Eine Grafik zeigt einen Tunnel mit zwei Fahrzeugen, die in beziehungsweise aus der Tunnelröhre fahren.
Bildrechte: BR

Kauerndorf in Oberfranken bekommt einen Tunnel. In der Bevölkerung ist aber längst nicht jeder dafür.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Kauerndorf: Bahn frei für Oberfrankens längsten Tunnel

Jahrzehnte lang ist geplant und gestritten worden. Jetzt hat der Bau der rund 91 Millionen Euro teuren Ortsumgehung bei Kauerndorf im Landkreis Kulmbach begonnen. Kern: ein 750 Meter langer Tunnel - der längste Oberfrankens.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Nun startet der Bau der Kauerndorfer Ortsumgehung auch offiziell. Am Donnerstagmittag erfolgte vor dem künftigen Tunnelportal- Ost der erste Spatenstich für das 91 Millionen Euro teure Projekt. Die Vorarbeiten für den Bau der Umgehung, deren Kernstück ein 750 Meter langer Tunnel sein wird, begannen bereits im November 2022. Insgesamt soll die Verlegung der Bundesstraße 289 um Kauerndorf herum zwei Kilometer lang werden.

Das Dorf im Landkreis Kulmbach hat eine enge Durchfahrt, die vor allem für den Schwerverkehr immer wieder problematisch ist. Etwa 16.000 Fahrzeuge rollen täglich durch die Gemeinde und sorgen für Lärm, Gestank und Schmutz für die Einwohner. Die B 289 ist eine der Hauptverkehrsachsen quer durch Oberfranken - und in Kauerndorf führt sie mitten durch den Ort.

Pläne für die Ortsumgehung reichen rund 70 Jahre zurück

Erste Pläne für eine Umfahrung reichen bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück, ein Raumordnungsverfahren wurde bereits 1988 abgeschlossen, erklärte Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner (FW) anlässlich des Spatenstiches. Seit dem Jahr 2009 bestünde das Baurecht. Letztlich sorgten fehlende Finanzmittel dafür, dass sich der Bau der Ortsumfahrung immer wieder verzögerte.

Bis 2016 waren im Haushalt rund sechs Milliarden Euro für neue Straßenbauprojekte vorgesehen. Seit jenem Jahr hätten sie einen Sprung auf zehn Milliarden Euro gemacht. Folglich wurde die Finanzierung für das Kauerndorfer Projekt im Jahr 2017 vom damaligen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bewilligt.

In Kauerndorf soll wieder Ruhe einkehren

Anita Sack (FW) ist Bürgermeisterin in der Gemeinde Ködnitz, zu der auch Kauerndorf gehört. Sack bezeichnete den Spatenstich als großen Moment für Kauerndorf und hofft, dass nun in absehbarer Zeit Ruhe im Dorf einkehren wird. Denn im Vorfeld des Umgehungsbaues hatten sich in Kauerndorf und dem Landkreis Kulmbach zwei verschiedene Lager gebildet, die für, beziehungsweise gegen, das Bauprojekt Stellung bezogen – in zum Teil heftigen Auseinandersetzungen.

Die Gegner des Projektes kritisierten vor allem die Kosten für den Bau eines Tunnels. Die nachfolgenden Generationen müssten sowieso schon einen großen Schuldenberg tragen, so die Projektgegner. Auch Ingo Lehmann (SPD), Oberbürgermeister der nahen Kreisstadt Kulmbach, hätte das Geld lieber in Kulmbach gesehen - beim Ausbau des dortigen Bahnhofs, den er für die Verkehrswende als wichtiger erachtet.

Bau des Kauerndorfer Tunnels soll 2025 starten

Die Ortsumfahrung Kauerndorf soll insgesamt zwei Kilometer lang werden. Kernstück ist der 750 Meter lange Tunnel unter der Mühlleite - es wird der längste Tunnel Oberfrankens. Dazu kommen Ab- und Auffahrten nach Kauerndorf vor den beiden Tunnelportalen sowie ein Rettungsstollen. Neben den Straßenbaumaßnahmen erfolgen in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Bauarbeiten unter anderem für den Grundwasserschutz.

Kauerndorf gehört zum Wassereinzugsbereich der Stadt Kulmbach. Außerdem fließen hier die Untere Steinach und der Weiße Main zusammen. Uwe Zeuschel, Leiter des zuständigen Staatlichen Bauamtes in Bayreuth, geht davon aus, dass der Tunnelbau im Jahr 2025 beginnen und die Einweihung spätestens 2027 erfolgen wird. Auch die Kosten würden vermutlich eingehalten, so Zeuschel.

Die dann bei Kauerndorf neu ausgebaute B289 sei, zusammen mit der Umgehung im Nachbarort Untersteinach, eine wichtige West-Ost-Verkehrsachse durch Oberfranken und binde den Landkreis Kulmbach besser an die A9 und die B303 nach Tschechien an.

Vorarbeiten führen zu weiträumigen Umleitungen

Zunächst allerdings wird im kommenden Jahr die bestehende Ortsdurchfahrt der B 289 durch Kauerndorf wegen der vorbereitenden Maßnahmen für den Tunnelbau für mindestens ein halbes Jahr gesperrt werden. Für den Verkehr und die Pendler aus dem östlichen Landkreis Kulmbach in die Kreisstadt bedeutet die Sperrung weiträumige Umleitungen.

Kauerndorf in Oberfranken bekommt einen Tunnel. In der Bevölkerung ist da aber längst nicht jeder dafür.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Kauerndorf in Oberfranken bekommt einen Tunnel. In der Bevölkerung ist aber längst nicht jeder dafür.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!