Jeanne Turczynski, Redaktion Bildung und Wissen
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Kommentar: Ruhig Blut – Ein Plädoyer gegen die Corona-Panik

Wir stehen am Beginn einer Epidemie durch den neuartigen Coronavirus. Trotzdem sollten wir nicht in Panik geraten. Das Motto jetzt heißt: Aufklärung statt Aktionismus. Ein Kommentar von Jeanne Turczynski.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Jetzt atmen wir alle bitte mal ganz tief durch. Ja, wir stehen am Beginn einer Epidemie. Ja, das neuartige Coronavirus SARS-Cov-2 verbreitet sich schneller als gedacht. Ja, wir haben es mit einem pandemischen Virus zu tun – es könnte also eine Pandemie, das ist eine Epidemie über mehrere Kontinente hinweg geben.

Covid-19 verläuft meist mild

Aber: Das bedeutet trotzdem nicht, dass wir nun alle in Panik geraten müssen. Weder werden wir uns alle anstecken, noch wird das Coronavirus uns alle niederstrecken. Selbst wenn 60 bis 70 Prozent aller Menschen irgendwann mit dem Erreger in Kontakt kämen, wäre das für die große Mehrheit kein Problem. Die Krankheit Covid-19 verläuft in den allermeisten Fällen mild. Deshalb ist auch jetzt noch genau das gefragt, was Gesundheitsminister Jens Spahn als wachsame Gelassenheit bezeichnete.

Aufklärung statt Aktionismus

Wenn also Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml vorerst keine Schulen schließen und Großveranstaltungen absagen will, ist das richtig. Sie setzt auf Aufklärung statt auf Aktionismus. Aufklärung, das heißt zum Beispiel, Schulen Regeln an die Hand zu geben, wie sie im Fall von Infektionsverdachtsfällen handeln sollten. Es heißt, Informations-Seiten und Hotlines zu schalten und auch, jetzt geschehen, den Pandemieplan zu aktualisieren.

Wir sind nicht perfekt vorbereitet

Trotzdem müssen wir uns eingestehen, dass Deutschland nicht perfekt auf eine Epidemie vorbereitet ist. Covid-19 zwingt uns, die aktuellen Gesundheitsstrukturen kritisch unter die Lupe zu nehmen und dabei zeigt sich: Käme es zu einem größeren Ausbruch, dann gerieten die Krankenhäuser an die Belastungsgrenze, Pflegepersonal ist schon jetzt überall knapp. Intensivstationen sperren Betten, weil ihnen die Mitarbeiter fehlen. Auch im öffentlichen Gesundheitsdienst ist in den vergangenen Jahren massiv gespart worden, Ärztestellen wurden abgebaut. Das könnte sich jetzt rächen.

Europa sollte Arzneiproduktion aus Asien zurückholen

Außerdem lehrt uns das Coronavirus, dass es sinnvoll wäre, Teile der Medikamentenproduktion wieder nach Europa zu holen, um nicht komplett von den asiatischen Ländern abhängig zu sein.

Hygiene nötig, Hamsterkäufe überflüssig

Tatsache ist aber auch, dass Deutschland ein reiches und gut ausgestattetes Land ist. Lebensmittel sind nicht knapp, Hamsterkäufe überflüssig. Wichtig sind die bekannten Hygienemaßnahmen, sie sollten längst Routine sein, und wer lieber vorsichtig ist, der meidet Großveranstaltungen oder, wenn es geht, öffentliche Verkehrsmittel. Panik und Dramatisierung jedenfalls helfen uns gerade nicht weiter.

Ein Kommentar von Jeanne Turczynski, Redaktion Bildung und Wissen

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