Mehr Autobahn im Münchner Süden bis zum Inntal-Dreieck – das sieht der Verkehrswegeplan 2030 vor. Dort, wo sie es noch nicht ist, soll die A8 vierspurig werden und dort, wo es noch keine Standstreifen gibt, sollen welche entstehen. Diesen Plan gibt es bereits seit 2016. Was neu ist: Der Ausbau soll beschleunigt vorangetrieben werden. Das geht aus einer Liste von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hervor, die zunächst dem Spiegel vorlag. Insgesamt will Wissing 144 Autobahn-Projekte in ganz Deutschland beschleunigt ausbauen.
Autobahndirektion Südbayern bestätigt beschleunigten Ausbau
Wie konkret sind Wissings Pläne? Der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, Josef Seebacher, bestätigt gegenüber BR24: "Aktuell sind zwei Abschnitte in der Planung relativ weit vorne."
Zwischen Hofoldinger Forst und Holzkirchen sowie zwischen dem Irschenberg und dem Inntaldreieck will man in den kommenden drei Jahren ins Genehmigungsverfahren gehen. Dieses Genehmigungsverfahren könnte laut Seebacher allerdings dann noch mal zwischen eineinhalb und zehn Jahren dauern, je nachdem, wie hoch die Naturschutzauflagen sind.
Experte: "Die Zeiten des Autobahnausbaus sind vorbei"
"Die Zeiten des Autobahnausbaus sind vorbei", findet der Verkehrsforscher Professor Klaus Bogenberger von der TU München. An einigen Stellen mag es tatsächlich Engpässe geben, so Bogenberger. Jedoch könnte man aus der bestehenden Infrastruktur noch viel rausholen.
Also lieber gut erhalten statt erneuern, schlägt Bogenberger vor. Eine Instandsetzung alleine reiche nicht aus, so die Argumentation des Verkehrsministeriums. Mit dem Ausbau sollen Knotenpunkte entlastet werden. Doch führt mehr Straße wirklich zu einer Stau-Entlastung?
Verkehrsforschung: Mehr Straße führt zu mehr Autos
Die Verkehrsforschung sagt: Mehr Straße führt grundsätzlich nicht zu einer Stau-Entlastung, sondern dazu, dass immer mehr Autos auf der Straße unterwegs sind. "Das ist nachgewiesen", bestätigt Professor Bogenberger.
Hinzu komme: Die Produktion von Zement und die Flächenversiegelung seien extrem umweltschädigend. Bogenberger plädiert dafür, das Schienennetz massiv auszubauen.
Bundesverkehrsministerium bestätigt beschleunigten Ausbau
Josef Seebacher von der Autobahndirektion Südbayern entgegnet: Mehr Autos durch mehr Straße, das sei durchaus gewollt: "Um Regionen zu erschließen und wirtschaftlich zu fördern."
Das Bundesverkehrsministerium bestätigte die geplanten Beschleunigungsverfahren, wollte sich aber zu einzelnen Projekten nicht äußern.
Vor Ort gibt es Widerstand gegen den A8-Ausbau
Vor Ort regt sich Widerstand gegen den Ausbau. "Die Natur geht kaputt, ich bin überhaupt nicht dafür", sagt die Dettendorfer Anwohnerin Nicole Hager. Für einen weiteren Ausbau gebe es hier auch gar keinen Platz mehr, findet Hager. Die Gärten reichten teils ohnehin schon bis zur Autobahn. Gerhard Schmidt, von dessen Garten man die Lärmschutzwand der A8 sehen kann, wünscht sich einen besonders leisen Belag, sollte es zu dem geplanten Ausbau kommen. "Weil der letzte Belag, der da draufgekommen ist, ist so laut."
Der Miesbacher Bundestagsabgeordnete Karl Bär (B'90/Die Grünen) hat ausgerechnet: Der Ausbau würde nicht nur extrem teuer werden, sondern er würde auch viel Fläche "fressen". Nämlich achtzig Hektar. "Das ist mehr als zwei durchschnittliche bayerische Bauernhöfe", betont der Grünen-Politiker – und das an Stellen, wo es ohnehin kaum mehr Flächen gibt. Der Irschenberger Bürgermeister Klaus Meixner (CSU) rechnet mit mindestens zehn Jahren Bauzeit und wenig Mehrwert für den Ort. "Ich würde bezweifeln, dass der Ausbau eine Erleichterung bringt, dann sind halt vier Spuren voll."
Wissing: Güterverkehr nur mit Straßenausbau zu bewältigen
Gegenüber BR24 bestätigt das Bundesverkehrsministerium, dass ein Gesetzentwurf zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren erarbeitet wurde. Der zunehmende Güterverkehr sei Wissing zufolge nur mit einem Ausbau von Straßen zu bewältigen. Zu einzelnen Projekten wollte sich das Ministerium nicht äußern.
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