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Nikolaus Neumaier

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Kommentar: Söder inszeniert sich als Retter des Abendlandes

Heidenlärm um Söders Kreuzerlass – die Aktion des Ministerpräsidenten für Kreuze in staatlichen Behörden provoziert weiter Widerstand und offenbart ein durchsichtiges Manöver. Ein Kommentar von Nikolaus Neumaier

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Mit so viel Protest hat Markus Söder vermutlich nicht gerechnet und darüber muss man sich schon etwas wundern. Schließlich macht der Medienprofi Söder nichts ungeplant. Der demonstrative Auftritt in der Staatskanzlei, als er letzte Woche eigenhändig und vor viel Fotografen ein Kreuz in der Eingangshalle der Regierungszentrale an die Wand hängte, war eine minutiös geplante PR-Aktion. Söder wollte einen Coup landen. Die ersten Zugriffszahlen auf seinen Facebook-Eintrag bestätigten ihn sogar. Zwei Tage nach der Aktion hatten mehr als eine Million den Söder-Auftritt angesehen und weiterverbreitet.

Söder tritt als Retter christlicher Werte auf

Der Ministerpräsident inszenierte sich als Verteidiger des Abendlandes und der christlichen Werte. Ganz nach dem Motto: Wenn die Kirchen schon schweigen, muss ich es machen. Söder spekuliert offensichtlich darauf, dass ihm die konservativen Wähler bei der Landtagswahl ihre Stimme dafür geben. Söder hat ein sicheres Gespür für Themen und Stimmungen. So bestätigen auch die Kirchen, dass viele Christen den Verlust der gewohnten und überlieferten Kultur befürchten. Dass Söder das Thema aufgegriffen hat, war durchaus richtig. Falsch ist, wie er damit umgeht.

Söder hat Fehler gemacht

Der Ministerpräsident leistete sich außerdem grobe Schnitzer. Dass er das christliche Kreuz zuerst ein kulturelles Symbol und erst nach längerem Nachdenken auch als ein religiöses Symbol bezeichnete, hätte ihm eigentlich nicht passieren dürfen. Dass es ihm doch passiert ist, ist Wasser auf die Mühlen derer, die Söder immer schon vorgeworfen haben, kulturell und inhaltlich nicht besonders tief zu gründen und nur im eigenen Interesse unterwegs zu sein. Söders zweiter großer Fehler war, dass er sich offenbar nur mit Wenigen abgestimmt hat. Wenn es Warnungen gab, so hat sich Söder darüber hinweg gesetzt. Jetzt muss er sich mit Recht vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands und vom Vorsitzenden der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz vorhalten lassen, dass man das Kreuz nicht für ein politisches Programm benutzen dürfe.

Wie ernst ist es Söder mit der christlichen Religion?

Wenn es Söder wirklich darauf ankommt, sich zu christlichen Werten zu bekennen, hätte er in den nächsten Tagen viel Gelegenheit. Er könnte ja mit seinen Ministerinnen und Ministern all die Maiandachten und Sonntagsgottesdienste besuchen oder bei den Bittgängen mitmarschieren. Dann könnten die Christen in diesem Lande mit eigenen Augen sehen, wie ernst es dem Ministerpräsidenten wirklich ist mit der christlichen Religion.