Bildrechte: BR/Kilian Neuwert
Bildbeitrag

Schiffe in Regensburg

Bildbeitrag
>

Kreuzfahrtschiffe pumpen illegal Fäkalien in Flüsse

Kreuzfahrtschiffe pumpen illegal Fäkalien in Flüsse

Für Abwasser, das an Bord von Kreuzfahrtschiffen anfällt, gelten strenge Regeln. Das ungeklärte Einleiten in Flüsse ist verboten. Fraglich ist, wie ernst das die Branche nimmt. Bayerische Ermittler zweifeln an der Sauberkeit der weißen Flotte.

Von
Sebastian Grosser
Kilian Neuwert

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Bayerische Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Kreuzfahrtschiffe Abwässer illegal in Flüsse im Freistaat pumpen. Nach Polizeiangaben wurden bereits erste Strafverfahren eingeleitet.

Beispiel Regensburg, Ende September: Fast eine halbe Stunde lang pumpt ein Flusskreuzfahrtschiff ungeklärtes Abwasser in die Donau. Als die Wasserschutzpolizei auf eine schäumende Flüssigkeit aufmerksam wird, ist schnell klar, dass es kein Einzelfall war. Nicht zum ersten Mal sei Abwasser aus dem Schiff in die Donau geleitet worden, teilen die Behörden mit. Offiziell gilt ein Defekt der Bordkläranlage als Ursache für den Umweltfrevel. 

Zu wenig Sauerstoff wegen Abwasser

Fälle wie diesen hat die Regensburgerin Sigrid Braun schon öfter bemerkt, zuletzt Anfang Oktober. Braune Schwaden seien um zwei Schiffe gewabert. Abwasser, vermutet Braun. Auch in Passau ist das Problem bekannt. Der dortige Vorstand des Bezirksfischereivereins, Ralf Eibl, schlägt deshalb Alarm: Im Hafenbereich lagerten sich Fäkalien teils auf dem Grund des Flusses ab, sagt Eibl. Für Muscheln und Fischlaich bleibe zu wenig Sauerstoff.

"Seit Jahren kämpfen wir für intakte Fischbestände und durch solche Aktionen wird unsere ganze Arbeit für die Natur zerstört." Ralf Eibl

Tatsächlich kann das Einleiten ungeklärter Abwässer lokal sehr negative Auswirkungen auf die Wasserqualität haben, sagt Markus Venohr, der am Berliner Leibnitz-Institut für Gewässerökologie forscht. Inwiefern die Einleitungen aber dem Ökosystem der gesamten Donau schaden, sei schwer zu bewerten.

Hohe Dunkelziffer

Bayerische Ermittlungsbehörden gehen inzwischen mehreren derartigen Fällen nach. Fraglich ist aus Sicht der Polizei, wie genau es die Flusskreuzfahrt-Branche mit den strengen Vorschriften nimmt. Denn Abwässer ungeklärt in Flüsse einzuleiten, ist verboten.

Bei Kontrollen etlicher Schiffe sind Ermittler um Hauptkommissar Peter Schrembs von der Zentralstelle der Wasserschutzpolizei in Schwabach in Mittelfranken zuletzt auf Möglichkeiten gestoßen, mit denen sich Abwasser unbemerkt abpumpen lässt: Leitungen aus Sammeltanks enden demnach häufig knapp unter der Wasserlinie. Der Verschleiß von Ventilen und Anlagen ließe auf entsprechende Nutzung schließen, sagt Schrembs. Nicht zuletzt deshalb steht für die Ermittler eine hohe Dunkelziffer an Straftaten im Raum. Eingeleitet werden darf nämlich nur Wasser, das zuvor in einer eigenen Bordkläranlage gereinigt wurde. Rückstände wie Klärschlamm etwa müssen separat abgepumpt werden. "All das kostet Geld", sagt der Passauer Vorstand des Bezirksfischereivereins, Ralf Eibl, der finanzielle und zeitliche Gründe als mögliche Ursache für das Vorgehen nennt.

Der Branchenverband der Kreuzfahrtreedereien hat sich bislang nicht auf eine Anfrage geäußert.