Was schon kurz nach dem verheerenden Hagelunwetter vom 26. August befürchtet worden war, hat sich nun bestätigt: Die Schäden, die die tennisballgroßen Hagelbrocken im Kloster Benediktbeuern verursacht haben, liegen im zweistelligen Millionenbereich. Das hätten die jüngsten Schätzungen der Gutachter ergeben, sagt Pater Heinz Menz vom Orden der Salesianer Don Boscos, zu BR24.
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Handwerker lassen andere Baustellen ruhen
Aufgrund des milden Spätsommerwetters kommen die Reparaturarbeiten gut voran. Viele Handwerker haben ihre für Anfang September geplanten Baustellen zurückgestellt und arbeiten stattdessen jetzt in Benediktbeuern. Ein erstes Dach konnte in den vergangenen Tagen repariert werden.
Die Dächer der Basilika, des Maierhofs, des Arkadenhofs und des Kreuzgangs sind mehrere Fußballfelder groß. Besonders auf den Westseiten der Gebäude gibt es kaum noch Ziegel, die heil geblieben sind. Inzwischen sind aber alle Flächen mit Planen gegen mögliche Regenfälle provisorisch geschützt. Die zertrümmerten Fenster wurden mit Spanplatten verschlossen.
Besonders beeindruckt ist Pater Heinz Menz von der Zusammenarbeit der Feuerwehren, des THW und anderer Helferinnen und Helfer, die im ganzen Dorf als Ersthelfer und im Kloster im Einsatz waren. So halfen vom Unglückstag bis vergangenen Donnerstag allein aus dem Bereich des Landkreises München 1.871 Feuerwehrler und kamen auf rund 1.200 Einsätze in Benediktbeuern und den umliegenden Gemeinden.
Kloster bis mindestens 10. September geschlossen
Spontan haben ein Dutzend Jugendliche, die am Tag nach dem Unwetter ein Freiwilliges Soziales Jahr begonnen haben, für die letzte Ferienwoche ein Kinder- und Jugendprogramm für die einheimischen Kinder auf die Beine gestellt. Aufgrund der Schäden und Arbeiten bleiben bis mindestens 10. September alle Einrichtungen im Kloster geschlossen – also das Kloster selbst, der Klosterladen und das Klostercafé. Sicherheitshalber ist um das Kloster ein Bauzaun aufgestellt worden. Die Abteilungsleiter beraten, welche Angebote ab kommender Woche wieder öffnen können.
Trachtenzentrum nach Glentleiten ausgewichen
Das Programm des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK), das Teil des Klosters ist, muss voraussichtlich länger pausieren. Deren Veranstaltungsräume sind von den Folgen des Starkregens am stärksten betroffen. "Das Gebälk der Gebäude muss gegen Schimmelbefall behandelt werden", berichtet Pater Menz. Die Statik sei von Fachleuten überprüft worden und sei nicht gefährdet.
Das Trachtenzentrum des Bezirks Oberbayern, das im Maierhof Ausstellungsräume hat, ist mit seinem Bestand und dem Archiv wegen eines starken Wasserschadens inzwischen ins Freilichtmuseum Glentleiten umgezogen. Wann das Zentrum zurückkommt, ist ungewiss.
Viele offene Versicherungsfragen
Das Kloster wird von der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos getragen. Sie müssen klären, welche Versicherung für welchen Schaden haftet. Das Kloster gehört zur Diözese Augsburg. Der Maierhof wird vom ZUK genutzt. Der Trägerverein des ZUK wird ebenfalls von den Salesianern geleitet, zu ihm gehören aber auch die Gemeinden Benediktbeuern, der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der Bezirk Oberbayern und einige überregionale Firmen. Die pädagogischen Programme werden großteils über Spenden finanziert.
Neben dem materiellen Schaden durch den Hagelsturm werden die verschiedenen Einrichtungen unter dem Dach des Klosters für unbestimmte Zeit ihre pädagogischen und umweltpädagogischen Angebote aussetzen müssen. Betroffen sind insgesamt rund 140 Mitarbeitende.
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