Damit Deutschland bis 2045 seine Klimaziele erreichen kann, müssen alle Städte und Kommunen bis Mitte 2026 einen Plan vorlegen, der zeigt, wie sie in Zukunft ohne Öl und Gas heizen wollen. Fluss- und Abwasserwärme könnten dabei eine Lösung sein.
Kein Platz für Luftwärmepumpen in historischen Stadtkernen
Zum Beispiel für Regensburg. Hier ist Armin Mayr für die städtische Wärmeplanung verantwortlich. Für Luftwärmepumpen sieht er vor allem in der historischen Altstadt wenig Möglichkeiten. Es fehlt an Platz für die klobigen Pumpenkästen, und auch der Denkmalschutz setzt enge Grenzen. Deshalb möchte er auf eine Form der Energiegewinnung setzen, die im Haus der Bayerischen Geschichte schon seit sechs Jahren erfolgreich zum Einsatz kommt: die sogenannte Abwasserthermie.
Abwasser wird nie kälter als 10 Grad
Dabei wird mithilfe von Wärmepumpen dem Abwasser Wärme entzogen und damit das Museum geheizt. Selbst im Winter liegen die Temperaturen des Abwassers bei mindestens bei 10 Grad. Das macht seine Energieausbeute deutlich effektiver als die der Luft. Abwasserwärme soll deshalb zum Beispiel auch bei der Wärmeversorgung des neuen Klinikums in Memmingen eine wichtige Rolle spielen.
Die Infrastruktur ist schon da
In einem Neubaukanal wurden dafür auf einer Länge von rund 260 Metern Wärmetauscher-Module verlegt. Aber auch in bereits bestehenden Kanälen ist deren Installation möglich, schwärmt Christian von Drachenfels, Projektentwickler der beauftragten Firma Uhrig: 'Das ist das Geniale, die Infrastruktur ist da. Das Abwasser ist da. Wir müssen es einfach nur nutzen."
In Regensburg ist Armin Mayr davon überzeugt, dass diese Technologie für die Zukunft der Wärmeversorgung seiner Stadt eine richtige Rolle spielen wird. Noch steht die Nutzung von Abwasserthermie ganz am Anfang. Würde man ihr Potenzial ausschöpfen, könnten damit immerhin bis zu zehn Prozent aller Haushalte klimafreundlich heizen. Das zeigt unter anderem eine Studie aus Baden-Württemberg.
Abwasserwärme allein reicht aber nicht
Klar macht diese Studie aber auch: Mit Wärme aus Abwasser allein werden sich Städte wie Regensburg nicht versorgen können. Und auch die Nutzung von Grundwasserpumpen zur Wärmegewinnung ist nur begrenzt möglich. Stadtentwickler Armin Mayr prüft deshalb die Möglichkeiten einer weiteren Energiequelle: die Abwärme der Donau. Eine Studie der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) hatte im April ergeben, dass theoretisch 20 Prozent aller bayerischen Kommunen den Großteil ihres Wärmebedarfs über Fluss-Wärmepumpen decken könnten. Aber gilt das auch für Regensburg an der Donau?
Hoffnungsträger: Abwärme aus Donauwasser
Die Donau, so Roland Scherzer von der Regensburger Wasser- und Energieversorgung (REWAG), ist ein eher kalter Fluss. Seine Langzeitmessungen machen deutlich: Ausgerechnet im Dezember und Januar, wenn der Heizbedarf am höchsten ist, fallen ihre Wassertemperaturen oftmals unter fünf Grad. Genau das sei kritisch. Man müsse dann die Wärmepumpen abschalten, damit sie nicht durch Eis beschädigt werden. Scherzer sieht aber zugleich einen Ausweg. Würde man das Donauwasser mit aufgewärmtem Kühlwasser von Industrieunternehmen mischen, bevor es durch die Wärmetauscher fließt, wäre diese Gefahr gebannt.
Eine Machbarkeitsstudie soll jetzt zeigen, ob die Idee tatsächlich technisch funktioniert und ob sie langfristig wirtschaftlich ist. Stadtentwickler Armin Mayr ist optimistisch. "Umweltwärme ist immer da, und wenn man die Anlagen gebaut hat, dann ist es eine tolle Sache, dann steht die Energie immer zur Verfügung." Wärme aus Fluss- und Abwasser seien wichtige Mutmacher, weil sie klarmachen, dass es auch ohne fossile Energieträger geht.
Im Video: Kommunale Wärmeplanung stellt Kommunen vor Probleme
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