreuzweg
In Rom hat Papst Franziskus kurzfristig auf die Teilnahme am traditionellen Kreuzweg am Kolosseum verzichtet. Wegen "großer Kälte in diesen Tagen" werde das Oberhaupt der katholischen Kirche den Kreuzweg nicht vor der Kulisse des antiken Amphitheaters verfolgen, wie der Heilige Stuhl am Freitag mitteilte.
Der 86-Jährige werde sich den Gebeten aus dem Vatikan anschließen. In Rom wurden für den Abend Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad erwartet. Franziskus war erst vergangene Woche nach knapp drei Tagen Behandlung wegen einer Bronchitis aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Mit Informationen von dpa und KNA
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